ÄRZTE, DIE - Devil
Mehr über Ärzte, Die
- Genre:
- Punkrock
- Label:
- Sony BMG
- Release:
- 21.10.2005
- Ärzte-Theme (Instrumental)
- Scheißtyp
- Paul
- Kamelralley
- Frank'n'stein
- El Cattivo
- Claudia hat 'nen Schäferhund
- Mädchen
- Mr. Sexpistols
- Micha
- Zu Spät
- Roter Minirock
- Schlaflied
- Teenager Liebe (feat. Alex Knabben)
- Grace Kelly
- Ärzte-Theme (feat. Alex Knabben)
- Claudia hat 'nen Schäferhung (Unikum-Tapesammler)
- Füße vom Tisch
- Teddybär (Videoclip)
- Schlaflied (Videoclip)
Wir schreiben das Jahr 1984. Der Verfasser dieser Zeilen steckt in den Anfängen seiner Pubertät und wird tagtäglich im Radio von DURAN DURAN, A-HA oder NINO DE ANGELO gegeißelt. Bis sich eine Berliner Punkband mit ihrem Debüt "Debil" Gehör verschafft und die geschundenen Ohren zu heilen vermag. Daher wohl auch der Name DIE ÄRZTE.
Ganze drei Jahre lang durften Farin Urlaub, Bela B. und Sahnie ihr Unwesen mit Claudia, Paul und Micha treiben, ehe dem die "Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften etc." (BPJS) ein jähes Ende bereitete und die Scheibe auf den Index setzte, da die damalige Jugend noch nicht mit vierzehn wild durch die Gegend poppte, sämtliche Drogen kannte und auch keine Alkopops zur Verfügung hatte. Einen besseren Werbeeffekt hätte man im Nachhinein betrachtet nicht erzielen können, auch wenn DIE ÄRZTE kurzzeitig vor dem völligen Aus gestanden haben. Kurzerhand entschloss man sich seinerzeit, die von der Prüfstelle verbannten Stücke 'Claudia hat 'nen Schäferhund' und 'Schlaflied' mit anderen anzüglichen Songs mit dem Album "Ab 18" wiederzuveröffentlichen und die Plattendealer dazu zu verdonnern, dieses nur an volljährige Käufer zu verticken. Wohl dem, der seinerzeit aufgeschlossene Eltern hatte.
Zwanzig Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung, genauer gesagt am 29. Oktober 2004, kommt die BPJS zu dem Entschluss, dass man die Musik nicht mehr länger unseren heranwachsenden Jugendlichen vorenthalten muss, da diese schon mit zwölf schwanger werden (und nicht von ihrem Hund …), mit fünfzehn mindestens einmal in der Notaufnahme aufgrund einer Alkoholvergiftung gelandet sind und mit achtzehn in Talkshows ein und aus gehen, um über ihren hundertsten One-Night-Stand bzw. ihre dritte Abtreibung zu berichten. Die sind weißgott härteren Stoff gewöhnt. Danke BPJS, dass ihr uns seinerzeit und all die Jahre vor diesem Album beschützt habt, was wäre wohl sonst aus unserer Gesellschaft geworden …
Doch kommen wir zum eigentlichen Thema, dem Album. Aus "Debil" wurde kurzerhand "Devil". Die Scheibe enthält neben den altbekannten dreizehn Klassikern, fünf mehr oder weniger interessante Bonustracks (u. a. 'Teenager Liebe', 'Füße vom Tisch) und zwei Videoclips ('Teddybär'/'Schlaflied'). Es ist schön, mal wieder die alten Partykracher wie 'Paul', 'Mädchen' oder 'Zu spät' in ihrer ursprünglichen Form zu hören und festzustellen, dass man selbst nach fast zwanzig Jahren noch die Texte fehlerfrei mitsingen kann. Für alte Menschen wie unsereins ist "Devil" sehr nostalgisch. Alle Jungspunde werden mit Entsetzen feststellen, dass DIE ÄRZTE ja mal wirklich Punkrock gemacht haben, heutzutage würde ich die Musik eher in die Kategorie "Deutschrock" einsortieren, ohne jedoch die Band hiermit abzuwerten. Auch die musikalische Weiterentwicklung dürfte hierzu beigetragen haben. Denn ohne Zweifel dürfen DIE ÄRZTE heutzutage als anerkannte und gestandene Musiker bezeichnet werden, wovon sie im Jahre 1984 noch meilenweit entfernt waren.
"Devil" gehört in jede ordentliche Platten/CD-Sammlung!
Anspieltipps: eigentlich alles außer 'Füße vom Tisch'
- Redakteur:
- Frank Hameister