AMORPHIS - Queen Of Time
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2018
Mehr über Amorphis
- Genre:
- Gothic Metal/Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 18.05.2018
- The Bee
- Message In The Amber
- Daughter Of Hate
- The Golden Elk
- Wrong Direction
- Heart Of The Giant
- We Accursed
- Grain Of Sand
- Amongst Stars
- Pyres On The Coast
Diesmal mit Orchester, Chor und interessanten Gästen.
Es ist immer wieder eine spannende Angelegenheit, ein neues Album der Finnen AMORPHIS zum ersten Mal anzuhören. Der illustre Verlauf der Diskographie von AMORPHIS hat ja gezeigt, dass man bei dieser Truppe mit allem rechnen kann und sollte. Zudem zeigten sich die Jungs zuletzt in Topform und konnten mit konstant starken Alben auch regelmäßig hohe Chartplatzierungen einfahren. Das letzte Werk "Under The Red Cloud" ist meiner Meinung nach sogar einer der Höhepunkte in der ohnehin bärenstarken Diskographie der Band. "Queen Of Time" ist das mittlerweile 13. Studioalbum von AMORPHIS in seiner fast 30-jährigen Geschichte, was kein Grund ist um nicht noch neue Experimente zu wagen. Zum ersten Mal stand den Jungs für die Aufnahmen ein komplettes Orchester sowie ein Chor zur Verfügung, außerdem finden sich einige interessante Gastbeiträge auf der Scheibe. Doch wird "Queen Of Time" den selbst gesetzten hohen Qualitätsstandard der letzten Alben halten können?
Bereits beim ersten Refrain des als Single erschienenen Eröffnungstracks 'The Bee' bin ich mir absolut sicher, dass ich diese Frage wohl definitiv mit einem klaren "Ja!" beantworten kann. Wie bei den Vorgängern kombiniert der Song verschiedenste stilistische Elemente zum AMORPHIS-eigenen Sound und entpuppt sich zudem als hartnäckiger Ohrwurm. Die orchestralen Klänge stehen dabei natürlich etwas mehr im Vordergrund als zuvor, aber in einem für mich noch absolut verträglichen Maß. Dadurch wirkt "Queen Of Time" insgesamt etwas softer als "Under The Red Cloud", härtere Passagen finden sich aber dennoch in jedem Song. Es wird auch nicht in jedem Track das gesamte Arsenal aufgefahren, vielmehr werden gezielte Akzente gesetzt, was jedem einzelnen Song eine eigene Note verleiht. Alleine dadurch gestaltet sich der Genuss von "Queen Of Time" sehr abwechslungsreich. Qualitätsschwankungen gibt es auch nicht zu vermelden, man könnte jeden einzelnen davon ohne Probleme als Single auskoppeln.
In zweiten Track 'Message In The Amber' gibt es beispielsweise den Chor zu hören, 'Amongst Stars' ist nicht nur durch die starken Gesangsparts von Anneke Van Giersbergen (VUUR) eines meiner persönlichen Highlights der Scheibe. Doch auch Tomi Joutsen liefert insgesamt seine wohl beste Performance ab und präsentiert seine Stimme noch variabler als jemals zuvor. Technisch und musikalisch haben sich die Finnen ohnehin nie eine Blöße gegeben und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Und dass sie geile Songs schreiben können, untermauern sie eh mit jedem Album, da macht auch "Queen Of Time" keine Ausnahme. Durch die präsenteren orchestralen Klänge wirkt die Scheibe auch etwas verspielter, was sich vor allem auf die verträumten Passagen in den Songs positiv auswirkt. Mit diesen geizt AMORPHIS auch nicht, ohne dabei natürlich auf die typischen folkigen Einlagen zu verzichten. Das scheinen Musiker aus Finnland ohnehin im Blut zu haben.
"Queen Of Time" ist die konsequente und nachvollziehbare Weiterentwicklung zu "Under The Red Cloud", und kann sogar mit einigen (für AMORPHIS) neuen Elementen aufwarten. Vor allen das Orchester und der Chor sind hier zu nennen. Diese werden auch nicht exzessiv, sondern gezielt und in gutem Maß eingesetzt, was jedem Song auf "Queen Of Time" einen individuellen Charakter verleiht und die Scheibe zudem abwechslungsreich gestaltet. Die präsenteren orchestralen Elemente werden sicher nicht allen schmecken, für mich sind sie jedoch absolut im Rahmen. Weder musikalisch noch technisch gibt es etwas zu meckern, AMORPHIS hat eben einen gewissen Qualitätsstandard. Persönlich sehe ich "Queen Of Time" trotzdem knapp hinter dem Vorgänger "Under The Red Cloud" (in meinem Kosmos ein glattes 10er-Album), einfach weil die Songs bei mir bisher etwas weniger Suchtpotential entfalten. Gut möglich, dass sich das mit der Zeit noch ändern wird. Trotzdem hat AMORPHIS hier eines meiner persönlichen Jahreshighlights am Start, von dem wohl kein Fan der letzten Scheiben enttäuscht sein wird. Mit 9 Punkten reiht sich "Queen Of Time" damit im dicht besetzten oberen Bereich der AMORPHIS-Diskographie ein. Interessant dürfte sein, wie die neuen Songs dann live umgesetzt werden, da müssen wir uns in Deutschland allerdings noch bis zum Herbst gedulden.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hermann Wunner