AENIGMA - Aenigma
Mehr über Aenigma
- Genre:
- Neo Trash Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Daily Routine
- Fake
- Lost Love
- Blind Trunk
- Chase
- Farewell
Am 4. September fand unter der Bad Hersfelder Peterstorunterführung die nunmehr 5. Stadtjugendnacht statt. Bei der neben vielen verschiedenen Acts aus den unterschiedlichsten Genres auch die Band AENIGMA auftrat. Wie mir von Sänger Victor Dewald und Lead-Gitarrist Felix Gerlach im Vorfeld bescheinigt wurde, hatten sie recht widerwillig als Genre "Nu Metal" angegeben. Auf die Frage hin, in welches Genre sie sich selbst am ehesten einordnen würden, konnten sie mir keine richtige Antwort geben. Auch ich kann das heute nicht … und das ist nur eines von vielen guten Merkmalen, das diese Band auszeichnet.
Erst dieses Jahr hatte die fünfköpfige Band, deren Mitglieder gerade Mal zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren alt sind, beschlossen, ihr erstes Album als EP in Eigenregie zu veröffentlichen. Die ersten Lieder aus der Dose hörte ich allerdings auf dem Sampler zu oben erwähnten Event, und kam aus dem Staunen erst einmal nicht heraus. Von der mit MACHINEHEAD-Covern angereicherten Liveshow war hier nämlich nichts mehr zu finden. Ähnlich überraschend präsentiert sich dann auch die EP. Zwar hat diese Promo, wie fast jede, das Handicap, rein soundtechnisch nur begrenzte Möglichkeiten zu bieten, doch es wurde ein angenehmer Mix gefunden, der vor allem keine nervigen Fehler aufweist. Inhaltlich muss sich die Platte überhaupt nicht vor typischen Vorurteilen wie Unausgegorenheit oder gar schlichter Einfallslosigkeit verstecken. Statt der erwarteten Wuttiraden finden sich durchdachte und komplexe Songstrukturen.
Eingängige Melodien werden gepaart mit überraschend vielseitigem Drumming, und Sänger Victor legt seine eigentümliche Stimme auf Lieder, die instrumental ein durchweg hohes Niveau halten. Insgesamt ist seine Stimme allerdings noch ausbaufähig, im gleichen Moment aber auch bereits sehr gut, und was das Wichtigste ist: signifikant! Besonders der Opener 'Daily Routine' setzt die Messlatte gleich ganz oben an. Spätestens als dann sogar noch Doublebass und komplexe, gut eingesetzte Gitarrensoli zum Einsatz kommen, fällt die Kinnlade endgültig runter und man wird sich bewusst, dass diese Band über unerwartet hohes musikalisches Potenzial verfügt. Auch wenn dies schon nach jeder Menge Lorbeeren klingt, ist es noch nicht das Ende der Fahnenstange. Denn erstklassig ist auch die Abwechslung, die man trotz der nur sechs Lieder erreicht. Dementsprechend schwierig ist es, die Band in irgendeiner Schublade unterzubringen. Sämtliche Genres werden abgegrast, ohne jedoch dabei den eigenen Stil aus den Augen zu verlieren. Ob reiner Hardrock mit 'Daily Routine', Balladen wie 'Lost Love' und 'Farewell' oder die mit Speedmetal-Parts glasierte Nummer 'Chase'. Wenn man bei einer Promo überhaupt schon von einem eigenen Stil der Band sprechen kann, dann ist das quasi schon die höchste Ehre. Bei AENIGMA kann man es.
Trotz der Lobeshymnen gibt es aber natürlich ausbaufähige Ecken und Kanten. Eine gelungene Trennung zwischen klarem Gesang und dunklem Brüllen gelang leider nur bei 'Blind Trunk'. Überhaupt ist es nicht Victors Stärke, zu kreischen oder zu schreien, was er leider zu häufig versucht. Diese Tatsache macht das Lied 'Fake', obwohl instrumental absolut okay, von der Vocal-Seite im Refrain etwas kaputt, um nicht zu sagen: peinlich. Ähnlich sieht es bei 'Chase' aus, wobei dieses Stück noch sehr gut die Kurve kriegt.
Leider hört man auch ein klein wenig, dass dieses Album live eingespielt wurde, an ein paar kleineren Hüpfern in den Notenlinien. Schlussendlich kann man jedoch nur ein überaus positives Resümee ziehen, denn mit dem letzten Stück 'Farewell' übertrifft sich die Band noch einmal selbst. Hier kommen für die stilistische Umsetzung der Melodie sowohl Akustikgitarre als auch Piano und Geige zum Einsatz. Zwar wurden zumindest letztere von einem Gastmusiker eingespielt, doch da Doping in diesem Sinne nicht verboten ist, ist das ja auch egal. Letztlich ist 'Farewell' der stärkste Song, wenn auch der weichste des Albums.
Fazit: Absolut hörenswert, egal, welches Genre man bevorzugt. Wer sich selbst überzeugen will, kann die Disc für 6 Tacken bei Victor Dewald, Nuernberger Str. 43, 36211 Alheim-Heinebach, Tel: 05664/6090 ordern.
- Redakteur:
- Michael Langlotz