ALGORITHM, THE - Compiler Optimization Techniques
Mehr über Algorithm, The
- Genre:
- Electronica/Metal/Industrial
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 02.11.2018
- Cluster
- Fragmentation
- Superscalar
- Binary Space
- Sentinel Node
Hier werden Hörgewohnheiten neu definiert!
Über vier aufeinanderfolgende Alben und fünf Konzerte habe ich THE ALGORITHMs zugegebener Maßen kranke wie individuelle Mixtur aus (reduziert gesagt) Electronica, Industrial und Metal erst belacht, dann abgefeiert, schließlich bewundert. Hier prallen die Welten der fiependen Synths und wummernder Bässe und stampfenden Beats, auf MESHUGGAH-eske synkopierte Grooves, nebst Blast Beats und Post-Metal-Eruptionen, inklusive Schlagzeug und Gitarre versteht sich. Und dies zelebriert Mastermind Rémi Gallego auf "Compiler Optimization Techniques" nun in vollendeter Form, so rund klang bisher noch kein Album, die musikalische Vision des Franzosen klang noch nie so ausgefeilt. Obwohl bereits das letzte Werk, "Brute Force" (2016), eine steile Entwicklungskurve hinlegte, kann THE ALGORITHM mit dem neuen Output noch eine Schippe drauflegen, denn die Welten des Electronica und Metal existieren hier nicht nur nebeneinander, sie verschmelzen zu einer Einheit.
Lediglich fünf Songs werden angezeigt, doch mit der Spiellänge von 44 Minuten handelt es sich nicht etwa um eine EP, sondern um fünf Songs mit Überlänge, die hervorragend funktionieren und keine Langeweile aufkommen lassen. Denn "Compiler Optimization Techniques" sprüht nur so vor Ideenreichtum. Alleine die zwölf Minuten des Openers 'Cluster' sind dermaßen genial wie abgedreht und voller Dynamik, dass schnell deutlich wird, dass auch anno 2018 THE ALGORITHM das Zepter im Genre fest im Griff hat. Die Fülle der verschiedenen Sounds, die "Compiler Optimization Techniques" nebst Gitarre und Schlagzeug zu bieten hat, ist beispiellos, alles zu beschreiben würde den Rahmen sprengen.
Einzig der Landsmann hinter IGORRR kann zum Vergleich herangezogen werden, doch wem dessen Musik auf Albumlänge zu konfus ist, dem kann ich THE ALGORITHM wärmstens empfehlen, da die Musik doch deutlich metal-affiner und strukturierter tönt. Ebenfalls fällt positiv ins Gewicht, dass das Schlagzeug, live gespielt von Jean Ferry, deutlich organischer klingt als zuletzt. Auch ist es schön, dass man von richtigen Riffs sprechen kann, die sich immer wieder den Weg bahnen und nicht nur perkussives Rhythmengeschrubbe das Geschehen dominiert. Somit trägt "Compiler Optimization Techniques" zu Recht das Attribut "Metal", ist aber elektronische genug, um nicht ins Korsett zu passen.
THE ALGORITHM legt die nächste Entwicklungsstufe ein und feuert hier ein fulminantes Feuerwerk ab. Hörgewohnheiten werden sicherlich nicht bedient, aber auf das Abenteuer kann man sich ruhig mal einlassen!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke