AN EVENING WITH KNIVES - Sense Of Gravity
Mehr über An Evening With Knives
- Genre:
- Stoner / Sludge / Post Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Argonauta Records
- Release:
- 06.03.2020
- Sacrifice
- Escape
- Levitate
- Turn The Page
- On Your Own
- Endless Night
- Ordinary Day
Der Nervenkitzel ist abhandengekommen.
Rückblickend betrachtet war das 2018er AN EVENING WITH KNIVES-Debüt "Serrated" ein echter Geniestreich: eine hervorragend ausgewogene Mischung aus Sludge-, Stoner- und Post-Metal-Klängen, garniert mit einer wunderbaren, grungigen Gitarrennote als Alleinstellungsmerkmal. Kurz, aber vielversprechend fiel auch die folgende EP "Fade Out" aus und ließ Vorfreude auf die nächste reguläre Veröffentlichung des niederländischen Trios aufkeimen.
Ein gutes Jahr später steht mit "Sense Of Gravity" auch schon Album Nr. 2 der Messerfreunde in den Regalen, doch von der klaren Verbesserung bei der Cover-Gestaltung abgesehen fällt der Eindruck, den der Siebentracker hinterlässt, eher ernüchternd aus. Die AN EVENING WITH KNIVES-Trademarks sind in Grundzügen zwar noch vorhanden, die Produktion klingt erneut warm und differenziert, doch "Sense Of Gravity" fehlt der Nervenkitzel, das schockierende Moment von "Serrated" und "Fade Out". Die drei Herren tendieren heuer stärker gen Stoner Rock; die Sludge- und Post-Metal-Anteile sind in den Hintergrund getreten. Besonders enttäuscht bin ich von der diesmal viel zurückhaltender agierenden E-Gitarre, die Gänsehautsoli wie bei 'Blind Man's Guess' oder 'Thoughts And Regrets' fast vollständig vermissen lässt. Wow, also ehrlich, ein solch cooles Alleinstellungsmerkmal aufzugeben, da sollte man doch zumindest adäquaten Ersatz in der Hinterhand haben. Aber so stimmig der Opener 'Sacrifice' auch vor sich hin brodelt, so rockig-lässig das knackige 'Levitate' daherkommt, nie wird die packende Mixtur der Vorgängerscheiben erreicht. Nicht, weil die sieben neuen Songs per se schlecht wären – im Gegenteil, AN EVENING WITH KNIVES steht diesmal eben für sehr routinierten, geerdeten Stoner Rock mit latent psychedelischem Anstrich, wie beispielsweise bei 'Turn The Page' durchaus überzeugend vorgetragen wird. Auf "Serrated" waren aber die Spannungsbögen größer, die Dramatik ausgeprägter und vor allem die E-Gitarre prägnanter als auf dem vorliegenden Output.
Für sich genommen ist "Sense Of Gravity" ein ordentliches Alternative-/Stoner-Rock-Album mit sieben ausgewogenen Kompositionen geworden. Im Vergleich mit den Vorgängerscheiben ist aber die Entscheidung, die bereits ziemlich perfekte, abwechslungsreichere musikalische Mixtur aufzugeben, wenig nachvollziehbar. Und dass ausgerechnet bei der Gitarrenarbeit Rückschritte zu verzeichnen sind, war ebenfalls nicht zu erwarten. Oder haben einfach nur die Ideen für weitere packende Soli gefehlt? Bei 'On Your Own' und 'Endless Night' wird ja zumindest angedeutet, was auf "Serrated" gitarrentechnisch geboten war. Naja, sei's drum. Ich schreibe die Band keineswegs ab, ich hatte von "Sense Of Gravity" nur einfach mehr erwartet.
Anspieltipps: Sacrifice, Turn The Page
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause