ALAN PARSONS PROJECT, THE - The Turn Of A Friendly Card
Mehr über Alan Parsons Project, The
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Woolfsongs / Arista / Sony BMG
- Release:
- 07.03.2008
- May Be A Price To Pay
- Games People Play
- Time
- I Don't Wanna Go Home
- The Gold Bug
- The Turn Of A Friendly Card (Part One)
- Snake Eyes
- The Ace Of Swords
- Nothing Left To Lose
- The Turn Of A Friendly Card (Part Two)
- May Be A Price To Pay (Intro-Demo)
- Nothing Left To Lose (Basic Backing Track)
- Nothing Left To Lose (Chris Rainbow Vocal Overdub Compilation)
- Nothing Left To Lose (Early Studio Version With Eric's Guide Vocal)
- Time (Early Studio Attempt)
- Games People Play (Rough Mix)
- The Gold Bug (Demo)
1980 hatten sich Musiklandschaft und –markt gegenüber der Anfangszeit des ALAN PARSONS PROJECT weitgehend verändert. Für sinfonische Rockmusik wurde in den Achtzigern seitens der Plattenfirmen zusehends weniger Kohle locker gemacht, und so stand auch für "The Turn Of A Friendly Card" ein geringeres Budget zur Verfügung als für vorausgegangene Produktionen. So kam es, dass diese LP als erste der Band nicht im bis dahin gebrauchten Gatefold Sleeve erschien. Auch in Sachen Produktionsumfang hatte man etwas abgespeckt und sich dem modernen Musikgeschmack angepasst. So gibt es hier weniger spektakuläre Klangspielereien zu hören, die gesamte Scheibe klingt poppiger, und auch der Synthieanteil der Musik wurde stark zurückgefahren. Letzteres könnte man eher als Rückbezug auf klassisches Songwriting interpretieren, würde es nicht ausbalanciert durch eine stärker am Zeitgeist und Mainstreamrock orientierte Ausrichtung der Sounds. Gitarre und klassische Keyboards dominieren das Werk, und selbst die altbekannten Orchesterarrangements bilden hier eher einen Klangteppich im Hintergrund als dass sie eine profilierende Rolle inne hätten. So ist "The Turn Of A Friendly Card" denn auch eher Progressive Pop als ein avantgardistisches Rock-Album geworden. Dessen ungeachtet, oder vielleicht sogar deswegen, warf es mit 'Time' und 'Games People Play' zwei Hit-Singles ab. Auch thematisch traf man den Nerv der gerade beginnenden, in der folgenden Dekade bei vielen als materialistisch geltenden Achtzigerjahre; denn THE ALAN PARSONS PROJECT setzte seine bekannte Tradition, Konzeptalben zu schreiben, fort und widmete sein fünftes Album im weitesten Sinne dem Spiel. Beeinflusst wurde diese Entscheidung durch Eric Woolfson's Faible für selbiges, sowie durch seine räumliche Nähe und die von Produzent Alan Parsons zu den florierenden Casinos Monte Carlos, der damaligen Wahlheimat beider Projektinitiatoren. Trotz anfänglicher Bedenken Alan Parsons war Eric Woolfson auf diesem Album erstmals auch als Sänger zu hören (bei 'Time' & 'Nothing Left To Lose'). Der Erfolg sollte ihm Recht geben.
'May Be A Price To Pay' eröffnet das Album majestätisch mit was nach Fanfarenstößen klingt. Dazu treten verspielte Pianoklänge. Der Text dreht sich um ein Haus, in dem unheimliche Dinge vorgehen, und wo die Diener seltsame Spiele treiben, seit der Hausherr aus ist; auch Anklänge an Goethes Zauberlehrling werden wach. 'Games People Play' beschäftigt sich mit dem Spiel des Lebens, was eigentlich Anlass zu einem etwas bewegteren Stück gegeben hätte. Doch was hier geboten wird, fällt eher in die Kategorie refrainorientierter Softrock. Zwischendurch findet noch ein prätentiöser, unmotiviert wirkender Windeffekt seinen Einsatz. Auch das lediglich nette Gitarrensolo reißt das Stück nicht mehr raus. 'Time' verfügt zwar über eine wirklich schöne, sanfte Gesangsmelodie; das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass es sich dabei um eine mittels schnulziger Streicher völlig einlullend orchestrierte Popballade handelt. Immerhin vermittelt die dahinplätschernde Musik programmatisch Textzeilen wie »time keeps flowing like a river«. Danach wird's dann doch noch etwas munterer: Das von Spielsucht handelnde 'I Don't Wanna Go Home' kommt mit leichten Funk-Anklängen und Hintergrundgesang daher und bietet ansonsten ziemlich gleichförmigen Yacht Rock im Stile von CHRISTOPHER CROSS. Glücksspiel ist zwar der prominenteste, aber letztlich eben auch nur ein Aspekt der Spiele-Thematik. Als einen anderen Aspekt kann man das Spiel mit Verschlüsselungen, aber auch das Schauspiel, ansehen.
