ALCATRAZZ - V
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2021
Mehr über Alcatrazz
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Silver Lining (Warner)
- Release:
- 15.10.2021
- Guardian Angel
- Nightwatch
- Sword Of Deliverance
- Turn Of The Wheel
- Blackheart
- Grace Of God
- Return To Nevermore
- Target
- Maybe Tomorrow
- House Of Lies
- Alice's Eyes
- Dark Day For My Soul
Funktioniert ALCATRAZZ auch ohne Graham Bonnet? Und wie!<br />
Die 1983 gegründete Band ALCATRAZZ schiebt gut ein Jahr nach ihrem erstaunlich starken Comeback-Album "Born Innocent" nunmehr ihr fünftes Studioalbum mit dem trefflichen Titel "V" nach. Überraschenderweise gehört Gründungsmitglied und Sänger Graham Bonnet nicht mehr zur Band. Ob er seine Haftstrafe im wohl bekanntesten US-Bundesgefängnis in der Bucht von San Francisco mittlerweile abgesessen hat, vorzeitig entlassen wurde oder ob ihm vielleicht gar die schier unmögliche Flucht gelang, entzieht sich hierbei meiner Kenntnis. Spaß beiseite. Wie so oft gab es im Umfeld der Band wohl einige Business-Querelen, sodass sich Herr Bonnet dazu genötigt sah, seine Koffer zu packen und künftig unter dem Banner GRAHAM BONNETS' ALCATRAZZ seine ganz eigene Vision der Band weiterzuführen. Sehr schade zwar, aber natürlich absolut legitim. RHAPSODY, SAXON und Konsorten lassen grüßen.
Die spannende Frage, welche euch nun heiß unter den Nägeln brennt, ist vermutlich folgende: Welcher Sangesbarde stellt sich nun der äußerst schwierigen Herausforderung, das großartige Vermächtnis des mittlerweile 73-jährigen Bonnet in Würde mit ALCATRAZZ weiter zu führen? Lauter Trommelwirbel: Die Wahl hierbei fiel auf einen der Band bereits bekannten und auch befreundeten Sänger, der selbst schon einige Hard-Rock-Klassiker mit seiner außergewöhnlichen Stimme unter anderem für RAINBOW, MICHAEL SCHENKER oder auch TANK veredeln durfte. Die Rede ist natürlich vom Schotten Doogie White, welcher, ganz nebenbei gesagt, einer meiner absoluten Hard-Rock-Lieblingssänger ist.
Ansonsten musizieren auf "V" dieselben Verdächtigen wie auch schon beim Vorgänger: Die beiden letzten verbliebenen Gründungsmitglieder Gary Shea am Bass und Jimmy Waldo an den Keys, sowie Mark Benquechea am Schlagzeug und Gitarrenvirtuose Joe Stump (EXORCISM, RAVEN LORD, HOLY HELL). Kleiner Spoileralarm: Wo Joe Stump drauf steht, ist auch jede Menge Joe Stump drin. Soll bedeuten, dass Gitarrenliebhaber der MALMSTEEN'schen Schule hier absolut auf ihre Kosten kommen werden. Im Gegensatz zu Yngwies letzten musikalisch eher lauen Veröffentlichungen wird hier eine richtig fette Produktion aufgefahren und Joe Stump gelingt der Spagat, seine außergewöhnlichen Spielfähigkeiten immer wieder gekonnt zur Schau zu stellen, aber trotzdem songdienlich zu spielen. Ganz große Klasse! Joe beweist hier abermals eindrucksvoll, dass er ein mehr als würdiger Nachfolger seiner beiden genialen Gitarrenvorgänger YNGWIE MALMSTEEN und STEVE VAI ist.
Präsentiert werden uns auf "V" zwölf wunderschön zeitlos klingende Hard-Rock-Songs bei einer Gesamtspielzeit von etwas über einer Stunde. Bedenkt man, dass die Truppe im Vorfeld 20 komplett komponierte Titel zur Auswahl hatte, bekommt man in etwa ein Gefühl davon, welch kreativen Flow die Band gerade hat. Als Anspieltipps eignen sich der kraftvolle Opener "Guardian Angel", das monumentale "Sword Of Deliverance" oder das pfeilschnelle "Turn Of The Wheel". Wirkliche Stinker sucht man hier vergeblich, jedoch hat sich schon die ein oder andere "nur" durchschnittliche Nummer mit eingeschlichen, die zwar immer noch über jede Menge Qualität verfügt, aber dem Rest dieses in allen Belangen fesselnden Albums nicht ganz gewachsen ist.
Langer Rede kurzer Sinn: Als Kind der Achtziger und zudem glühender Verehrer dieser zeitlosen Epoche, in der Bands wie RAINBOW, DEEP PURPLE und Konsorten vor Kreativität nur so strotzten, bekomme ich mit "V" ein Album präsentiert, welches mich absolut packt und auch nach mittlerweile über 20 Durchläufen noch immer zu begeistern weiß! Bei der Ansammlung von fünf solch hochtalentierten Musikern ist das musikalische Können in jeder Note absolut spürbar. Well done!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mahoni Ledl