ALAN PARSONS PROJECT, THE - Gaudi
Mehr über Alan Parsons Project, The
- Genre:
- Progressive Pop
- Label:
- Arista / Ariola / RCA
- La Sagrada Familia
- Too Late
- Closer To Heaven
- Standing On Higher Ground
- Money Talks
- Inside Looking Out
- Paseo De Gracia
"Gaudi" atmet tief den Zeitgeist der 1980er Jahre und frönt einer selbst für THE ALAN PARSONS PROJECT in seiner späteren Phase fast schon ungewohnt leichten Muse. Inspirieren ließ man sich hierfür vom katalanischen Architekten Antoni Gaudí i Cornet, dessen visionäre Konstruktion der bis heute unvollendeten Kirche Temple Expiatori de la Sagrada Família zum Markenzeichen der Stadt Barcelona wurde. Eric Woolfson würde diesen Stoff später noch einmal lose in Form seines Musicals "Gaudí" über Bewunderung, Integrität und Eigenständigkeit in der Kunst verarbeiten, welches 1993 seine Premiere hatte.
Das Album beginnt mit 'La Sagrada Familia', einem zwar bombastischen, doch vor allem hochmelodischen und gesangszentriertem Stück, welches durch Chorgesang und dezent eingebundene spanische Elemente ergänzt wurde. Typisch für die achtziger Jahre ist gegen Ende auch ein Saxofon zu hören, das wohl modischste Instrument dieser Zeit im Poprock. Hier haben wir es mit einem angenehm runden Stück zu tun. Ebenfalls rund, allerdings musikalisch auch etwas beliebiger, kommt 'Too Late' daher, das schon nach typischem kommerziellem Mainstreamrock aus den Achtzigern klingt, obschon es freilich hervorragend arrangiert wurde. Eine der (seichteren) Highlights ist 'Closer To Heaven', eine schöne Ballade mit nächtlichem Flair und einem sehr gediegenen, zelebrierten Gitarrensolo, welches allerdings songdienlich geschickt eingebaut wurde. Es erinnert den heutigen Hörer ebenfalls an die Klänge der achtziger Jahre, was diesem Song allerdings keineswegs schadet. Obwohl Eric Woolfson Stimme etwas etwas dünn klingt, handelt es sich hierbei um einen sehr gelungenen, ansprechend abgerundeten Titel.
Die zweite Seite der MC wird von 'Standing On Higher Ground' eröffnet, einem Song über die Attitüde, über jeglichen Dingen zu stehen. Das rhythmisch orientierte Stück kommt zwar etwas flotter daher als 'Too Late', geht stilistisch jedoch in eine ähnliche Richtung: Chartsorientierter Pop, versehen mit einem klitzekleinen Hauch von Artrock. Damit haben sich Eric Woolfson und Alan Parsons dieses Mal leider allzuoft zufrieden gegeben. Auch das Saxofon taucht natürlich wieder kurz auf. Hier scheint man doch sehr auf den Massengeschmack jener Zeit geschielt zu haben, und schreckte selbst vorm Wildern in anderen Genres nicht zurück. Im Oktober 1985 erschien "Afterburner" von ZZ TOP. Die Aufnahmen zu "Gaudi" begannen im Oktober 1985. Wer nach dem Hören von 'Money Talk' aus dem Nebeneinander dieser Fakten keine Beziehung herzustellen weiß, dem ist nicht mehr zu helfen. Schlecht klingt der Titel wahrlich nicht, wird allerdings leicht vorhersehbar und bleibt zu seicht. Etwas interessanter immerhin wird es bei 'Inside Looking Out'. Hier hat man sich wieder auf die eigenen Stärken besonnen, obschon in deutlich reduzierter Form. Dieser progressive Popsong klingt für THE ALAN PARSONS PROJECT abermals auffällig karg. Dabei ist das Stück sehr offen gehalten und wirkt, nicht nur im Finale dank eines Wirrwarrs an eingestreuter Sprachsamples, sehr verträumt. Abermals singt Eric Woolfson, dessen leichte und hohe Stimme ausgezeichnet zu diesem Stil passt. Beschlossen wird "Gaudi" von 'Paseo De Gracia', einem orchestral arrangierten, typischen APP-Instrumentalstück, bloß dass auch dieses Stück auf "Gaudi" etwas seichter und beliebiger klingt.
"Gaudi" ist kein schlechtes Album. Durch die Reduktion auf popkompatible Sounds und Standards läuft es wirklich gut rein, ist versiert durchkomponiert ohne sich allzusehr aufzudrängen, und weiß aufgrund der professionellen und wirklich gelungenen Arrangements mitunter sogar richtig gut zu gefallen. Die subtil eingesponnenen spanischen Anklänge ergänzen und bereichern seinen Klang, ohne jemals in kitschige Gefilde abzudriften. Für ein Popalbum ist das schon gar nicht schlecht. Doch gemessen an einigem, was die Bandleader Woolfson & Parsons zuvor geschrieben haben, bleibt "Gaudi" hinter den Erwartungen zurück - zumindest, wenn man progressives Material erwartet hat. Wer dagegen bekennender Fan von gut gemachtem Pop ist und noch dazu auf den Sound der Achtziger steht, sollte hier dennoch ein Ohr riskieren.
Highlights: 'La Sagrada Familia', 'Closer To Heaven', 'Inside Looking Out', 'Paseo De Gracia'.
- Redakteur:
- Eike Schmitz