Und genau darum dreht es sich in Edgar Allan Poes Kurzgeschichte, die dem gleichnamigen Instrumentalstück 'The Gold Bug' zugrunde liegt: Kryptographie und vorgespielten Wahnsinn. Hier hat man also noch einmal auf die bereits beim Debütalbumm äußerst erfolgreiche Grundidee einer musikalischen Literaturvertonung zurückgegriffen. Gemäß dem spannungsreichen, grotesk verspielten Schreibstil Poes baut sich dieses eingängige Stück, vom ersten Pfeifen und Fingerschnippsen ausgehend, mittels nach und nach hinzutretender Instrumente wie Bass, Clavinet, Saxofon und diversen Gitarren nur langsam auf, wirkt verträumt und verspielt, und dank »di-bam, di-bam, di-bam«-Gesängen im Hintergrund schließlich auch ähnlich debil, wie sich William Legrand in Poes zu Lebzeiten erfolgreichster Geschichte absichtlich gibt. Auf dieses zu Anfang von Seite 2 gegebene Versprechen anspruchsvollerer Musik folgt nun der titelgebende, sechzehneinhalbminütige Mehrteiler 'The Turn Of A Friendly Card'.
'The Turn Of A Friendly Card (Part One)' und seine Reprise 'The Turn Of A Friendly Card (Part Two)' rahmen die übrigen drei Teile. Teil 1 besticht insbesondere durch seinen schönen Gesang und den nachdenklichen, leicht mlancholischen Ton. Danach groovet sich 'Snake Eyes' recht gefällig und leicht bluesig ins Ohr, bleibt dabei aber etwas blass. Deutlich dramatischer wird es beim instrumentalen 'The Ace Of Swords', welches als Hinleitung auf das balladesk beginnende, sich zunehmend steigernde 'Nothing Left To Lose' gut funktioniert. Mit Akustikgitarren und Eric Woolfsons Gesang, verstärkt durch Background-Tracks, wird hier progressiv auf den Höhepunkt zugesteuert, der nach einem genial eingewobenen, spannungssteigernden Reggaerhythmus und einer kurzen Reprise des 'Snake Eyes'-Motivs sich in einem fulminanten Gitarrensolo entlädt. Auch die Orchesteruntermalung ist hier äußerst wirksam. 'The Turn Of A Friendly Card (Part Two)' setzt dann diesem auf der A-Seite leider etwas blass bleibendenden Album einen würdigen Schlussstein. Die Highlights des Albums liegen denn auch in den beiden letzten der nun zu nennenden
Anspieltipps: Time, The Gold Bug, The Turn Of A Friendly Card (Part One), Nothing Left To Lose.
An Bonusmaterial für die aktuelle Wiederveröffentlichung hat man sich die Stücke Stücke 'May Be A Price To Pay', 'Nothing Left To Lose', 'Time', 'Games People Play' und 'The Gold Bug' vorgenommen und dazu im Archiv gestöbert. Das geplante Intro zum Album tauchte später in der Mitte des eröffnenden Stückes 'May Be A Price To Pay' auf, hätte sich aber auch in den ersten Takten gut gemacht. Die Anatomie bzw. Entstehungsgeschichte von 'Nothing Left To Lose' wurde seziert, indem man uns zunächst einen Rohentwurf auf dem Keyboard präsentiert, der später zum Teil auf die Gitarre umarrangiert wurde; daran schließen sich einige Takte von Chris Rainbow's Hintergrundgesang (hier: a capella) an; gefolgt von einer frühen Fassung des Songs, die vorerst nur mit Eric Woolfsongs Führungsstimme daherkommt und bei der das spätere Akkordeonsolo noch per Keyboard intoniert wurde. Diese "nackte" Fassung kann man sich tatsächlich schon für sich genommen anhören, die übrigen Tracks dagegen dienen nahezu ausnahmslos wirklich nur einem Zweck, nämlich dem, einen gewissen Einblick in die Studioarbeit des Projekts zu erhalten. Glücklicherweise hat man sich dafür den Höhepunkt des Albums herausgesucht. Die Rohfassung von 'Time' dagegen klingt noch eher holprig. Im Booklet merkt die Band an, dass es für gewöhnlich Tage schwieriger Arbeit im Studio bedurfte, um von einer ersten Idee über mehrere Entwürfe zu einer akzeptabel eingespielten Begleitung zu gelangen. Im Vergleich mit den früheren Alben hatte man für "The Turn Of A Friendly Card" erstmals ein begrenzteres Zeitbudget zur Verfügung, sodass man statt mehre Monate an den Arrangements feilen zu können, das komplette Werk in nur sechs Wochen einspielte. Die Rohfassung von 'Games People Play' klingt fast schon ein wenig psychedelisch, was sie noch zu den interessanteren Bonustracks zählen lässt. Beim Goldkäfer-Demo haben wir es schließlich mit einer richtig klobigen Version zu tun, die dadurch um so beunruhigender klingt - aber auch arg monoton bleibt.
- Redakteur:
- Eike Schmitz