ALCANTARA - Solitaire
Mehr über Alcantara
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- JFK
- Release:
- 03.07.2020
- Treefingers
- Logan
- Bad Blood
- After The Flood
- Solitaire
- Faith
- The Resistance
- Sesasons
Eine Zeitreise!
PINK FLOYD-Fans aufgepasst! Hier nehmen sich technisch äußerst versierte Musiker, die viel Wert auf Atmosphäre und Fingerspitzengefühl legen, der 1980er Jahren eurer einstigen Lieblinge an. Natürlich sind auch "The Wall"-Einflüsse nicht von der Hand zu weisen, doch anscheinend liefen nicht nur damals bei meinem Vater, sondern vor allem im ALCANTARA-Proberaum in Catania auf Sizilien "The Final Cut" und "A Momentary Lapse Of Reason" rauf und runter. "Solitaire" ist dementsprechend eine zwar nicht unbekannte, aber dennoch fantastische Traumreise durch das innere Bewusstsein, ein psychedelisches Abenteuer gespickt mit Melancholie, überdimensional großen Melodien und eben sehr vielen Querverweisen zum Water'schen Schaffen bei PINK FLOYD.
Das muss man nach Ablauf der knapp 47 Minuten auch erst einmal verdauen, denn "Solitaire" ist bisweilen kein einfaches Album, das nach den standardisierten Songwritingstrukturen lebt. Nein, hier lohnt es sich wirklich sich fallen zu lassen, die Augen zu schließen und sich von den Storys der Sizilianer führen zu lassen. Thematisch behandeln die Fünf den Aufstand gegen politische und gesellschaftliche Strukturen; die musikalische Umsetzung erscheint, dank einer geglückten Symbiose aus Space Rock, Progressivität und psychedelischem Blues, in sich sehr logisch und schlüssig und wächst von Augenblick zu Augenblick.
Stücke wie 'Treefingers', 'Logan' oder 'Faith' verdichten die ohnein schon bleischwere Atmosphäre zunehmend, anfängliche Ruhe wechselt zu flottem Tempo, ab und an begleiten Erzählerstimmen den Zuhörer, Orgel- und Pianoklänge geben dem Ganzen noch mehr Raum und nicht selten kommt es vor, dass sich ALCANTARA in einen kleinen Rausch spielt. Die Herzstücke allerdings sind mit 'After The Flood' und 'Seasons' auch die längsten Tracks auf "Solitaire'. Während Erstgenannter dank Wellenrauschen beinah einem Traum ähnelt, setzt der Abschlusstrack dieser Platte sein Hauptaugenmerk auf Harmonie. Wir öffnen unsere Augen also mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
Schon erstaunlich, wie viel Aura und Emotionen ALCANTARA nicht nur einbringt, sondern wie viel das "Solitaire"-Debüt davon auch ausschüttet. Als ich damals als kleines Kind die FLOYD'schen Platten meines Vaters durchforstete und anhörte, gingen Faszination und Unheil sogar Hand in Hand. Das bedrohlich Psychedelische hat mich ebenso in den Bann gezogen wie die Harmonien, tollen Melodien und diese einlullende Atmosphäre. Ich war wie hypnotisiert. Und umso erstaunlicher ist es, dass ALCANTARA dieses Gefühl von einst in mir erneut hinaufbeschwört und mich schon seit Tagen nicht mehr loslässt. Easy Listening klingt zwar definitiv anders, doch löst "Solitaire" etwas in mir aus, was ich längst zu vergessen geglaubt habe.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp