ADRAMELCH - Irae Melanox (Deluxe Edition)
Mehr über Adramelch
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Underground Symphony
- Release:
- 01.10.2010
- Fearful Visions
- Zephirus
- Irae Melanox
- Lamenio
- Decay (Saver Comes)
- Was Called Empire
- Eyes Of Alabaster
- Dreams Of A Jester
- Cruel Times
- Winter Dusk
- Portals
- Adramelch
- Fearful Visions
- Dreams Of A Jester
- Was Called Empire
- Irae Melanox
Kult hat einen neuen Namen!
Es ist beinahe überflüssig über die Qualität dieses Albums zu schreiben, oder nicht? "Irae Melanox", 1988 erschienen, genießt in der Metalszene einen ausgezeichneten Ruf, beinahe einen Kultstatus und jeder, der sich auch nur halbwegs mit der Materie beschäftigt weiß, welchen Stellenwert der Erstling der italienischen Band ADRAMELCH inne hat. Als das Vinyl damals heraus kam, ging ein Ruck durch den schwermetallischen Untergrund, denn solche Musik hatte man bis dahin nicht gehört. ADRAMELCH gelang es, die Stimmung von frühen FATES WARNING und QUEENSRYCHE-Scheiben einzufangen, ohne die beiden Bands zu kopieren. Denn: ADRAMELCH stammen aus Italien und klingen daher auch niemals amerikanisch. Ein riesiger Pluspunkt, denn dadurch besitzt die Band einen immens hohen Originalitätsbonus. Hinzu kommt die Tatsache, dass das Klangbild des acht Songs umfassenden Vinyls ebenfalls sehr eigenartig erscheint. Ich kenne zumindest keine andere Produktion, die auch nur annähernd so klingt wie "Irae Melanox". Sicherlich werden Soundfetischisten mangelnde Dynamik, fehlende Bässe und Volumen vermissen, aber trotz oder gerade aufgrund dieser vielleicht sogar objektiv nachvollziehbaren Mankos, ist es eben auch genau dieses Klangbild, welches den Songs diese Ausstrahlung verleiht. Dazu addiert sich das fantastische schwarz/weiße Artwork, welches von Gitarrist Gianluca A. Corona gezeichnet wurde und die Stimmung des Albums hervorragend einfängt. Leider ist "Irae Melanox" seit geraumer Zeit nur noch schwer zu bekommen und so hat sich die Band dazu aufgerafft, eine Deluxe Edition in Eigenregie zu veröffentlichen, die aber nicht nur Neueinsteiger interessieren wird. Aber dazu im Detail später mehr.
Nach dem ich in der Einleitung schon blumig um den heißen Brei, sprich die Musik an sich, herum philosophiert habe, versuche ich in den nächsten Zeilen das beinahe Unmögliche: Ein Beschreibung des Gehörten. Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals von einem guten Freund und Tapetrader ein paar Songs auf einer Kassette zugeschickt bekam, nachdem er mir stundenlang am Telefon von dieser wahnsinnig tollen Band vorgeschwärmt hatte. Der erste Song auf dem Band war 'Decay (Saver Comes)'. Und schon bei dieser 450 Sekunden langen Nummer wusste ich, dass ich dieses Album haben musste. Das war schon nicht mehr toll, das war atemberaubend. Die Parallele zu frühen FATES WARNING war in erster Linie in den treibenden, aber ungemein melodischen Gitarren wieder zu erkennen, aber wo der Connecticut-Fünfer gern mal verschachtelt wirkt, versprühen die Italiener ein mitreißendes Flair, welches unwillkürlich fasziniert. Der Zappelphilipp in mir beginnt sofort zu agieren. Ich weiß gar nicht, ob zuerst die Luftgitarre anstimmen möchte oder meine Airdrums in Angriff nehmen will. Dazu der Gesang von Vittorio Ballerio, dessen Stimme natürlich die Merkmale eines südeuropäischen Sängers aufweist, dabei aber zu keiner Sekunde nervig leidend oder quäkend klingt. Vielmehr gelingt es ihm, den Hörer mit seiner gleichzeitig kräftigen, wie aber auch zarten Stimme sofort anzusprechen. Hier passt einfach jede Facette zur anderen. Faktoren, die mich bei ähnlich gelagerten Bands stören würden, werden bei ADRAMELCH zum Bonus. Und dabei ist 'Decay (Saver Comes)' noch die Nummer, die am gradlinigsten ist. Was jetzt nicht heißen soll, dass wir auf dem Album progressiven Metal geboten bekommen. Gefrickelt wird bei ADRAMELCH nämlich gar nicht. So wird die Band sicherlich deshalb gern in die Progressiv-Schublade gesteckt, weil es ihr gelingt, exzellente Melodien über einander zu legen und somit Musik zu erschaffen, die für Freunde von Radiomusik sicherlich schwer erfassbar ist.
