ALTA REIGN - Mother's Day
Mehr über Alta Reign
- Genre:
- Melodic / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Rat Pak Records
- Release:
- 08.01.2021
- Shine
- Witness
- Thin Red Line
- Never Say Never
- Mother's Day
- ESC (Escape)
- Come Out And Play
- Let's Go! (I'm In Charge Now)
- Always
- Immortal
- Passage
- Rise
- Always (Acoustic Version) (Bonus Track)
Perfektionismus und seine Schattenseiten
Als Initiator und Gründer dieser Formation gilt Jeff Plate. Der ehemalige SAVATAGE- und METAL CHURCH-Drummer, der immer noch beim TRANS SIBERIAN ORCHESTRA aktiv ist, hatte schon seit Jahren im Sinn eine Band zu formieren, die im melodischen Progressive Metal beheimatet ist, sich jedoch nicht zuletzt durch mehrere, unterschiedlich agierende Sänger vom Groß des Wettbewerbs abheben kann.
Das klingt zwar längst nicht mehr innovativ, zumal ja auch sein aktuelles Hauptbetätigungsfeld davon geprägt ist. Doch man sollte die Geschichte der Fairness halber ein wenig relativiert betrachten, zumal Jeff diese Idee nicht erst seit vorgestern im Kopf herumgeisterte, sondern nach langen Jahren der Überlegung und Vorbereitung, nicht zuletzt auch aus Zeitmangel, eben erst vor wenigen Monaten zu realisieren war.
Für die Umsetzung selbst hat er sich zunächst einmal mit TSO-Keyboarderin Jane Mangini zusammengetan, um eine entsprechende Basis zu erschaffen. Mit an Bord geholt wurden mit Tommy Cook (guit.), Collin Holloway (guit.), Kevin McCarthy (bass) und Zach Hamilton (keyb., guit.) nicht nur begnadete Instrumentalisten, sondern eben auch ebensolche Sänger.
Weniger spektakulär und überraschend überschaubar fällt dagegen die Gästeliste aus, die man auf Grund der "Connections" eigentlich als gewaltig vermuten dufte. Doch Meister Plate scheint in der Tat seine neuformierte Band präsentieren zu wollen, und keineswegs sich selbst. So gaben sich lediglich seine beiden TSO-Kollegen Chris Caffery und Joel Hoekstra die Ehre, um an "Mother’s Day" mitzuwirken. Die beiden bleiben auch eher unauffällig und banddienlich, zumal sowohl der Titeltrack mit Joel als auch das von Chris unterstützte 'Rise' nicht zwingend durch spezielle Solo-Passagen auf sich aufmerksam machen.
Sehr wohl aber durch die Gesangsbeiträge, die "Mother’s Day" zu einem abwechslungsreichen und bemerkenswerten Hörerlebnis machen. Zwar ist vor allem den Arrangements anzumerken, dass Jeff und Jane vom unvergessenen Paul O'Neill (durchaus denkbar, dass sein Lebenswerk als Orientierungshilfe gehandelt wurde, und er selbst immer noch als "Mentor" für die Protagonisten gilt) eine ganze Menge gelernt haben. Ohne die strukturell offenbar bis in kleinste Detail durchgeplante Zusammenarbeit der involvierten Musiker und die daraus resultierende, perfektionistisch anmutende Umsetzung des Materials, wäre ein dermaßen vielschichtiges und facettenreiches Gesamtbild aber wohl auch nicht möglich gewesen.
Dieses ist aber leider dennoch nicht als durchgehend ansprechend zu bezeichnen. Neben einer gewissen Sterilität, die wohl dem Über-Perfektionismus zuzuschreiben ist, überschreitet das Ensemble in einigen, vorwiegend balladesken, emotionsgeladenen Passagen gehörig die Kitsch-Schmerzgrenze. Leider konnte auch klangtechnisch nicht alles ganz optimal umgesetzt werden. Speziell der Schlagzeug-Sound lässt mitunter schwer zu wünschen übrig, auch wenn man nicht behaupten kann, die Drums würden im Klang untergehen. Doch das mitunter eigenwillige "Scheppern" der Toms hätte man gerne vermeiden dürfen. Da hätte sich der Chef gerne wichtiger nehmen können!
In Summe bereitet "Mother’s Day" zwar immer noch reichlich Hörvergnügen, weniger Perfektionismus bei den Arrangements und ein ausgewogeneres Klangkorsett hätten dieses aber sicher noch intensiviert. Wer seinen Progressive Rock/Metal bevorzugterweise mit viel Pomp und Bombast zu sich nimmt, sollte aber auch an ALTA REIGN seine Freude haben.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer