ALL MY FAITH LOST - Untitled
Mehr über All My Faith Lost
- Genre:
- Ethereal/Dark Wave/Neofolk/Neoklassik
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Cyclic Law
- Release:
- 09.03.2021
- 1. Violent Dreams II
- 2. We All Die Sometimes
- 3. Nymphs IV
- 4. The Ice Princess
- 5. Keeping Time
- 6. The Inconvenience Of Spirits
- 7. White Thread
- 8. Awakening The Moon
- 9. Flood
- 10. Cassandra
Ein ruhiges Album voller Emotionen
ALL MY FAITH LOST wurde 1999 gegründet und stellt somit nun bereits seit über zwanzig Jahren eine Genremix aus Ethereal, Dark Wave, Neofolk und Neoklassik bereit. Aktuell besteht die Band aus Gründungsmitglied Federico Salvador (Gesang, Gitarren und Synthesizer), Viola Roccagli (Gesang, Klavier, Synthesizer und Flöte), Fabio Polo (Violinen) und Neuzugang Angelo Roccagli (Gitarren und Bassgitarre).
Anfangs fokussierte sich die Band noch auf die Feenwelt (siehe das Demo "Hollow Hills", 2000). Mit dem zweiten Werk "In A Sea, In A Lake, In A River... Or In A Teardrop" (2001) verlagerte sich der Blickwinkel auf Wassergeister. Es folgten "As You're Vanishing In Silence" (2005), "The Hours" (2007), "Decade" (2009), im Jahr 2011 erst die EP "3 Hours Before" und danach das Album "Still White Air" sowie "Rain Has Fallen All The Day" (2012). Nachdem im Folgejahr "Chamber Music" veröffentlicht wurde, würdigte ALL MY FAITH LOST die Projekt-Band BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL mit dem Tribut "Redefine My Pure Faith" in 2014, doch dann würde es still um die Band. Eine Stille, die nun sieben Jahre später endet.
Die Italiener führen über das neue Album aus: "Diese elf Lieder enthalten alle charakteristischen Merkmale der früheren Werke der Band. Sie sind gebrandmarkt von mehreren wichtigen Ereignissen im Leben der Bandmitglieder und den zusätzlichen Einflüssen des neuen Gitarristen. Wie auch die vorherigen Alben ist diese Veröffentlichung zutiefst von Kunst inspiriert. In "Untitled" bezieht jedes Lied seine Inspiration aus Gemälden einiger unserer Lieblingskünstler der Surrealismus-Bewegung wie João Ruas, Tara McPherson, Nicoletta Ceccoli und Ray Caesar. Jedes Gemälde schlug uns eine Geschichte vor, die Gefühle und Emotionen einflößte, welche schließlich in Texte und musikalische Kompositionen übersetzt wurden. Eine ergreifende Reise durch Träume und Mondscheinwälder…"
Nach einem kurzen Gitarren-Intro umfängt einen in 'Violent Dreams II' bereits die Heavenly-Voices-Stimme von Viola Roccagli. 'We All Die Sometimes' setzt an, wo der erste Song aufhört, jedoch unterstützt von Violine und der ruhigen Stimme von Federico Salvador. In der Mitte verbinden sich beide Stimmen harmonisch, bevor sie von einem reduzierten Gitarrensolo unterbrochen werden. Wie aufgrund des Titels zu erwarten beschäftigt sich das Lied mit dem Thema Tod. In 'Nymphs IV' geleitet Federicos Gesang den Hörer in den Song, der Sehnsucht ausdrückt. Untermalt wird er von Gitarre, Piano und Violine, bevor im letzten Drittel auch Viola mit einstimmt. 'The Ice Princess' wartet mit einem Klavier-Intro auf. Zusammen mit Violine und Violas Stimme ist ein traurig schönes, bewegendes Stück entstanden.
Der Track 'Keeping Time' setzt sich mit der menschlichen Entfremdung von der Natur auseinander. Erneut kommt es unter anderem zum Violineneinsatz, doch diesmal andersartig bekehrend. Violas Gesang flankiert teilweise ein Echo und kurzzeitig Federicos Stimme. In 'The Inconvenience Of Spirits' wird der Tod und das Leben nach dem Tod thematisiert. Vordergründig sind (Bass-)Gitarren, Violine und die Sängerin zu hören. Etwa ab der Hälfte verleiht ausnahmsweise ein wenig Percussion und eine flüsternde Viola Roccagli dem Song mehr Tiefe. Die Violine erweckt gar einen leicht orchestralen Eindruck. 'White Thread' befasst sich mit den dunkleren Aspekten der Liebe. Die Stimmen setzen miteinander ein, zwischendurch sind auch mal nur Gitarren, Violine und Piano zu hören. Gemeinsam steigern sich alle gemeinsam in der zweiten Hälfte, bevor in der letzten Minute ein angenehmes Piano-Outro abschließt.
Das Piano-Intro in 'Awakening The Moon' wiederum ertönt eher leicht dramatisch und verbleibt als alleine Begleitung zur kräftigeren Stimme Violas, welche ebenfalls überzeugt. Beide zusammen ziehen den Hörer in ihren Bann. Gleich zu Beginn von 'Flood' kehrt die Gitarre, später auch die Violine auf bereichernde Weise zurück. Sogar eine Flöte erklingt im rein instrumentalen Teil. Federico nutzt seine Stimme im Neofolk-Stil, was auch seinen Charme hat. Thematisch knüpft der Song an den siebten Song an. 'Cassandra' widmet sich der griechischen Mythologie. Im Hintergrund zu Federicos Stimme und dem Gitarrenspiel dringt zarter Frauengesang ans Ohr. Das Album endet mit dem langsamen Track 'The Night Is Calm', welcher den Hörer in Heavenly-Voices-Manier beruhigt und entschleunigt in den Alltag entlässt.
Auf "Untitled" harmoniert Violas elysische Stimme immer noch so ästhetisch mit Federicos wie gewohnt. Mitunter schimmert noch der charmante italienische Akzent durch. Die Musik lullt den Hörer sanft, langsam und melancholisch ein, ohne zu ermüden. Piano, Violine und Gitarren sind die dominierenden Instrumente, Synthesizer sind kaum wahrnehmbar. Nach längerer Abstinenz gelingt es ALL MY FAITH LOST ohne weiteres, an die Vorgängeralben anzuknüpfen. Wer dem ätherischen Neofolk verfallen ist, dürfte sich über diese Veröffentlichung außerordentlich freuen. Insbesondere Freunde der (teilweise ehemaligen) Label Projekt, Prikosnovénie und Hyperium sollten sich Zeit für das Album nehmen und es sich in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt