ALLIGATOAH - Off
Mehr über Alligatoah
- Genre:
- Rap-Metal / Crossover
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Groove Attack
- Release:
- 22.03.2024
- Ich fühle dich
- Niemand
- Weisse Zähne
- Wer lacht jetzt
- So raus
- Scheißdreck
- Menschliches Versagen
- Küssen
- Es kratzt
- Ich ich ich
- Partner In Crime
- Daylight
Crossover is back!
Wo fangen wir musikhistorisch an? Bei "DIE TOTEN HOSEN, feat. FAB FIVE FREDDY" im Jahr 1983? Bei "AEROSMITH, feat. RUN DMC" 1986? Bei "ANTHRAX, feat. PUBLIC ENEMY" 1991? Beim Crossover/Rap-Metal? Beim Nu-Metal und seinen Rap-Parts? Für die Verbindung von Rap und Rockmusik gibt es unendlich viele Anknüpfungspunkte, auch in Deutschland. Vor allem ist es hierzulande keine Seltenheit, dass Rapper Ausflüge in die Welt der Gitarren machen. Schon in den 1990er Jahren, zur Hochphase des Crossovers, gründete die Rap-Gang DIE FANTASTISCHEN VIER ihr kurzlebiges Metal-Projekt MEGAVIER. Auch in den vergangenen Jahren frönten Rapper immer wieder der gitarrenlastigen Musik: Die ANTILOPEN-GANG nahm 2017 ein Punkrockalbum auf, während CASPER 2020 bei den deutschsprachigen Songversionen von PARKWAY DRIVE mitwirkte. Der nächste in dieser Reihe ist nun ALLIGATOAH. Mit seiner neuen Scheibe "Off" veröffentlicht er erstmals ein Metal-Album. Überraschend kommt der Schritt keineswegs, da er bereits 2022 auf dem Wacken Open Air als Rockact auftrat.
Wer jedoch davon ausgeht, dass ALLIGATOAH seine komplette musikalische Vergangenheit hinter sich gelassen hat, der irrt. Nach kurzen Gitarrenklängen weist der Opener 'Ich fühle dich' klassische Beats und Rap-Parts auf. Es ist HipHop in Reinkultur, der immer mal wieder durch einige Gitarrenriffs unterbrochen wird. Ähnlich läuft es bei Stücken wie 'Niemand' oder 'Scheißdreck' ab. Daneben gibt es Tracks wie 'Wer lacht jetzt', 'So raus' oder 'Weisse Zähne', die deutlich härtere Töne anschlagen. Im Großen und Ganzen ist "Off" eher ein Rap-Abum mit Rock- und Metal-Parts als umgekehrt. Größtes Problem ist dabei, dass die Gitarrenriffs teilweise sehr generisch klingen. Aus Sicht eines Metalfans fehlt es an Pep, Innovation und Authentizität. Möglicherweise mag es für (jüngere) Hörer, die aus der Rap-Ecke stammen, anders wirken und eventuell gar eine rockmusikalische Offenbarung sein. Seine eigentliche musikalische DNA kann ALLIGATOAH auf "Off" jedenfalls nicht verleugnen.
Trotz dieser notwendigen Kritik schafft es ALLIGATOAH, zumindest einige Lieder abzuliefern, die ordentlich grooven und eine herrliche Reminiszenz an die großen Zeiten von Rap-Metal und vielleicht sogar noch mehr an den Nu-Metal sind. Dazu gehört in erster Linie 'So raus', welches ein Featuring mit Fred Durst besitzt und das das Älterwerden als Musikfan sehr ironisch beschreibt. Ebenso können 'Weisse Zähne' oder das Duett mit Sandra Nasic 'Menschliches Versagen' als gelungen betrachtet werden.
Als großes Finale wird schließlich noch eine Skurrilität präsentiert. 'Daylight' von Deutschlands erster Fernsehcastingband NO ANGELS wird als Metalversion dargeboten - TOBI SCHLEGL & AUDIOSMOG lässt übrigens mit seiner Rockversion von 2001 schön grüßen! Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass bei diesem Projekt der Spaß im Vordergrund steht.
Es fällt nicht leicht, dieses Experiment einzuordnen. Vielleicht sollte man es auch nicht zu sehr analysieren. ALLIGATOAH ist Metal-Fan und hatte Bock auf Rockmusik. Das kann man auch einfach mal so mitnehmen und akzeptieren, ohne es in seine Einzelteile zu zerlegen und zu sezieren.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Dominik Feldmann