AFTER EARTH - The Rarity Of Reason
Mehr über After Earth
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 18.08.2023
- The Rarity Of Reason
- Prometheus
- Through Hidden Space
- Legions
- Human Slave Machine
- Undermine My Suffocation
- Anguish To Dust
- I Am What Remains
Solider, aber auch unauffälliger Einstand für die schwedischen Melodic-Deather.
Es ist ein kleines Wunder, dass mit "The Rarity Of Reason" nun das Debüt der Schweden AFTER EARTH in den Startöchern steht, denn viel komplizierter hätte der Entstehungsprozess nicht verlaufen können. Erst nahm Corona dem Vierer nach der ersten EP "Before It Awakens" den Wind aus den Segeln, dann verließen die beiden bisherigen Gitarristen kurz vor den Aufnahmen die Band, sodass schlussendlich Schlagzeuger Anton Vehkaperä und Basser Olof Öman die Gitarrenarbeit untereinander aufteilen mussten, damit die Platte fertiggestellt werden konnte. Alles andere als ideale Vorraussetzungen für die Arbeiten an einem Debütalbum also. Ob die turbulente Geschichte hinter der Platte auch einen Einfluss auf die Qualität der Musik hatte, gilt es entsprechend nun näher zu beleuchten.
Doch ordnen wir den Vierer, der bei kommenden Live-Aktivitäten übrigens von den beiden Gitarristen Jonathan Ahlin und Ludvig Andersson unterstützt werden wird, erst einmal musikalisch ein: Hier dürfte es angesichts der Herkunft der Band niemanden überraschen, dass auch AFTER EARTH die primäre Inspiration aus Göteborg bezieht und sich vor allem am DARK TRANQUILLITY-Frühwerk und der mitteleren Dekade des IN FLAMES-Katalogs (alles zwischen "Clayman" und "Come Clarity") orientiert. Dabei fehlt dem eröffnenden Titeltrack allerdings noch das Händchen für die ganz großen Melodien und melodisch angehauchten Riffs, weswegen die Nummer eher als Melodic-Death-Durchschnitt durchgeht und mich noch nicht aus den Socken haut.
'Prometheus' macht da an zweiter Stelle der Trackliste schon eine bessere Figur, mischt den deutlichen IN FLAMES-Vibes eine dezente Portion AMON AMARTH bei, die sich vor allem in den Vocals von Fronter Marcus Rydstedt niederschlägt. Dazu höre ich auch zu keinem Moment heraus, dass hier an der Gitarrenfront mit so vielen Kompromissen gearbeitet wurde, denn gerade die Sechssaiter betonen die Göteborg-Trademarks hervorragend und tragen den Track auf ihren Schultern. Trotzdem fehlen mir trotz gesteigerter Qualität auch weiterhin die ganz großen melodischen Momente, die sich im Gedächtnis festbeißen und die den Langspieler über das Durchschnittsniveau des Genres erheben könnten. Ein Umstand, der sich leider wie ein roter Faden durch die erste Hälfte des Langdrehers zieht. Doch gerade wenn man in diesem Punkt schon aufgeben will, zaubern die Schweden mit dem melodischen und mit Hit-Potential gesegneten 'Undermine My Suffocation' und dem fiesen Groove-Stampfer 'Anguish To Dust' doch noch zwei Tracks aus dem Ärmel, die sich vor der Konkurrenz im Genre nicht verstecken müssen und für mich entsprechend auch die klaren Anspieltipps auf diesem Langdreher markieren, der übrigens von einer druckvollen und aufgeräumten Produktion veredelt wird.
Trotz dieser späten Hochphase ist "The Rarity Of Reason" noch keine Scheibe, die mich komplett überzeugen kann. Für ein Debüt demonstriert der Silberling trotzdem schon viele gute Ansätze und lässt hoffen, dass die Schweden mit etwas mehr Stabilität im Lineup und Erfahrung zu einem echten Geheimtipp für IN FLAMES-Fans werden könnten, die das Werk der Genre-Legenden rund um die Jahrtausendwende schmerzlich vermissen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs