ANASARCA - Moribund
Mehr über Anasarca
- Genre:
- Death/Grind
- Done In Our Name
- No More
- If Only...
- Concrete Tomb
- Those Who Have Eyes
- 60 Steps
- I Will Not Be Broken
- A Cloud Of Smoke
- I Am
- Signs Of Life
- Of Life And Death
ANASARCA sind sicherlich einer der unterbewertesten deutschen Death Metal-Acts. Mit kompromißlos und druckvoll würde ich die Platte mal umschreiben, auch wenn das natürlich eine ziemlich verwaschene Bezeichnung ist (mir würden spontan ca. 531 andere Bands einfallen, auf die das auch zutrifft). Das viel zitierte "right in your face" bringt "Moribund" aber trotzdem ziemlich genau auf den Punkt.
Mir persönlich klingt die Platte allerdings auf Dauer etwas zu eintönig. "Moribund" ist eines dieser Alben, bei denen man nur mit viel Mühe die einzelnen Songs voneinander unterscheiden kann. Ein bißchen mehr Abwechslung hätte da sicher nicht schaden können (auch wenn das bei Death Metal eh kaum möglich ist).
Aber ANASARCA sind allemal gut genug, um wenigstens in Deutschland ein wenig bekannter zu werden. Und da das nun einmal nur über Live-präsenz geht, braucht man ein Album mit etwa 11 Songs, die richtig nach vorne gehen und live einen trägen Haufen Langhaariger in einen Moshpit verwandeln. Sprich: Ein Album wie "Moribund". Denn bei diesen schnellen Nackenbrechern fliegt die Matte von ganz allein.
Mehr als nur einen Satz möchte ich allerdings zu den Lyrics verlieren, denn die sind wirklich etwas Besonderes. Alle Texte wurden nämlich laut Info von Insassen amerikanischer Todeszellen geschrieben (bis auf "60 Steps" von CARLOS SANTANA, soweit ich weiß, ist der Grammygewinner kein Todeskandidat). Dabei bemühen sich ANASARCA möglichst wertungsfrei die ganze Thematik darzustellen und die Texte von Willie Christopher Tucker, Robert Atworth, Christina Riggs u.a. für sich sprechen zu lassen. Der geneigte Hörer soll sich selbst ein Urteil über ein viel zu sehr vernachlässigtes Problem machen (Leser würde besser passen - verstehen kann man die Texte nämlich nicht, zum Glück sind sie komplett im Booklet abgedruckt). Außer RAGE AGAINST THE MACHINE fällt mir nämlich keine weitere Band ein, die sich ebenfalls mit den amerikanischen Hinrichtungen befasst. Den Löwenanteil mit vier Liedtexten verbucht übrigens Robert Atworth auf sich (dem auch das Album gewidmet ist). Verurteilt wegen Mordes an einem 56ig-jährigen im Jahre 1995, starb er am 14.12.99 durch eine Giftspritze (oder vielleicht sollte ich sagen: "wurde gestorben").
Man sollte sich wirklich etwas Zeit für die Texte nehmen. Besonders "Those Who Have Eyes" (Tucker) und "If Only..." (Riggs) sind mehr als nur einen flüchtigen Blick wert.
"...knowing I'm to blame for losing my babies, realizing that what I dream of most could have been reality for me ... if only..." ("If Only..." von Christina M. Riggs - hingerichtet durch Giftspritze am 4.Mai 2000).
Interessante Webseiten zu diesem Thema sind:
http://utopia.knoware.nl/users/annegr/deadman/engels/frame.htm
http://www.oag.state.tx.us/newspubs/releases/1999/19991213atworthadvsy.htm
Alles in allem ein ebenso ungewöhnliches wie interessantes Textkonzept, das die Scheibe nur umso empfehlenswerter macht.
Anspieltips: Done In Our Name, If Only..., Those Who Have Eyes
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer