AGHORA - Formless
Mehr über Aghora
- Genre:
- Prog
- Lotus
- Atmas Heave
- Moksha
- Open Close The Book
- Garuda
- Dual Alchemy
- Dime
- 1316
- Fade
- Skinned
- Mahayana
- Formless
- Purification
Einer kleinen Gemeinde von Frickel-Freaks wird das Debüt des Florida-Outfits AGHORA aus dem Jahre 1999 noch in bester Erinnerung sein. Hörte man dort als Rhythmusfraktion das geniale Sean-Doppel: Malone am Bass und Reinert hinter dem Schlagzeug. Also quasi eine Hälfte von CYNIC. AGHORA war zwar die Band des Gitarristen Santiago Dobles, dessen Schwester Danishta Rivero mit zarter Stimme, Melodien in den Break-Urwald zauberte, aber allein die Erwähnung der beiden vorigen Namen dürfte einiges Interesse an der Band geweckt haben. Mit am Start befand sich damals noch ein zweiter talentierter Klampfer namens Charlie Ekendahl, der mächtig dazu beitrug, dass "Aghora" ein saftiges Prog-Metal-Scheibchen wurde, welches auch heuer noch einen hohen Stellenwert in der Frickel-Gemeinde genießt.
Im stillen Kämmerlein, so scheint es, hat Mister Dobles einen Nachfolger eingetütet, auf dem es diverse Neuerungen zu bemerken gibt. Erstmal wurde die halbe Besetzung gewechselt, so dass wir am Bass einen gewissen Alan Goldstein bewundern können, der die großen Fußstapfen seines Vorgängers allerdings bravourös ausfüllt. Da wird mächtig Fingerakrobatik am Fretless-Bass vorgeführt und trotzdem gefühlvoll gezupft. Und auch der zweite Rhythmuspart wurde (teils) neu besetzt. So ist Sean Reinert nur noch als Gast auf einigen, selbst gewählten Nummern zu hören. Dort zelebriert er aber natürlich wieder die ihm eigene Dynamik und Percussionkunst, so dass man als Hörer sofort völlig verzückt im Dreieck steppt. Hauptamtlicher Trommler - dieses Wort ist eine fast frevlerische Untertreibung für das, was hier geboten wird - ist ein gewisser Giann Rubio, der sich vorwiegend in den flotten Nummern austobt. Dort zerkleinert er ebenso meisterlich die doppelten Bässe, wie er auch indisch-groovende Magie zu transportieren vermag. Schmacht!
Letzte Änderung ist die Dame hinterm Mikro: Im Gegensatz zu Santiagos Schwester jongliert Diana Serra weitaus geschickter mit den hohen Noten herum. Es liegt einfach so viel Gefühl in dieser Stimme, dass ich stellenweise einen Kloß im Hals habe. Und das nicht nur, weil mein Zäpfchen versucht hat, im Takt mitzuwippen.
Obwohl AGHORA auf "Formless" auf einen zweiten Gitarristen verzichtet haben und Dobles diesen Part im Alleingang übernommen hat, passiert hier auf diesem Sektor fast noch mehr als auf dem Vorgänger. Und wen dieser Umstand allein noch nicht überrascht, dem sei gesagt, dass AGHORA anno 2007 wesentlich heftiger zur Sache gehen als sie es noch auf dem Debüt taten. So gibt es neben akustischen, jazzigen und orientalischen Ambient-Ausflügen auch massiven Einsatz von metallischen Riffs, die natürlich selten lange straight bleiben. Testet nur einmal das grandiose 'Moksha' mit seinem gewaltigen Anfangsmonster oder das superbe 'Dual Alchemy'.
Ergreifende Melodien, mal von den Instrumenten, mal von der Sängerin, mal von beiden parallel oder gegenläufig, machen dieses Album zu einem Hörerlebnis der besonderen Klasse. Die kleinen Zitate bei sich selbst und anderen wird jeder Angehörige der Musiker-Polizei anders bewerten, mich amüsiert so etwas. Zumindest, wenn es so gekonnt dargeboten wird.
Alles in allem ein absolutes Pflichtalbum für alle Freunde der verspielten Finger-Knot-Technik. Wer jetzt Angst vor so einem Werk und dessen Kopflastigkeit hat, dem sei gesagt, dass nach kurzer Anlaufzeit so viel Gefühl vermittelt wird wie selten auf einem Album. Man muss es als Zuhörer nur zulassen.
Man darf also erstens auf den AGHORA-Auftritt beim europäischen ProgPower-Festival im Oktober gespannt sein und zweitens der CYNIC-Reunion um so mehr entgegenfiebern, da Santiago Dobles auch dort mit von der Partie sein wird.
Anspieltipp: Moksha; Dual Alchemy; Formless; 1316; Skinned; Mahayana
- Redakteur:
- Holger Andrae