ALGORITHM, THE - Brute Force
Mehr über Algorithm, The
- Genre:
- Progressive/Electronica/Instrumental
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.04.2016
- boot
- floating point
- pointers
- brute force
- userspace
- shellcode
- hex
- deadlock
- rootkit
- trojans (hard mode)
Auf ins nächste Level!
Ich bin, sagen wir mal, zumindest "interessierter Beobachter" der Entwicklung von THE ALGORITHM, beziehungsweise der verrückten Welt Rémi Gallegos, der bisher mit jedem Album neue Facetten von sich beweisen konnte. Nach "Polymorphic Code" (2012), "Octopus4" (2014) und einer Handvoll Live-Erfahrungen meinerseits später, muss ich sagen, dass es THE ALGORITHM gelungen ist, einen bleibenden Eindruck bei mir zu hinterlassen, der nur schwierig näher zu benennen ist. Auf jeden Fall waren alle Alben stets ein willkommener Ausflug und live immer wieder ein Höhepunkt, da Rémi nebst DJ-Pult, mit E-Gitarre und einem Live-Schlagzeuger, einfach eine Nummer für sich ist.
Aus der Djent-Szene entwachsen, zeigt sich THE ALGORITHM auf "Brute Force" metallisch und vor allem reif wie nie zuvor. Traditionsmetaller würden wahrscheinlich nach wie vor nach dem ersten Takt weglaufen, doch es gibt unter den kryptischen Rhythumsattacken feine melodische Gitarren-Licks zu bestaunen, die sich regelmäßig nebst Blastbeats und Double-Bass-Salven, zwischen technoidem Gefiepse, Dubstep- und Drum'n'Bass-Eskapaden herauskristallisieren. Quasi ein Melodic-Metal-Space-Rock-Electro-Roman? Why not?
Das Songwriting ist Rémi dennoch schlüssiger gelungen, so hat man stets den Eindruck, Songs zu hören, die einer Spannungskurve folgen, die vor allem in den ersten vier Songs auf eine Maxime hinarbeiten, die mit dem Titelsong erstmals erreicht wird. Deutlich relaxter, fast loungig, kommt dann 'Userspace' daher, der sich im weiteren Verlauf zu einem Post-Metal-Electro-Verschnitt mausert. Das ist mindestens spannend! Sehr entspannend fürs Nervenkostüm hingegen sind die auf Albumlänge regelmäßig eingestreuten 4/4-Beats, bevor man wieder ins Musik-Labyrinth des Nerd-Professors geworfen wird. Der mit Abstand "metallischste" Track, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mit den Genrekollegen IGORRR: 'Deadlock'. Wer die nicht minder durchgeknallten Franzosen schon mal gehört hat, wird sich ob der Härte und des doch recht einheitlichen Stils vermutlich wundern. So finden sich hier einige Djent-Zitate wieder.
Ich bin sehr zufrieden mit "Brute Force", es ist sicherlich das bisher beste Werk des Franzosen, da es Melodie und Härte, Metal und Electro am besten vereint. Nicht falsch verstehen: THE ALGORITHM ist nach wie vor unberechenbar, nerdig und auf Dauer auch anstrengend, da rhythmisch hoch komplex und bestimmt nicht für jedermann gemacht. Doch genau darin liegt auch die Versuchung. Nur eines würde ich mir für die Zukunft wünschen: Das Schlagzeug möchte ich auch auf Platte mal nicht programmiert hören. Dass das geht, beweisen die tollen Live-Shows. Denn mit den synthetischen Sounds werde ich einfach nicht warm.
Trotzdem gilt: Besser kann man Musik, die Electro und (modernen) Metal groß schreibt, nicht machen. Ab dafür!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke