AN EVENING WITH KNIVES - End Of Time
Mehr über An Evening With Knives
- Genre:
- Post Metal / Sludge
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Argonauta Records
- Release:
- 14.03.2025
- Pride Of Lions
- All They Need
- Death
- Old Man
- End Of Time
- Voices
- The Mistake
- S21
Neue Schwerpunkte, neue Entfaltungsmöglichkeiten.
Meine holländischen Messerfreunde sind zurück, und das Trio aus Eindhoven vollführt auf seinem dritten Album zu meiner Freude eine musikalische Kehrtwende. Nachdem man auf dem letzten Album "Sense Of Gravity" den ursprünglichen, so faszinierenden Mix aus psychedelischem Sludge und wunderbarer Grunge-Gitarrenarbeit gegen sehr dominante Stoner-Einflüsse eingetauscht hatte, ist auf "End Of Time" der Sechssaiter wieder deutlich präsenter, und auch das Songwriting selbst tendiert wieder stärker gen Sludge und groovigem Grunge. Der Sound ist deutlich satter, der neue Schlagzeuger Jarno van Osch treibt seine Vordermänner mit Nachdruck voran – mehr Zielstrebigkeit, mehr schwermetallischer Rock.
Der Opener 'Pride Of Lions' liefert genau das: einen drückenden Schlagzeug-Beat, Gitarrensägen, die den Groove aufnehmen, gleichzeitig eine gewisse schleppende Schwere im Antrieb, wütende Vocal-Einwürfe. Dieses kleine Biest reißt mit und zieht vor allem die Spannungsschraube erbarmungslos an. Gleichzeitig überrascht die mit drei Minuten sehr kurze Laufzeit, lässt 'Pride Of Lions' eher als Intro erscheinen. Im Anschluss wird es bei 'All They Need' etwas verstörender, mit latent psychedelischem Touch und sägenden Stoner-Gitarren; das kompakte Song-Format wird allerdings beibehalten, was ich bei dieser Art Musik nicht unbedingt vorteilhaft finde. Anschließend zeigt die Formkurve mit 'Death' steil nach oben: ein cooles, schwermütiges Lick, die grimmig wiederholte Zeile über den Tod als Herrscher aller Dinge, der repetitive Charakter, das dominante Schlagzeug, die omnipräsente E-Gitarre – dieses Teil zeigt AN EVENING WITH KNIVES in großartiger Form.
Und die Truppe bleibt der neuen Ausrichtung verhaftet; 'Old Man' ist heavy und rotzig, 'Voices' ein schneller, drückender Sludge-/Stoner-Bolide mit Groove-Metal-Antrieb, 'The Mistake' atmet ordentlich Grunge-Vibes und bietet mehrmals Anlass zum gepflegten Headbangen. Abwechslung ist also geboten, und ganz grundsätzlich ist die Kehrtwende im Songwriting sehr zu begrüßen. Gleichzeitig muss festgehalten werden, dass das Trio sein Potential noch gar nicht voll ausschöpft. Es wäre hilfreich, wenn AN EVENING WITH KNIVES fortan an der eingeschlagenen musikalischen Ausrichtung festhält und das Songwriting noch verfeinert, denn die meisten Songs bieten tolle Ansätze, die oft nicht so ganz zu Ende gebracht werden, weil den Nummern noch die absolute Kulmination der Spannung, oder auch gelegentlich packend-mitreißende Eruptionen fehlen. Auch der psychedelische Touch des Debütalbums wird vermisst. Zugleich gibt Marco Gelissen an der Gitarre wieder eine Galavorstellung, seine gesanglichen Fähigkeiten sind meines Erachtens aber limitiert, und obwohl er die Mischung aus Wut und Verzweiflung glaubwürdig herüberbringt, könnte die Band über die Verpflichtung eines Sängers nachdenken, der sich nicht parallel an der Gitarre abarbeiten muss und über die eine oder andere stimmliche Nuance mehr verfügt.
"End Of Time" schlägt auf alle Fälle eine packende, neue alte Richtung ein, nachdem die Band auf dem letzten Album in etwas generischeren Stoner-Rock-Gefilden unterwegs war. Geht die Reise auf diesem Weg weiter und wird noch weiter am Songwriting gefeilt, dürfte AN EVENING WITH KNIVES mit dem nächsten Langspieler die Tür zur Sludge-/Post-Metal-Oberklasse aufstoßen.
Anspieltipps: Pride Of Lions, Death, S21
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause