AGONY SCENE, THE - The Agony Scene
Mehr über Agony Scene, The
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Century Media
- Release:
- 29.09.2003
- We Bury Our Dead At Dawn
- Habeas Corpus
- Judas
- Lines Of Suicide
- Eyes Sewn Shut
- Nausea
- Shotgun Wedding
- Vivid
- Paint It Black
- The Damned
Öfters mal was Neues und amerikanische Bands mit europäischem Einschlag. Oder so. Fakt ist auf jeden Fall, dass einem jede zweite, etwas extremere Combo aus den Staaten als "the next big thing" um die Ohren gehauen wird. Und meistens offenbaren eben diese Truppen dann so viel Kreativitätspotential wie ein Feuerlöscher.
THE AGONY SCENE kommen, Wunder oh Wunder, aus den US of A und sind selbstredend auch eine Sensation. Das sagen zumindest einige einschlägige britische Musikzeitschriften, und dass die Ahnung haben, weiß ja eh jeder.
Auch wenn die Jungs es nicht wirklich wahrhaben wollen, aber THE AGONY SCENE zocken, grob gesagt, richtig geilen Metalcore. Kommt nicht von ungefähr, denn in der Vergangenheit war man nämlich eine waschechte Hardcore-Band. Das tut dem Gesamtsound nur gut, denn so viel Gespür für Groove und In-die-Fresse-Passagen hat nicht jede Metal-Truppe, die Hardcore für Gorilla-Geschrei hält.
Beim genauen Hören vom selbstbetitelten Debüt fallen mir spontan vier Bands ein, mit denen THE AGONY SCENE sich ziemlich gut vergleichen lassen: KILLSWITCH ENGAGE, dessen Gitarrero Adam Dutkiewicz hier ganz nebenbei an den Reglern saß; desweiteren die Speerspitze der deutschen Metalcore-Szene, nämlich die übermächtigen CALIBAN und HEAVEN SHALL BURN. And last but not least, das letzte "big thing" aus den Staaten, SHADOWS FALL. All diese Bands haben eines gemeinsam, und das ist die Stilvielfalt. Hardcore trifft auf ein räudiges Thrash-Gewitter, bei KILLSWITCH ENGAGE könnte man auch noch den Einfluss des europäischen Melodic Death Metal mit einbeziehen, Wechselspiele aus Growls/Gekeife und einfühlsam cleanem Gesang, klassische Metal-Schule meets Moshpit, Death Metal geht mit dem Groove einen heben.
Auch wenn diese Vergleiche vielleicht ein wenig negativ klingen mögen - sie sind es nicht. THE AGONY SCENE machen ihre Sache ebenso gut wie die anderen aufgezählten Bands, und über deren Klasse sollte man wirklich keine weiteren Worte verlieren müssen. Glücklicherweise handelt es sich hier auch nicht um ein billiges Plagiat, denn die Jungs haben durchaus einiges an Talent in Sachen Songwriting und Beherrschung ihrer Instrumente vorzuweisen. Shouter Michael Williams hat ein wahrlich extremes Organ, und das fast schon black-lastige Gekeife passt wunderbar zu den messerscharfen Riffs der Herren Lloyd und Emmons. Ruhigere, gar cleane Gesangspassagen findet man so gut wie gar nicht - et voilá, wir haben einen weiteren Punkt, in dem sich das Quintett von ihren Vorbildern KILLSWITCH ENGAGE unterscheidet. Besonders toll ist meiner Meinung nach die melodische Gitarrenarbeit ausgefallen, welche zwar einen deutlichen europäischen Einfluss der frühen, melodischen Elchtod-Schule nicht von der Hand weisen kann, sich dafür aber exzellent mit dem tonnenschweren Hardcore-Riffing ergänzt. Lecker.
Wo in aller Welt ein britischer Kollege hier Einflüsse von CRADLE OF FILTH meint entdeckt zu haben, ist mir recht schleierhaft - musikalisch mal auf gar keinen Fall, und etwas höheren Kreischgesang haben nun wirklich mehr Bands zu bieten. Den Vergleich kann man getrost in die Tonne kicken.
Den absoluten Vogel haben THE AGONY SCENE dann mit der Coverversion des STONES-Evergreens 'Paint It Black' abgeschossen: Manch einer mag es für ein Sakrileg halten, ausgerechnet diesen Song neu zu vertonen, aber man kann dem Fünfer eigentlich nur anerkennend die Hand schütteln. Gehört einiges dazu, dieses Gänsehaut-Teil in ein Mosh-Monster par excellence zu veredeln, und der eigentliche Spirit des Stückes wurde irgendwie auch beibehalten. Ganz große Sache.
Also, lange Rede, kurzer Sinn: Wer auf rifforientierten, verdammt energiegeladenen Metal mit dem besten aus Hardcore, Thrash, Melodic Death und der klassischen Metal-Schule steht, der kommt an THE AGONY SCENE definitiv nicht vorbei. Und wer oben genannte Bands gut findet, der sowieso nicht. Kaufen.
Anspieltipps: We Bury Our Dead At Dawn, Nausea, Paint It Black
- Redakteur:
- Rouven Dorn