AGABAS - Hard Anger
Mehr über Agabas
- Genre:
- Prog Death Metal / Jazz
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 13.06.2025
- Kjaerlighet for alle
- Jaevla menneske
- En vakker himmel
- La blodet flomme
- Se det for deg
- Vis meg alt
- Rate
- En enkel sjel
- Arv
- Pa apent hav
Jazz triff Death Metal?
Der Wahnsinn hat einen neuen Namen: AGABAS! Ihr meint, ich greife damit vielleicht etwas zu weit? Nun, dann wartet erst einmal ab, was für ein heikler und anspruchsvoller Stilmix euch auf "Hard Anger" erwartet. Die Norweger selbst nehmen für sich nämlich in Anspruch, das Genre Deathjazz erfunden zu haben. Auch wenn jazzige Elemente wie das Saxophon schon bei diversen Prog-Kollegen in der Vergangenheit Anwendung fanden, hat noch niemand sonst den Grenzgang zwischen Jazz und Death Metal so weit getrieben, wie es dieses Sextett hier tut.
Dabei sieht das Ganze auf den ersten Blick eigentlich unauffälig aus, denn der Titel des Openers 'Kjaerlighet for alle' bedeutet übersetzt soviel wie "Liebe für alle" und könnte damit wohl auch einen Song benennen, der beim Eurovision Song Contest im Teilnehmerfeld stehen könnte. Sollte sich AGABAS allerdings jemals für eine Teilnahme entscheiden und es als Exot auf die Eurovision-Bühne schaffen, würden wohl vor den heimischen Fernsehgeräten Köpfe reihenweise platzen. Denn selbst ich als durchaus erprobter Extreme-Metal-Fan, dem im Rahmen der Arbeit für POWERMETAL.de schon so einige avantgardistische Experimente auf den Tisch geflattert sind, empfinde den Erstkontakt mit den Norwegern als große Herausforderung. Dabei sind die Anfangsminuten dank punkiger Black-Metal-Attitüde, die den Song mit großem Tempo voranpeitscht, durchaus zugänglich und auch das manische Geschrei von Fronter Sondre Sorensen Bronstad ist ansprechend. Doch spätestens wenn sich am Ende die im Jazz verankerte Ablehnung für klare Melodien und das Saxophon zusammentun, kann ich quasi spüren, wie sich meine Gehirnwindungen verknoten.
Auch im weiteren Verlauf bleibt "Hard Anger" ein Wechselbad der Gefühle. So ist 'Jaevla menneske', bei dem übrigens die Kollegen von SHINING als Gäste mit an Bord sind, über weite Strecken hinweg ein spannender Grenzgang zwischen MESHUGGAH und Black Metal. Doch wenn man sich gerade an den durchaus groovigen Sound gewöhnt hat, zerbröselt dank Saxophon und manischen Jazz-Gitarrenläufen wieder jeglicher Hörfluss und auch meine Begeisterung schwindet. 'Se det for deg' bleibt somit mein einziger wirklicher Kandidat für einen Anspieltipp, denn hier bleiben die Jazz-Verrücktheiten zumeist im Hintergrund und der Track darf seinen eigentlichen Charakter ungestört entfalten, wobei sich hier insgesamt ein wirklich biestiger und herrlich aggressiver Angriff auf die Lauschmuscheln aus den Boxen schält.
Insgesamt werde ich mit AGABAS und "Hard Anger" aber dennoch nicht warm. Doch das könnte auch ein gänzlich persönliches Problem sein, denn handwerklich gibt es eigentlich wenig zu meckern. Die Songs sind toll eingespielt und kompositorisch muss man auf einige der Wendungen überhaupt erst einmal kommen. Leider mag ich es aber, wenn trotz proggiger Experimentierfreude etwas mehr Hörfluss aufkommt, weshalb ich am Ende auch nur zu 6,5 Zählern für dieses oftmals doch nervenaufreibende Erlebnis komme. Während ich mir nun aber eine Ibuprofen gegen die latenten Kopfschmerzen gönne, empfehle ich euch, AGABAS selbst einfach mal anzutesten. Mit einer gewissen Jazz-Affinität findet ihr den Deathjazz der Norweger ja vielleicht deutlich besser als ich und kommt zu einer gänzlich anderen Bewertung.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs