ALEV - Broken (Mini-CD)
Mehr über Alev
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- Eigenproduktion
- Planet Earth, An Introduction To Our Broken Home
- Just Because
- Wherever I Am Going Now From Here
- Devotion
- Time Will Show
Die Münchener Band um Frontfrau Alev Lenz und Gitarrist Marc Patrick Fleischer hat nun nach der abendfüllenden Veröffentlichung "Breakable" eine weitere Eigenproduktion in Form einer Mini-CD herausgebracht. Sie kommt als Appetizer für das versprochene erste professionelle Album, das nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. ALEV haben sich in erster Linie wegen ihres Rufes als gute Liveband einen großen Bekanntheitsgrad im Underground erworben und – nun ja – die holde Weiblichkeit am Mikro war wohl auch nicht ganz unschuldig daran.
Die Musik von ALEV lässt sich gar nicht so einfach charakterisieren, obwohl die vorliegenden Songs wie aus einem Guss klingen. Auf jeden Fall ist es Rock und zwar Rock mit harten Gitarren und groovigem Schlagzeug. Dazu kommen einige Keyboard- und wenige Pianotöne, die den modern klingenden Sound ergänzen. Die Sängerin tönt zumeist melodisch, lässt aber hin und wieder ein paar wildere Ausbrüche zu. Als Vergleich kann man die GUANO APES heranziehen, wobei ALEV um einige Zacken härter sind. Die E-Gitarren betonen mehr die tief tönenden Frequenzen. Vielleicht trifft es die Bezeichnung als Alternative Rock mit einer starken Orientierung in Richtung tanzbeintauglichen Metals am besten. Gitarrist Patrick und Keyboarder Saner Ariduru zählen interessanterweise alte Metalklassiker von OZZY, KISS, SLAYER und MEGADETH zu ihrem Lieblingshörfutter.
Die rauhen Winde live-haftiger Stageatmosphäre wehen über den Studioaufnahmen dieser CD. Eine gewisse erfrischende Spielfreude kann man der Band gewiss nicht absprechen. Allerdings klingt der Sound sehr raumfüllend und professionell gemacht. Die Gruppe wirkt gut aufeinander eingespielt. Die Zeit für eine Label-Veröffentlichung ist also schlicht reif. Auf der vorliegenden CD war noch der zweite Gitarrist Phillip mit von der Partie, der inzwischen die Gruppe verlassen hat.
Mit einem elektronischen Rhythmus beginnt das Intro 'Planet Earth, An Introduction To Our Broken Home' bevor ein monontones Riff ordentlich auf die Felle drischt. Dazu schreit die Sängerin ein paar verzerrte Worte, die wohl die Wut über den miserablen Zustand unseres Planeten und seiner Bewohner ausdrücken sollen. 'Just Because' bleibt hart, wobei Alev Lenz sich eng am Rhythmus hält und die Technik des Sprechgesangs mit melodischerer Intonation verbindet. Die Gitarren setzen ein und wieder aus, während das Schlagzeug eine dauerhafte Präsenz entfaltet - bis auf den ruhigen atmosphärischen Part in der zweiten Hälfte des Stückes. Ein fast technoid klingender Ton mimt die Rolle des Platzhalters in den Lücken des Sounds. Der Refrain ist ziemlich typisch für den alternativen Rockbereich und stellt insoweit nichts besonderes dar. Insgesamt gesehen, wirkt das Stück aber groovig und rund.
Einen zerbrechlicheren Ausdruck scheinen die Emotionen der Sängerin im folgenden 'Wherever I Am Going Now From Here' zu verlangen. Im Refrain klingt sie dagegen leicht angezerrt und wütender. Die Gitarren spielen in der Schnittmenge zwischen Brachialität und verhalteneren Klangtönungen. Die Stimmung des Liedes hat eine sehr traurige Note, was auch auf den dritten Track 'Devotion' zutrifft, der sich in musikalischer Hinsicht nicht viel von seinem Vorgänger unterscheidet. Am Songwriting kann also durchaus noch gefeilt werden, wobei die Sängerin gerade bei diesen depressiveren Momenten mit ihrer Stimme überzeugen kann.
Als richtig gut stellt sich der letzte Track 'Time Will Show' heraus. Orientalisch anmutende Harmonien erzeugen eine fast mystische Atmosphäre. Diese Melodie kehrt sowohl in den Strophen (leise) als auch im Refrain (laut) wieder. Der Gesang wechselt manisch zwischen gedrückter Ruhe und intensivem Ausbruch. Hoffentlich wird dieses Stück bestimmend für die Qualität zukünftiger Songs werden.
Übrigens hat die Band auch einige recht sympathische Ansichten zur Verkaufspolitik ihrer Tonträger. In einem Interview mit der Internetseite Schwarzes München sagte Alev Lenz: "Wir finden, dass jeder das Recht hat, Kopien von seiner erworbenen Musik zu machen und darum wird auf dem Album auch gleich eine Brennsoftware mit vorhanden sein. Genauso wie Musik zu fairen Preisen erhältlich sein sollte. Ein Album sollte nicht mehr als 12 Euro kosten und so sehen wir das auch, schließlich wollen wir als Musiker, aber auch als Musikkonsumenten fair behandelt werden." Dem kann ich einfach nur euphorisch zustimmen. Mal sehen, ob sie diese Ansichten im Laufe ihrer musikalischen Karriere durchhalten können.
Als Vorgeschmack auf das kommende Album lohnt sich die Mini-CD auf jeden Fall. Möglichkeiten, ihren Sound weiterzuentwickeln, gibt es für ALEV sicherlich noch einige. Aber es müssen ja nicht immer gleich die riesigen Hammersongs sein, sondern man kann sich auch an diesem frischen Wind ungeschliffener, aber lebendiger Rockmusik erfreuen.
Anspieltipps: Just Because, Time Will Show
- Redakteur:
- Jörg Scholz