ALEX, SAM - Pieces
Mehr über Alex, Sam
- Genre:
- Melodic Rock
- Label:
- B.A.S.I.C. Entertainment
- Release:
- 26.01.2004
- Back In Love
- Do It Your Way
- Chance To Win
- Saturday Night
- Dancing With Tears In My Eyes
- Feel The Fire
- Magic Breeze
- Tears Falling
- Sounds Like A Melody
- Get It All
- Hold On
Wie kompensiert man am besten die Auswirkungen anhaltender Schlafdefizite? Eine denkbar schlechte Therapie: Man schnappt sich eine Audio-Scheiblette, die noch defizitärer und müder ist als man selbst, so dass man sich im Vergleich dazu gleich viel wacher fühlt als zuvor, und regt sich bei der Gelegenheit gleich noch eine Runde über das Teil auf. Ihr Arzt und Apotheker empfiehlt Ihnen hierfür als geeignetes Testobjekt das rotierende Plüschsofa "Pieces" des Bajuwaren SAM ALEX (AVALON, SHEELA, TOKYO ROSE), zusammengemauschelt, produziert, mitgeschrieben und gitarrentechnisch eingefiedelt von Bobby Altvater (AFFAIR). Der Packungsbeilage mit Warnhinweisen kann man noch entnehmen, dass die beiden Nostalgiker des Zottelmähnen-Rock an dem Material eigentlich schon seit Mitte der Neunziger herumschrauben und es nun – nachdem Sam von 1995 bis 2001 in der Versenkung verschwunden war, um dann mit der Maxi "Believe" ein röchelndes Lebenszeichen von sich zu geben – aus der verstaubten Mottenkiste gekramt und liebevoll verspielt zu knapp 50 Minuten halb garem Einheitsbrei verwurstet haben.
Mit den obigen Referenzbands ist klanglich bereits abgesteckt, was den geneigten Hörer an Material auf diesem Album erwartet. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das hier ist keine schlechte Mucke, technisch liegt alles im grünen Bereich. Man könnte sagen: Das Album ist solide gemacht. Im ohnehin etwas blutarmen und stilistisch unbeweglichen Genre des Melodic Rock kommt das allerdings einem Todesurteil gleich, denn wo sich nicht allzu viele Bewegungsmöglichkeiten bieten, muss man sehen, dass sich Ausgleichspunkte finden. Speziell der Gesang und das Gitarrenspiel wissen durchaus zu gefallen, aber wenn der ganze Sound derart saftlos aus den Boxen quillt, die Stilelemente, Melodien und Texte so ausgelatscht sind, das ganze Album irgendwie beständig uneinprägsam und gekonnt von Highlights befreit am Hörer vorbeirauscht und letztlich so mitreißend ist wie Fahrstuhlmusik, zu der Omma Hildegard begeistert die künstlichen Hüften schwingt, dann bekomme ich davon nicht einmal ein sanftes Jucken in den Eiern. Und da der Kreativität auf dieser Veröffentlichung keine Grenzen gesetzt sind, hat man von den elf Songs mit 'Dancing With Tears In My Eyes', 'Magic Breeze' und 'Sounds Like A Melody' die Fanschar gleich mit drei weichgespülten Coverversionen beglückt, die förmlich danach schreien, das Original aus dem Keller zu kramen.
Wem es nichts ausmacht, dass seit dem hier Hörbaren zwanzig Jahre Musikentwicklung ins Land gezogen sind und wer in Produktion und Klanggewand auf Achtziger-Nostalgie schwört, darf seine Öcken natürlich gern für "Pieces" zum Opferstock tragen. Ich spende die hart an der Steuer vorbei erschwindelten Teuros lieber dem nächsten Altersheim, um damit eine aufstrebende Rentnerband zu finanzieren, die mehr Schmackes auf die Beine stellen dürfte.
Ach ja, Jungs: Das aufwändig mit dem Tintenstrahldrucker zu Papier gebrachte Cover ist ne echte Wucht künstlerischen Schaffensdranges. Mein Kater ist direkt steril geworden, als er über den Schreibtisch und die unbedachterweise liegen gelassene Hülle stiefelte. Das lädt doch schon im Plattenladen dazu ein, dieses Album zu ignorieren, womit eigentlich niemandem geschadet sein dürfte.
Jetzt sind mir beim Tippen auch noch die Finger eingeschlafen, daher schließe ich an dieser Stelle und übergebe mich zurück an die angeschlossenen Anstalten, oder wie das heißt...
Anspieltipps: Ebenso beliebig wie belanglos.
- Redakteur:
- Andreas Jur