AETAS OBSCURA - Frühlingsgefühle
Mehr über Aetas Obscura
- Genre:
- Gothic / Death / Ambient
- Tragik & Passion (Intro)
- Zerfall
- Lethargie
- Ein Dunkles Zeitalter
Auch nicht schlecht: Eine Demo-CD mit wirklich schönem, selbstgebasteltem Booklet aus dem Tintenstrahldrucker, dafür keine Info zur Band, welche den Dankesworten im Booklet zufolge aus Baden-Württemberg stammen dürfte. Endlich mal eine Scheibe, die man sich völlig unbefangen und unbeeinflusst von jeglicher Art von Propaganda und Werbetexten erschließen kann. Dann wollen wir mal sehen ...
Musikalisch präsentiert sich der Tonträger sehr kalt, atmosphärisch und düster, so dass der Titel "Frühlingsgefühle" ein wenig nach bitterer Ironie klingt. Lediglich die verträumte instrumentale Einleitung, die leicht an den Space-Prog der späten Sechziger und frühen Siebziger erinnert, mag so richtig zum Landschaftsidyll auf dem Umschlag passen, doch auch hier erheben sich bereits düstere Vorahnungen, die sich im ersten Stück manifestieren werden. Die schwermütigen deutschsprachigen Texte von 'Zerfall' werden von Sänger Marc Baum in einer Mischung aus finsterem, entrücktem Sprechgesang und kehligen Growls vorgetragen, während die musikalische Seite von dem in Moll gehaltenen Wechselspiel von Keyboard und klaren Gitarrenklängen lebt, das in den aggressiven und verzweifelten Momenten von leider etwas dumpf abgemischten verzerrten Gitarren durchbrochen wird. Bei 'Lethargie' kommt das träumerische Element wieder stärker zum Tragen. Die elektrische Leadgitarre von Darius Mozgiel erhält mehr Raum und harmoniert angenehm mit dem Piano, während sich der Gesang von Vers zu Vers in immer aggressivere Bereiche steigert. Das für meinen Geschmack stärkste Stück haben sich AETAS OBSCURA mit 'Ein Dunkles Zeitalter' - dessen Titel meinen eingestaubten Lateinkenntnissen zufolge dem Bandnamen entspricht - für den Schluss aufgehoben. Hier gefällt mir der Wechsel zwischen Flüstern und aggressiverem Gesang besser als zuvor und auch die Gitarrenarbeit sagt mir eher zu, da sie hier am druckvollsten und prägnantesten rüberkommt. Dass die Band auf einen Drumcomputer zurückgreift, empfinde ich selbst zwar nicht als störend, doch erklärten Liebhabern des Trommelhandwerks soll diese Information nicht vorenthalten werden.
Die stilistische Einordnung von AETAS OBSCURA ist sehr schwer, wobei sich aber durchaus Einflüsse aus verschiedenen Genres ausmachen lassen. Die Musik ist in jedem Fall sehr schwermütig und melancholisch, streckenweise aber auch durchaus aggressiv und hasserfüllt. Sie weist Anklänge an den Bereich der schwarzen Szene und die damit verbundene Art von Gothic-Musik auf, manchmal zitiert sie aber auch getragenen, leicht doomigen Death Metal mit Ambient-Einflüssen. Von der allgemeinen Ausstrahlung her meine ich auch einen starken Einfluss der "Vanitas-Art" auf das Schaffen des Quartetts auszumachen, aber in eine Schublade lässt sich die Band im Endeffekt nicht quetschen. Mir selbst fällt der Zugang zu dieser Demo-CD schwer, da ich auf emotionaler Ebene wenig in den lyrischen und musikalischen Visionen der Band finde, das mich direkt berührt. Zwar bin ich durchaus ein Freund traurigen und schwermütigen Metals, finde mich dabei aber eher in allen traditionellen Spielarten des Doom wieder als in dieser für meinen Geschmack recht bizarren Nische, in der es sich AETAS OBSCURA bequem gemacht haben. Ich vermisse wirklichen Druck und echte Schwere bei den Gitarren und auch der Gesang ist weitgehend nicht so ganz mein Fall. Trotzdem will ich damit keineswegs jemanden davon abhalten, sich einmal näher mit dieser Band zu beschäftigen, da sie definitiv einen nicht zu unterschätzenden künstlerischen Anspruch an den Tag legt und ich mir durchaus vorstellen kann, dass es für diesen Sound Liebhaber geben dürfte.
Anspieltipps: Tragik & Passion, Ein Dunkles Zeitalter
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle