AEPHANEMER - A Dream Of Wilderness
Mehr über Aephanemer
- Genre:
- Symphonic Melodic Death / Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 19.11.2021
- Land Of Hope
- Antigone
- Of Volition
- Le Radeau de La Méduse
- Roots And Leaves
- Vague à l'âme
- Strider
- Panta Rhei
- A Dream Of Wilderness
- Old French Song (Bonustrack)
- Le Radeau de La Méduse (French Version - Bonustrack)
Nicht der erwartet starke dritte Streich ...
In den letzten Jahren hat mich kaum eine Band so positiv überrascht wie die Franzosen AEPHANEMER, denen ich angesichts der beiden bisherigen Alben "Memento Mori" und "Prokopton" eine große Zukunft im Melodic Death Metal prophezeit habe. War ich damit etwas vorschnell? Nun, das muss der Vierer aus Toulouse nun mit dem dritten Langspieler beweisen, den man ja typischerweise als das Make-Or-Break-Album in der Karriere einer Band ansieht, und der zwei Jahre nach "Prokopton" unter dem Namen "A Dream Of Wilderness" auf die Metalgemeinde losgelassen wird.
Los geht es erst einmal mit dem symphonischen Intro 'Land Of Hope', das eine epische Stimmung verbreitet und trotz teilweise doch etwas günstig klingender Orchester-Samples die Spannung auf den hoffentlich folgenden Melodic-Death-Abriss steigert. Die Ernüchterung folgt aber auf dem Fuße mit 'Antigone', das überhaupt nicht nach dem bisherigen Schaffen des Quartetts klingt. Neben einem deutlich präsenteren Black-Metal-Einfluss klingt der eigentliche Opener nämlich eher so, als hätte man ENSIFERUM durch die 8-Bit-Mangel gedreht und den abgedrehten Soundtrack für ein Nintendo-Spiel kreiert. Zugegeben, in der zweiten Hälft überzeugt die Nummer dann doch in Teilen und mit mehr Hördurchläufen gewöhnt man sich an die doch sehr billigen Orchester-Samples, den Flair eines etwas zu fröhlichen Arcade-Game-Soundtracks kann 'Antigone' dennoch nicht ablegen. 'Of Voilition' macht da beim symphonischen Anteil des Sounds schon einen deutlich besseren Eindruck, dafür klingen dieses mal die Gitarren-Leads verdächtig nach "Super Mario" und machen mir auch diesen Song irgendwie madig.
Wird es wenigstens mit 'La Radeau de La Méduse' besser? Nicht wirklich, denn auch wenn der Song mit einem interessanten Mix aus Black Metal, Schwedentod und Klargesang punktet, ist auch hier das synthetische Orchester phasenweise wieder viel zu sehr in den Vordergrund gemischt, was schlussendlich sogar mich, als ausgewiesenen Fan solcher Stilmittel im Metal-Kontext, zunehmend nervt. Erst 'Roots And Leaves' bekommt endlich den Balanceact zwischen metallischer Härte und orchestralem Pomp hin und entpuppt sich als erster Höhepunkt des Langdrehers. Auf dem Fuße folgt mit 'Strider' ein weiteres Stück angeschwärzten Melodic Death Metals, das mich vom Fleck weg mitreißt, bevor 'Panta Rhei' mit seinen neoklassischen Gitarrrenläufen hörbar dem viel zu jung verstorbenen Alexi Laiho Tribut zollt und gerade dank der famosen Gitarrenarbeit zu meinem persönlichen Höhepunkt avanciert. Der Titeltrack balanciert anschließend mit extrem präsenten Orchestrationen hart an der Grenze zum Kitsch, bekommt aber dank erneut wunderbaren Beiträgen der Sechssaiter so gerade noch die Kurve.
Also, quo vadis AEPHANEMER? Das mag ich angesichts des dritten Langeisens nicht endügltig zu beantworten, denn zur Hälfte haben wir es hier mit einem wirklich starken Stück Blackened Melodic Death Metal zu tun, das die Schönheit eines Orchesters mit der harten Kante des Schwermetalls gekonnt verbindet und gleichzeitig das Erbe von Göteborg-Recken wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY fortführt. Die andere Hälfte ist dafür sehr kitschig geraten und leidet vor allem unter den viel zu synthetisch klingenden Orchestrationen, weshalb für mich "A Dream Of Wilderness" auch als bisher schwächstes Album der Bandgeschichte über die Ziellinie geht.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs