AGATHODAIMON - Chapter III
Mehr über Agathodaimon
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 05.11.2001
- An Angel´s Funeral
- Spirit Soldier
- Paradise Beyond
- The Ending Of Our Yesterday
- Past Shadows
- Yesterday´s Reprise
- Departure
- Sacred Divinity
- Burden Of Time
Mit dem ´98er-Debut "Blacken The Angel" legten die Mainzer AGATHODAIMON den Grundstein für die Entwicklung einer der besten deutschen Extrem-Metal-Acts. Zu Recht von Fans und Presse abgefeiert, ist "Blacken The Angel" bis dato das erfolgreichste Debutalbum einer einheimischen Schwarzmetallband. Der Nachfolger "A Higher Art Of Rebellion" konnte meines Erachtens dieses hohe Niveau nicht ganz halten, da man zum einen deutliche Abstriche in Sachen Produktion machen musste, zum anderen aber auch einfach zu viel wollte. Der Verlust einer klaren musikalischen Linie und von nachvollziehbaren Arrangements war die Folge.
Doch AGATHODAIMON haben nicht aufgesteckt und mit "Chapter III" das, so viel sei vorweggenommen, mit Abstand stärkste Album der bisherigen Bandgeschichte eingespielt.
Von den ersten Klängen des Openers "An Angel´s Funeral" bis zum Ausklingen von "Burden Of Time" gibt es Black Metal auf dem höchsten Niveau zu genießen, und doch viel mehr als das: AGATHODAIMON beginnen manchmal ein wenig DISSECTION-like, streuen aber gut durchdachte und passende Clean-Vocal-Parts sowie klasse eingespielte melodische Gitarrensoli ein, was von Anfang an deutlich macht, dass hier Grenzen überschritten, ja gesprengt werden. Von kurzen elektronischen Intermezzi schrecken die Jungs dabei genauso wenig zurück wie vor einer Hommage an die Prog-Götter MARILLION bei der überragenden Ballade "Sacred Divinity", einem Stück, welches ohne Weiteres aus deren Feder hätte stammen können - vom Refrain mit aggressivem Gesang mal abgesehen. Sänger Akaias bringt es dabei sogar fertig, mit einem fast perfekten British-English-Akzent zu singen.
"Spirit Soldier", ein lupenreines BM-Stück, bei dem gekonnt mit der Dynamik jongliert wird, ähnlich wie "Paradise Beyond", dessen vertracktes Opening-Riff aber klar macht, dass hier keineswegs nur stumpfes Geknüppel geboten wird.
Bei getrageneren Stücken wie "The Ending Of Our Yesterday" kommen besonders die herausragenden Clean Vocals sehr gut zur Geltung, die das Gesamtbild aber glücklicherweise nie in kitschige Gothic-Gefilde abrutschen lassen. Weit ausladende, epische Melodien bestimmen ebenso die musikalische Landschaft wie aggressive, schnelle Parts oder gar akustische Zwischenspiele. AGATHODAIMON haben sich erneut keine stilistischen oder musikalischen Grenzen gesetzt, schaffen es aber im Vergleich zum Vorgängeralbum, wie aus einem Guss zu klingen, alles wirkt sehr schlüssig und nachvollziehbar.
Mit dem offbeat-betonten "Past Shadows" gelingt es ihnen sogar, einen hitverdächtigen Song auf Silikon zu bannen, der weitaus mehr bietet als eine augenzwinkernde Anlehnung an PARADISE LOST und IN FLAMES, genau wie "Departure" auch nur oberflächlich leicht an CREMATORY erinnert.
Beim abschliessenden "Burden Of Time" ziehen AGATHODAIMON nochmals alle Register aus der extremen Kunst und liefern den bisher technisch anspruchsvollsten Song der Bandgeschichte ab, der besonders durch intelligentes Gitarren- und Schlagzeugspiel, nette Tempowechsel und den teilweise zweistimmigen Gesang zu begeistern weiss.
Den Domstädtern ist mit "Chapter III" ein beeindruckendes Lehrstück in Sachen Emanzipation in einem Genre, in dem die stilistischen Grenzen eng gesteckt sind wie in kaum einem anderen, gelungen, und ganz nebenbei haben sie sich musikalisch enorm weiterentwickelt.
Dieses Album ist ein vollendetes Kunstwerk, welches beweist, wieviel man aus der oftmals verächtlich betrachteten Black Metal-Basis machen kann, insofern man mit offenen Augen und ohne stilistische Scheuklappen durch die Welt läuft.
Mein persönlicher Favorit für das Album des Jahres.
Anspieltipps: An Angel´s Funeral, Spirit Soldier, Past Shadows, Sacred Divinity
- Redakteur:
- Rouven Dorn