ALESTORM - Captain Morgan's Revenge
Mehr über Alestorm
- Genre:
- Heavy Metal / Folk Metal
- Label:
- Napalm / SPV
- Release:
- 25.01.2008
- Over The Seas
- Captain Morgan's Revenge
- The Huntmaster
- Nancy The Tavern Witch
- Death Before The Mast
- Terror On The High Seas
- Set Sail And Conquer
- Of Treasure
- Wenches & Mead
- Flower Of Scotland
Vom Cover grüßt Davy Jones mit dem Degen über die Reling und spätestens beim Albumtitel "Captain Morgan's Revenge" ist auch dem Letzten klar, dass uns die Schotten von ALESTORM mit Geschichten und Weisen über das Freibeuterleben beglücken werden. So verwundert es auch kein bisschen, dass der Stil unter dem in Zeiten von Captain Jack Sparrow sicher ganz ordentlich werbeträchtigen Genrebegriff "Pirate Metal" angepriesen wird.
Wenn ihr nun aber den Verdacht hegt, dass die vier Skoten im Kielwasser von Käpt'n Rolf Kasparek und seinen hanseatischen Piraten dahin schippern würden, dann liegt ihr falsch. Vielmehr präsentiert sich ALESTORMs Mucke als Mix aus traditionellem, rauerem Heavy Metal und jeder Menge Stilelemente aus dem Folk und Pagan Metal. So drängen sich Vergleiche zu nordischem, vornehmlich finnischem Pagan Metal der Marke TURISAS und FINNTROLL auf, und auch ein Schlenker gen Melodic Death wie bei 'Death Before The Mast' oder thrashiges Material wie 'Terror On The High Seas' taucht hin und wieder auf.
In jedem Fall haben wir eine Synthese aus harschem bis bösartigem Gesang, knackigen Riffs und sehr melodischen Keyboards. Und gerade Letztere sind für mich dann auch das Problem an der Scheibe, denn zum einen kleistern streckenweise die Keyboards die Gitarren völlig zu, und zum anderen sind die instrumentalen Folk-Passagen manchmal des Guten dermaßen zu viel, dass ich fast die Flucht ergreifen muss. Auf der Platte tummeln sich jede Menge zündender Refrains, ordentlicher Drive und coole Vocals, aber leider meinen die Schotten in fast jedem Song, dass es eine gute Idee wäre, einen Schunkel-Part oder eine volkstümliche Passage zum Hüpfen und Tanzen einzubauen.
Wenn ich teilweise richtige starke Titel wie den Opener 'Over The Seas' oder das großartige Titelstück und die ebenfalls gigantische Hymne 'Set Sail And Conquer' anhöre, dann kann ich den Kameraden gar nicht wirklich böse sein, weil die Stücke wirklich alles haben, um tolle Piratenhymnen abzugeben. Aber wenn dann wieder eine Überdosis an folkiger Melodei abgesondert wird oder das Schunkel-Shantie-Dideldum so penetrant ausartet wie etwa bei 'Nancy The Tavern Wench' oder 'Wenches And Mead', dann schlägt mir das dermaßen aufs Gemüt, dass ich doch wieder keine Lust mehr habe. Eine Überdosis hiervon ist mindestens genauso Kater-verdächtig wie ein zu tiefer Blick in die Pulle mit Captain-Morgan-Rum. Es versöhnt dann wiederum der Rausschmeißer, der zwar auch folkig ist, dies jedoch zu Recht, handelt es sich doch um die alte schottische Hymne 'Flower Of Scotland', die von ALESTORM zwar recht bierselig, aber doch cool umgesetzt wurde.
Alles in allem wird "Captain Morgan's Revenge" gerade im Zuge des Pagan/Folk-Metal-Booms sicher seine willigen Abnehmer finden, und da es den Jungs an kompositorischen Fähigkeiten sicher nicht mangelt, ist die Scheibe objektiv betrachtet auch ein durchaus vielversprechendes Debüt. Aber aus dem Konzept und dem Ansatz könnten die Musiker meiner Meinung nach noch viel mehr machen, wenn sie den überflüssigen Bombast-Ballast samt Schlagerfaktor über Bord werfen würden und die meist gelungenen Melodien von der Leadgitarre statt vom Dudelbrett kommen ließen.
Anspieltipps: Over The Seas, Captain Morgan's Revenge, Set Sail And Conquer
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle