ALGORITHM, THE - Data Renaissance
Mehr über Algorithm, The
- Genre:
- Electro / Instrumental / Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- FiXT
- Release:
- 03.06.2022
- Segmentation Fault
- Interrupt Handler
- Decompilation
- Readonly
- Crytographic Memory
- Object Ressurection
- Multithreading
- Oracle Machine
- Data Renaissance
- Inline Assembly
- Protocols
Cool, aber weniger Metal. Und live um so vieles besser!
Alle, die THE ALGORITHM schon einmal live erlebt haben, dürften mir zustimmen, dass die Performance des französischen Duos ein unvergleichliches Erlebnis ist: Da steht ein jugendlich wirkender Blondschopf auf der Bühne und beackert mit einer unbeschreiblichen Mischung aus Stoizismus und Ekstase wechselweise E-Gitarre und Synthesizer-Workstation. Die besondere Faszination eines THE ALGORITHM-Auftrittes macht dabei Rémi Gallegos Zusammenspiel mit seinem Bühnenschlagzeuger Jean Ferry aus: Die Energie, der hypnotische Sog dieser instrumentalen Mixtur aus Synthie-Elektro, Trance, Dubstep und Metal werden gerade durch die greifbare und in Teilen eben auch analoge musikalische Darbietung erst greifbar.
Eben deswegen wird der Genuss eines jeden THE ALGORITHM-Albums aber auch schon im Ansatz geschmälert: Über die heimische Anlage oder Kopfhörer fehlt diese Raum einnehmende visuelle Komponente von Rémis Musik. Elektro-Fans können sich auch "Data Renaissance" selbstverständlich gut zuhause oder im Auto anhören; vor allem Synthesizer-Tüftler dürften in den knapp dreiviertelstündigen klanglichen Output eintauchen und versuchen, all die kleinen Sound-Details zu analysieren. Für mich ist eine THE ALGORITHM-CD in erster Linie aber eine Trockenübung für das nächste Konzert dieses einzigartigen Band-Konzeptes.
Im Übrigen tritt der Metal auf "Data Reinaissance" verglichen mit "Brute Force" oder "Compiler Optimization Techniques" stärker in den Hintergrund; vom Djent der Anfangstage ist in meinen Ohren ohnehin nichts mehr übrig, auch die irrsinnigen Taktwechsel sind seltener geworden. Die elf Tracks sind verhältnismäßig nachvollziehbar komponiert, gehen in weiten Teilen atmosphärisch ineinander über und pendeln zwischen treibend-aggressiven Grooves und einer fast Wave-artigen Grundstimmung. Einen weiterer Abstrich gegenüber den Live-Auftritten stellt das programmierte Schlagzeug dar – gerade "Data Renaissance" leidet unter diesem Makel, weil diesmal auch die E-Gitarre fast vollständig in den Synthie-Sounds verschwindet.
In Kategorien wie "gut" oder "schlecht" lässt sich ein THE ALGORITHM-Album meines Erachtens nicht kategorisieren; zu speziell und erratisch ist Rémis andauernde musikalische Selbstfindung. "Data Reinassance" ist auf alle Fälle gut hörbar (bis auf das stumpfe Industrial-/Techno-Gebolze beim passend betitelten 'Inline Assembly'), lässt allerdings den Metal diesmal außen vor und liefert nur wenige Anhaltspunkte, die zum häufigeren Auflegen motivieren könnten. Für den nächsten THE ALGORITHM-Auftritt heizt das fünfte Album Rémi Gallegos aber wieder ordentlich an.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause