ALEV - We Live In Paradise
Mehr über Alev
- Genre:
- Rock
- Label:
- BMG/Brainstorm
- Release:
- 06.12.2004
- We Live In Paradise
- Time Will Show
- Youth (Sleep Well)
- Cause & Effect
- Just Because
- Where I Am Going From Here
- Where Is The Horse?
- No One´s Fault
- If We Ever (Massdestructive Ignorance)
- Dying Everyday
- Sweet Lullaby
- Bugün Degismeszek (Turkish Version Of Track No. 9)
ALEV, was aus dem Türkischen übersetzt "Flamme" bedeutet, ist neben SLEEPINGODSLIE eine weitere Band mit einem eigenwilligen Stil aus München, die mit ihrer Mischung aus GUANO APES, ALICE IN CHAINS und BJÖRK überzeugen kann. Besonders hervorzuheben ist ihre Sängerin ALEV Lenz, die sich vom Stimmlichen her irgendwo zwischen ALANIS MORRISETTE, BJÖRK und Sandra Nasic von den GUANO APES bewegt. Ihre einzigartige Stimme macht mindestens fünfzig Prozent der Songs aus, doch was wäre eine herausragende Stimme ohne den richtigen Background. Diesen liefern u. a. Patrick Fleischer (g.), Saner Ariduru (key., g.), Martin Fahrnholz (b.) und Niki Brockt (dr.).
Den Anfang macht das Titelstück 'We Live In Paradise', das als Intro dient, vom monotonen Drumbeat und dem sehr schlichten Riff jedoch am ehesten an 'Just One Fix' von MINISTRYs Klassiker "Psalm 69" erinnert. Der erste richtige Song 'Time Will Show' kann auch gleich als eine rockige Version von ALANIS MORRISETTE durchgehen. Ein genialer Abgehrocker, der auf mehr hoffen lässt, was in Form 'Youth (Sleep Well)' sofort serviert wird. Ähnlich wie 'Rooster' vom ALICE IN CHAINS-Album "Dirt" wissen die Bajuwaren gekonnt mit der Laut/Leise-Dynamik umzugehen, so dass einen das Riff nach dem ruhigen Part einfach nur umbläst. Mit dem kurzen 'Cause & Effect' wird in bester OFFSPRING-Manier (was sich auf das Intro und Outro bezieht) mit einigen Alternative-Anleihen gerockt. Der Mittelteil von 'Just Because' könnte glatt als moderne Version von 'Whole Lotta Love' durchgehen, wo Robert Plant in bester Manier um Liebe gewinselt hat. Den Urschrei nach diesem Part hätte Plant in seinen besten Tagen nicht besser hinbekommen.
Die Halbballade 'Wherever I Am Going From Here' gibt einem ein bisschen Zeit, um nach Luft zu japsen. Ferner demonstriert Patrick sein Talent bestimmt, aber nicht zu aufdringlich, was man am besten nach dem harten Riffwechsel und dem Gitarrensolo am Ende des Songs nachhören kann. Mit 'Where Is The Horse?' stellt das Quintett seine Rockerqualitäten unter Beweis. Was die Puristen vielleicht etwas sauer aufstoßen lassen könnte, ist die stellenweise leicht verzerrte Stimme. Einzig 'No One´s Fault' fällt im Vergleich zu den restlichen Kompositionen etwas ab, da meiner Meinung nach zu sehr gejammert wird, was aber trotzdem im Vergleich zu all den durchschnittlichen Kompositionen mancher Kapellen über dem Durchschnitt liegt. Mit 'If We Ever (Massdestructive Ignorance)' könnten die Jungs (und das Mädel) die Charts von hinten aufrollen. Ein genialer Ohrwurm mit Hitgarantie, was noch am ehesten an eine Mischung aus BJÖRK (ruhiger Zwischenpart) und GUANO APES (Rockpart) erinnert.
Mit der Lagerfeuerballade 'Dying Everyday' wird für ALEV Lenz eine ideale Plattform geboten, um die Gänsehautgarantie ihrer Stimme unter Beweis zu stellen. Wie heißt es so schön: Das Beste sollte man sich fürs Ende aufheben! Und das tun ALEV mit der absoluten Götternummer 'Sweet Lullaby', was von der Intensität her Vergleiche mit 'Rearviewmirror' von PEARL JAM nicht scheuen braucht. Wie sich die Sängerin, mal in einen soften, mal in einen harten Soundteppich eingebettet, in den Rausch singt, ist nicht von dieser Welt. Es ist unmöglich, sich an diesem Song satt zu hören! Selbst wenn die Band sich nach diesem Album auflösen würde, hätte sie sich allein mit diesem Lied ein Denkmal gesetzt. So verwundert´s auch nicht, warum sie auf dem SUMMER BREEZE dieses Stück als Letztes gebracht haben, was natürlich auch am ewigen Nachklang der Instrumente liegt, der mindestens zwei Minuten lang ist. Als Bonus wird noch ein Nachschlag in Form von 'Bugün Degismezsek' geboten, was nichts anderes darstellt als die türkische Version von Track No. 9.
Da die GUANO APES demnächst eine Pause (für immer?) einlegen, steht mit ALEV ein passender Nachfolger parat, der imstande ist, die Fußstapfen mehr als "nur" auszufüllen. Trotz der von mir angebrachten Vergleiche klingt die Band zu keiner Zeit wie eine Kopie, sondern weiß durch ihre Kompositionen und allen voran ihre Frontfrau eigene Akzente zu setzen. Unbedingt anchecken!
Anspieltipps: Sweet Lullaby, Youth (Sleep Well), Bugün Degismezsek
- Redakteur:
- Tolga Karabagli