AHAB - The Coral Tombs
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2023
Mehr über Ahab
- Genre:
- Nautik Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm (Universal)
- Release:
- 13.01.2023
- Prof. Arronax’ Descent Into The Vast Oceans
- Colossus Of The Liquid Graves
- Mobilis In Mobili
- The Sea As A Desert
- A Coral Tomb
- Ægri Somnia
- The Mælstrom
Ein klangliches Schwergewicht.
Möchte man einen Albumtitel für das Genre Nautik Doom Metal oder Funeral Doom Metal erfinden, ist "The Coral Tombs" so ziemlich das perfekte Ergebnis. Das dazu passende Artwork ließ die Vorfreude auf das neue AHAB-Album dann noch weiter ansteigen, ohne überhaupt einen Ton gehört zu haben. Immerhin gab es seit acht Jahren kein neues Futter der Heidelberger und aufgrund der ganz speziellen Nische der Band auch keine Ersatzkost. Nun ist das Quartett mit 66 Minuten neuer Musik am Start. Bereit für einen Tauchgang?
Mit einem Paukenschlag eröffnet der Wal-fangende Kapitän die Reise unter die Wasseroberfläche. Wer sich mit Jules Vernes Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" auskennt, wird den Namenspatron des ersten Songs gleich erkennen. Auf "The Coral Tombs" hat sich die Band den lang gehegten Wunsch erfüllt, eben jenes Werk musikalisch umzusetzen. Wie die Besatzung der Nautilus in der literarischen Vorlage wird hier der Hörer in einen Strudel gesogen und verschwindet bemerkenswert schnell unter der Wasseroberfläche. Die gigantisch schweren Riffs und der unverkennbare Gesang von Daniel Droste wirken so frisch, als hätte es die lange Pause AHABs gar nicht gegeben.
Auch mit der klanglichen Vielfalt, die hier so gut wie noch nie zur Geltung kommt, kann im Funeral bzw. Death Doom kaum eine andere Band mithalten. Nicht jeder Song fußt auf ähnlich klingenden Gitarren-Verzerrmonstern, stattdessen traut sich die Band öfter, cineastische Wogen über den Hörer hinwegrollen zu lassen. Ganz im Sinne eines guten Romans wechselt das Erzähltempo, was die Spannung auf einem immens hohen Niveau hält. Selbst die heftigen Double-Bass-Attacken im Opener oder bei 'Mobilis In Mobili' fügen sich perfekt in ihre Umgebung ein und sorgen für eine Dynamik, wie es sie in diesen Meerestiefen nur selten gibt. Auch wenn es im Grunde genommen keine kurzen Nummern auf "The Coral Tombs" gibt: Die langen Songs (über zehn Minuten) fallen ebenso kurzweilig aus. Eine hohe Grundlautstärke schadet bei keinem der Songs, vor allem die Salzwasserwalze 'The Sea As A Desert' oder der Titeltrack 'A Coral Tomb' profitieren vom tiefen Fundament der Standlautsprecher. Kopfhörer-geeignet ist AHAB dank einer wirklich guten Produktion zwar, die komponierte Enge und der Druck der Tiefsee stellen sich natürlich erst bei einer ordentlichen Grundlautstärke ein.
Am Ende bleibt kaum noch etwas zu sagen außer einem großen Kompliment, denn "The Coral Tombs" sorgt gleich zu Beginn des Jahres für ein Highlight, das wahrscheinlich in nächster Zeit noch wachsen wird. Wenn das Vinyl mit seinem wundervollen Artwork den Dienst antritt, werden mir die vergebenen 8,5 Punkte vermutlich schon zu niedrig vorkommen.
Anspieltipps: The Sea As A Desert, Colossus Of The Liquid Graves
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher