AIRSTRIKE - S*x Sells
Mehr über Airstrike
- Genre:
- Classic Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 20.09.2024
- Promised Land
- Sugar
- Rollercoaster
- Soul Right
- Love Bleeds
- What Have We Become
- Amiga Mia
- Ghost Town
- 27 Club
- Get My Love
- Motor Ride
Mal eine Zeitreise in die goldenen Rock-Jahre, mal ein eher müder Abklatsch ...
Wo der Hase bei den Nordhessen AIRSTRIKE musikalisch hinläuft, lässt sich schon nach einem Blick auf das Cover des neuen Albums "S*x Sells" problemlos erahnen. Die poppigen Farben und der überdeutlich sexuell angehauchte Titel schreien jedenfalls schon einmal ganz laut das Wort "Achtziger", während das Bandlogo und selbst der Bandname ganz offensichtliche Bezüge zu den jüngst in den Tour-Ruhestand gegangenen US-Rockern AEROSMITH auslegen. Dass sich das Quartett, dessen Frontmann Julio Noriega übrigens 2022 sogar zu etwas TV-Ruhm im Rahmen von "The Voice Of Germany" gelangt ist, dann auch selbst als Classic Rock einsortiert, versteht sich nach dem visuellen Eindruck fast schon von selbst.
Und auch der Opener 'Promised Land' klingt so, als hätten die Herren hier die stoischen Riffs von AC/DC mit der bluesigen Coolness von AEROSMITH in einen Topf geworfen, einmal kräftig durchgerührt und aus dem Cocktail die eigene musikalische DNA extrahiert. In der Bridge nimmt die Nummer dann aber eine scharfe Kurve hin zur 'Paradise City' und zitiert somit ganz munter GUNS'N'ROSES. Das Schöne dabei ist, dass Fronter Julio stimmlich locker mit den durch diese Referenzen herangezogenen Größen mithalten kann, während er mich gleichzeitig zeitweise auch ganz frappierend an den jungen Eric Martin von MR. BIG erinnert. Eine gute Hookline rundet schließlich eine rundum gefällige Rocknummer ab, die an dieser Stelle natürlich die übliche Frage aufwirft: Hört man AIRSTRIKE die eigenen Heroen zu sehr an? Ist die Band eigenständig genug?
Ich würde argumentieren, dass beide Fragen hinfällig werden, wenn das Songmaterial stimmt und man eben mit besten Melodien und Hooklines bedient wird. Und genau das gelingt dem Quartett gerade in den eröffnenden Minuten eigentlich durchweg. 'Sugar' ist ein brutal eingängiger Grenzgang zwischen AEROSMITH und GUNS'N'ROSES, während 'Rollercoaster' sich seiner Blues-Wurzel hörbar bewusst ist und sich erstmalig komplett ins Fahrwasser von Steven Tyler und Co. begibt, wobei mir irgendwie 'Love In An Elevator' des öfteren als direkter Vater im Geiste im Ohr liegt. Auch im weiteren Verlauf der Scheibe sind die musikalischen Vorbilder immer klar auszumachen, etwa wenn 'Love Bleeds' gerne eine QUEEN-Ballade geworden wäre, während das instrumentale 'What Have We Become' mit präsenten Streichern ganz bewusst den musikalischen Pomp der späten Achtziger zitiert. Leider schleichen sich abseits dieser Höhepunkt aber in der zweiten Hälfte auch immer mehr Lückenbüßer in die Trackliste. 'Amiga Mia' etwa hätte ich als hüftsteife Ballade überhaupt nicht gebraucht und auch 'Get My Love' klingt wie ein müder AEROSMITH-Aufguss, sodass mich am Ende hinten heraus nur das primär akustisch angelegte '27 Club' nochmal so richtig aus den Socken haut.
Der Grat, auf dem AIRSTRIKE mit "S*x Sells" wandelt, ist entsprechend auch ein recht schmaler. In den besten Momenten sind die Nordhessen dank starker Kompositionen ein veritabler Nachfolger für die langsam aussterbenden Rock-Dinosaurier. Zünden die Tracks allerdings nicht, ist der Sturz hin zum lauen Abklatsch der eigenen musikalischen Vorbilder vorprogrammiert. Da sich auf dem neuesten Silberling die beiden Seiten dieses Szenarios die Waage halten, gibt's am Ende sieben Zähler, wobei vor allem die erste Hälfte der Spielzeit mit ein paar echten Krachern für die Zukunft hoffen lässt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs