ALAN PARSONS PROJECT, THE - Eve
Mehr über Alan Parsons Project, The
- Genre:
- Progressive (Pop)Rock
- Label:
- Woolfsongs / Careers Music / Arista / EMI
- Release:
- 27.08.1979
- Lucifer
- You Lie Down With Dogs
- I'd Rather Be A Man
- You Won't Be There
- Winding Me Up
- Damned If I Do
- Don't Hold Back
- Secret Garden
- If I Could Change Your Mind
Wenn, nach und nach einsetzend, Morsecodes, elektronischer Beat, Instrumentalmelodie, und Hintergrundchöre sich zu einem zunehmend bombastischeren Instrumentalstück formen, dann stehen die Chancen gut, dass man gerade ein Album von THE ALAN PARSONS PROJECT hört. Hat der laufende Titel dann noch äußerst geschwinde Anklänge an ENNIO MORRICONE zu bieten und ist das Eröffnungsstück, so handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um des Projekts, das zur Band wurde, viertes Album "Eve", genauer gesagt um 'Lucifer', ein Stück, das in deutschen Landen spätestens als Erkennungsmelodie der ARD-Sendung "Monitor" bekannt wurde. Doch schon das zweite Stück geht in eine völlig andere Richtung: Eingängier Rock, anscheinend gänzlich ohne elektronische Einwürfe, geradezu radiotauglich. Zusammen kommen beide Elemente beim von elektronischen Rhythmen unterlegten 'I'd Rather Be A Man', einem jedoch in den Strophen und dem Refrain eher monotonen Stück, welches lediglich in der Bridge ein wenig Raum zur eigentlichen Entfaltung erhält. Nach diesem eher hektischen Song wird das Tempo im vierten Stück erst einmal heruntergefahren. Streicheruntermalung und eine sehr süßliche Gesangsmelodie lassen 'You Won't Be There' allerdings nah am Kitsch entlang segeln.
Das wieder eher hibbelig ausgefallene 'Winding Me Up' setzt auf das für THE ALAN PARSONS PROJECT typische Prinzip geschichteter Klänge: Die klassische Rockbandbesetzung wird ergänzt durch Orchester und Elektronika. Dennoch wirkt, was schnell überladen klingen könnte, hier stets eingängig, da die Rhythmen geschickt verfugt und in eine relativ simpel anmutende Leitstimme eingebettet sind. Melodische Ergänzungen treten lediglich als wiederholt eingeworfene, kürzeste Licks oder in der Bridge perfekt durchgestylete Arrangements auf - hier als Anklang an höfische Tanzmusik. Die Eleganz des Stückes liegt also weitaus weniger in virtuose Spieltechnik, als vielmehr in der Selbstverständlichkeit, mit der hier eine verblüffende Verbindung von vermeintlich ernsterer Musik mit modernen Musikstilen eingegangen wird, wie etwa den von Funk, Disco und populärem Rock geprägten Rhythmen. Die Kompositionen der Band wurden seit jeher durch ihren Hang dazu geprägt, durch möglichst weitgehend ineinander verschränkte Kombinationen per se oftmals schlichter Elemente die größtmögliche Wirkung von mehr Schein als Sein zu erzielen. Diesen Kunstgriff auf die Spitze zu treiben und somit Brücken zwischen Zeitgeist, klassischen Versatzstücken und studiotechnischen Innovationen zu bauen, das machte quasi die Quintessenz des appeals - und auch der Progressivität - von THE ALAN PARSONS PROJECT aus.
Das sich textlich um menschliche Beziehungen, Schwächen und Begehrlichkeiten drehende "Eve" ist freilich zu vielfältig angelegt, als dass man seinen Machern vorwerfen könnte, dabei allzu formulaisch vorgegangen zu sein. Und dennoch komme ich nicht umhin, festzustellen, dass sich bei "Eve" bereits erste Abnutzerscheinungen des musikalischen Konzepts der Band zeigen. So wirkt ihr grundsätzlicher Ansatz nicht mehr ganz so frisch wie bei den ersten beiden Werken der Band. Auch finden sich einige Tracks, die weitaus weniger Strahlkraft aufweisen als das eben angeführte Beispiel ihrer Methode. Aber ich kann und will das Album nicht pauschal schmähen.
In den Rhythmen von "Eve" findet sich ein gewisser Einfluss der, wenn schon nicht präsentesten, so doch prägendsten Musikrichtung der 1970er Jahre wieder, des Funks nämlich. Dies lässt einige Stücke von der eher progressiven Ausrichtung der Band im Vorfeld von "Eve" nun weiter in Richtung Pop aufschließen. Die Streicher bei 'Damned If I Do' sind sehr glatt arrangiert, und überhaupt könnte man beim Hören der ersten Stücke von Seite 2 der LP meinen, Woolfson und Parsons hätten Anleihen bei ABBA genommen, gerade auch bei den Melodiestimmen von 'Don't Hold Back'. Die Führungsstimme übernimmt hier übrigens erstmals eine Frau: Clare Torry. Nahezu rein instrumental tönt 'Secret Garden', ein eher entspannendes Stück, welches ohne großes Orchester auskommt. Beim finalen 'If I Could Change Your Mind', einem balladesken Lied, das sich auch als Teil eines Musicals gut machen würde, sind dank Lesley Duncan noch einmal weibliche lead vocals zu hören.
Auch wenn "Eve" nicht das beste Album von THE ALAN PARSONS PROJECT ist, sollte man als Progfan zumindest 'Lucifer' und 'Winding Me Up' einmal gehört haben.
- Redakteur:
- Eike Schmitz