AEROSMITH - Night In The Ruts
Mehr über Aerosmith
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- Columbia
- Release:
- 31.10.1979
- No Surprize
- Chiquita
- Remember (Walking In The Sand)
- Cheesecake
- Three Mile Smile
- Reefer Head Woman
- Bone To Bone (Coney Island White Fish Boy)
- Think About It
- M.I.A.
"Night In The Ruts" ist meiner Meinung nach die beste Scheibe der Rock-Ikonen AEROSMITH: Ein verdammt geradliniges, hartes, bluesiges und leicht psychedelisches Album, das den schmalen Grat zwischen Hardrock und Heavy Metal beschreitet. Genau diese Eigenschaften, verbunden mit Stiltreue, Abwechslung und Drive, machen es so unheimlich gut.
In
'No Surprise'
besingen AEROSMITH die Anfangstage ihrer Karriere. Ein geradliniger Rhythmus, volltönend schnurrende Bässe, blues- und benzin- und psychedelica- getränkte E-Gitarrenriffs und Steven Tylers energische Rockröhre ziehen alle an einem melodischen Strang und bringen den Song auf mitreißende Weise nach vorne. Der perfekte Einstieg in ein perfektes Album.
'Chiquita'
hat einen richtig satten Groove. Pumpende Schlagzeugrhythmen, volltönende Bassspuren und sich psychedelisch umrankende, schwere Gitarrenriffs ziehen eine dichte Klangwand mit teils verschachteltem Rhyhtmusgefüge auf, die mit fett schnarrenden Bläsern bemalt wird. Der leidenschaftliche Gesang lässt Funken bis zum Himmel stieben, der Song vermittelt den Eindruck eines wild auflodernden Feuers. Hardrock vom Feinsten, der fett aber nicht träge, vollgepackt aber nicht bombastisch ist.
'Remember (Walking In The Sand)'
ist eine Coverversion [G. MORTON], die in schleppender Bluesform vorgetragen wird; seine äußerst deftige Instrumentierung (leidende E-Gitarrensoli ziehen sich wie Käsefäden, schwerste Bässe, ein packend harter Schlagzeugrhythmus und ein eindringlich wabernder Frauenchor) tritt allerdings gegen den eindringlichen, aufopferungsvollen Gesang beinahe in den Hintergrund.
'Cheese Cake'
treibt das dreckige Bluesgefühl weiter auf die äußerste Spitze: Halb wachsen, halb rutschen die Töne der Saiteninstrumente ineinander, jegliche Grenzen verschwimmen. Einzig das blechern und wie aus der Ferne herüberhallende, doch präzise Schlagzeug sorgt für Sicherheit. Organischer kann Hardrock gar nicht klingen.
'Three Mile Smile'
schafft es nicht ganz, den aufgewühlten Rhythmus und die psychedelisch ausufernden Gitarrenlinien zusammenzubringen. So entsteht eine ganz besondere Spannung, die dem Song einen eigentümlichen Charakter verleiht, ihn aber auch anstrengend macht. Außerdem geht das Stück ziemlich schnell voran, ist mithin auch das "härteste" der Platte.
'Reefer Head Woman'
hat so einen furchtbar schleppenden Groove (Schlagzeug und Bass), den man im Geiste immer beschleunigen möchte. Joes Leadgitarre heult denn auch mit verzweifeltem Heroismus dagegen an, aber die Haschzigarettenfrau ist unbeirrbar. Auch Stevens herzzerreißende Mundharmonikasoli ändern nichts daran, und so bleibt ihm nur, mit bluesgetränkter, schmerzverzerrter Stimme sein Leid zu klagen.
'Bone To Bone (Coney Island White Fish Boy)'
rockt am krassesten ab: Ein simpler Rhythmus schiebt hart angeschlagene Bassriffs und rotierende Gitarrenlicks mit mächtig Dampf voran, und Mr. Tyler kreischt und krächzt, dass es eine wahre Freude ist.
'Think About It'
ist höllisch treibend, wenn auch in gemäßigtem Tempo. Dieses ist nach der vorangegangenen Verausgabung auch dringend nötig - außerdem bietet es mehr Spielraum für die infernalisch röhrenden Psychedelia-Gittarrenläufe und die kehligen Artikulationen des schlichtweg prächtigen Gesangs. Melodisch zelebrierte Strudelfahrten und hart überkrischene Rhythmusexzesse leiten ein grandioses Finale ein.
'Mia'
setzt dem Album einen verträumten, romantisch dahinfließenden Schlussstein, wie man ihn nicht zu wünschen gewagt hätte; sehnsüchtig-gutmütige E-Gitarrenläufe und romantisch-melancholische Klavierbegleitung halten sich die Waage; Steven Tyler aber singt so schön und in sich gekehrt, wie man ihn zuvor noch nicht gehört hat. Da vergisst man jedes Mal wieder all die halbherzigen Balladen, die diese Band später abgeliefert hat. So, wie man alles um sich herum vergisst ...
Wer eine halbwegs gut sortierte Classic-Rock-Sammlung sein Eigen nennt, wird NIGHT IN THE RUTS bereits besitzen. Allen Bluesrock-, Hardrock- und Heavy-Metal-Fans ohne besonders ausgeprägte Sammelleidenschaft sei das Album selbstredend ebenso ans Herz gelegt.
Anspieltipps:
No Surprize, Cheesecake, Reefer Head Woman, Bone To Bone, Think About It
- Redakteur:
- Eike Schmitz