ALL ITS GRACE - The Swarm Of Decay
Mehr über All Its Grace
- Genre:
- Metalmosh
- Label:
- European Label Group/ Broken Silence
- Release:
- 19.10.2007
- Five People Died On The Road
- Lilith Soiled Our Threnodies
- Weary Hours Of The Fall
- Natural Chaos
- Full Of Wrath, We Consume (Ourselves)
- For This Once
- Lest We Forget
- Requiem For A Countenance
- The End
Oh Mann, man lernt anscheinend nie aus. Oder kennt ihr die Bezeichnung "Metalmosh" im Zusammenhang mit ernster Musik? Wie auch immer, denn nach dem ich "The Swarm Of Decay" der Mainzer ALL ITS GRACE gelauscht habe, weiß ich ganz genau, was damit gemeint ist. Brachialer Metal mit vielen bösen und tiefen Riffs, dazu abwechselnd flotte und groovende Rhythmen – fertig ist der hochexplosive musikalische Eintopf, der dich mit Anlauf gegen die Wand laufen lässt, um direkt im Anschluss dafür zu sorgen, dass du wie ein Idiot im Kreis springst. Alles klar soweit? Ich habe es jedenfalls kapiert.
Von Anfang an drücken die Gitarren, feuern thrashige Riffs ab oder packen die Death-Metal-Singlenotes mit dazugehörigem Blastbeat aus. Für 'For This Once' hat man sogar bei den guten alten BLACK SABBATH genau hingehört und extrem dämonische Harmonien ausgegraben. Dazu kommt ein solides Drumming, das immer wieder zwischen flotten und schleppenden Passagen pendelt. Erwähnenswert ist auch die Bassarbeit, die sogar teilweise an Steve DiGiorgio zu seinen seligen Tagen bei DEATH erinnert. Unterstützt wird das Gesamtpaket durch eine wuchtige Produktion aus dem Hause Brainrox Studios, die absolut keine Wünsche offen lässt. Ein amtliches Pfund, das so einigen Home-Studio-Künstlern ganz schön mächtig in den Arsch tritt.
Grundsätzlich steht und fällt aber die Musik von ALL ITS GRACE mit dem Gesang. Auf "The Swarm Of Decay" schreit sich Tobias Keller recht amtlich durch die gesamten neun Songs (inklusive einem kurzen Instrumental und einem Outro). Gelegentlich garniert er das Ganze auch mit feinen Todesblei-, kreischenden Black-Metal-Parts oder gesprochenen Passagen, jedoch dominiert das kehlige Geschrei, das uns bestens aus dem Metalcore-Bereich bekannt ist und einige vielleicht als eindimensional bezeichnen würden. Auf gesungene Passagen verzichten die Mainzer komplett, was die Jungs einerseits vor keine Kontrastprobleme stellt, anderseits aber auch nicht für die fehlende Abwechslung sorgen kann.
So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass die Songs letztendlich austauschbar wirken und einen wirklichen Wiedererkennungswert vermissen lassen. Schwer wiegt da vor allem, dass "The Swarm Of Decay" recht langsam in Fahrt kommt und zunächst etwas schleppend wirkt. In der zweiten Halbzeit legen die Jungs aber eine deutliche Schippe drauf und können mit 'Full Of Wrath, We Consume (Ourselves)', dem bereits angesprochenen 'For This Once', dem mächtigen 'Requiem For A Countenance' und dem überragenden 'Lest We Forget' überzeugen. Eine Frage muss jedoch noch erlaubt sein, denn wer kam bitte schön auf diese grässliche Idee mit dem Solosound beim abschließenden und eigentlich schönen Akustiksong 'The End'? Setzen. Sechs.
Zum Abschluss gibt es noch das in Eigenregie erstellte Video zum Opener 'Five People Died On The Road', das zwar rein handwerklich einfach und simpel gehalten wurde, aber als zusätzliches Schmankerl durchaus durchgeht. So bekommt man auch einen guten Einblick auf die Menschen hinter der Musik. Ob das natürlich zum Kauf des Silberlings reicht, wage ich zu bezweifeln, aber wer auf brachialen Metalcore ohne gesungene Melodien mit einer gehörigen Portion Groove steht – Metalmosh eben – sollte ALL ITS GRACE mal antesten. Genrefreunde werden hier definitiv auf ihre Kosten kommen.
Anspieltipps: Lest We Forget, For This Once, Full Of Wrath
- Redakteur:
- Chris Staubach