Aber das soll ja nicht unser Problem sein. Wenden wir uns nun den anderen Songs auf "Irae Melanox" zu, so muss ich erst einmal 'Zephirus' hervor heben. An dieser, im Midtempo angelegten Komposition, kann man wundervoll die Faszination der Musik von ADRAMELCH festhalten. Die elegante Melodieführung, die vor allem durch den herrlichen Stereoeffekt um ein weiteres gesteigert wird, das Variieren des Tempos und der heroische, aber nicht pathetische Gesang, alles dies sind Markenzeichen, die jeden einzelnen Song dieses Kunstwerkes zu einem Ohrgasmus machen. Obendrein gelingt es unseren Musikanten immer wieder das für unsere Musik so wichtige "Faustgefühl" mit einzubauen. Wer beim beinahe geschrieenen Wort "Zephirus!" nicht mit geballter Faust beinahe den Kronleuchter von der Decke zwirbelt, hört etwas anderes als ich. Ich bekomme ja schon Gänsehaut beim bloßen Schreiben über den Song.
Ähnlich ergeht es mir beim Gedanken an den Anfang des spritzigen Titelsongs, bei welchem man den Klassikbezug sehr schnell nachhören kann. Diese treibende Nummer ist rhythmisch sogar etwas hektisch gelagert und erfreut mit knackigen Basslinien. Total toll. Wie auch die Hitsingle 'Was Called Empire', welche schon damals klar gemacht hat, wie man europäischen Power Metal ohne Triolengejodel hin bekommen kann. Hammer!
Die nun vorliegende Deluxe Edition, in der sich neben einer digital überarbeiteten Version des ursprünglichen Album auch noch eine zweite Disc mit dem 87er Demo, sowie zwei bislang völlig unveröffentlichten Nummern befindet, setzt der Himbeercreme nun die Sahnehaube auf. Und zwar nicht nur, weil man klangtechnisch noch einiges aus dem Album heraus holen konnte, ohne die Atmosphäre zu zerstören und somit auch jugendlichen Ohren den Zugang zu dieser großartigen Musik leichter macht, sondern eben auch, weil es noch neue Musik und deutlich andere Versionen der bekannten Songs zu hören gibt. So brettern die Demosongs zwar etwas weniger elegant, aber dafür mit mehr Faust am Handgelenk aus meinen Boxen und 'Dreams Of A Jester' erfreut gar mit einem völlig anderen Chorus, der natürlich ebenfalls toll ist. Der Song 'Adranelch' stand bisher lediglich auf einem raren Sampler namens "Heavy Rebdezvous", den man aber im Veröffentlichungsjahr schon nicht mehr auftreiben konnte. Dass es sich hierbei natürlich um eine erstklassige Uptemponummer handelt, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Doch? Na, dann sei das hiermit auch erledigt. Bei 'Cruel Times' handelt es sich um ein feines Instrumental, welches unerwartet metallisch tönt. Entspannter Progmetal mit schönen Verflechtungen. Und 'Winter Dusk' ist eine gefühlvolle Rocknummer, die etwas an SIEGES EVEN erinnert. Ist das gut? Nee, das ist toll. Total.
So, deutlicher kann ich es nicht schreiben: Dieses Album ist ein Wonneproppen, eine musikalische Wundertüte, ein Kleinod, an dem man sich nicht satt hören kann. Und diese Edition ist so detail verliebt und liebevoll aufgemacht, dass man auch als Besitzer des Originales nicht an ihr vorbei kommt. Muss man haben.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae