ANATHEMA - A Fine Day To Exit
Mehr über Anathema
- Genre:
- Rock
- Pressure
- Release
- Looking Outside Inside
- Leave No Trace
- Underworld
- Barriers
- Panic
- A Fine Day To Exit
- Temporary Peace
Zwei Jahre sind ins Land gezogen, seitdem die Briten ANATHEMA mit „Judgement" für Jubelhymnen seitens der Kritiker und der Fans sorgten. Nun flattert das brandneue Werk, „A Fine Day To Exit" betitelt, in die Läden - und wird sicherlich bei den ersten Hördurchläufen für Verwunderung sorgen:
War man vom Quartett aus Liverpool bisher bodenständigen, erdig-warmen und teilweise sogar tieftraurigen Rock gewohnt, der nicht selten Erinnerungen an die Szene-Größe PINK FLOYD wach werden liess, so laden Vincent & Co. den Hörer diesmal auf einen sphärischen Trip ein, dessen psychedelische Atmosphäre sich weit über dem Erdboden befindet.
Der wunderschöne Opener „Pressure" kann deutliche RADIOHEAD-Einflüsse nicht leugnen, was zum einen an den vielen kleinen soundtechnischen Spielereien liegt, zum anderen aber auch sehr stark an Vincents Vocals. „Leave No Trace" schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist allerdings deutlich ruhiger geraten und lässt der verträumten Grundstimmung Vortritt - angenehmer Entspannen geht nicht!
Bei „Release" wagen sich ANATHEMA erstmals in teilweise recht elektronische Gefilde vor und kreieren ein wunderbares Stück Musik, das insbesondere von den tollen Vocal-Performances lebt und mit einfallsreicher Dynamik gespickt ist.
„Looking Outside Inside" und „Underworld" sind energiegeladene Rockstücke, die alle bekannten ANATHEMA-Trademarks vereinen - von verträumten Akustikparts bis hin zu mehrstimmigen Refrains - und so etwas wie das bodenständige Fundament der Platte bilden.
Das wirre „Panic" ist mit Abstand das schnellste Stück auf „A Fine Day To Exit" und hätte nicht passender betitelt werden können. Wer ANATHEMA nach den ersten, seichten Klängen dieser Platte bereits abgeschrieben hatte, wird hier eines besseren belehrt.
Die absoluten Perlen sind allerdings die eher ruhigen Stücke wie der Titelsong, „Barriers" und das abschliessende „Temporary Peace": Unter Mithilfe von Gastsängerin Lee Douglas trifft hier der warme, verträumte ANATHEMA-Rock auf schwebende, PINK FLOYD-Inspirierte Klanglandschaften, wunderbare instrumentale Intermezzos und die psychedelische Grundstimmung des Albums. Besser kann man zeitgemäße Rockmusik gar nicht machen! Verträumt, aber stets realitätsnah, ein wenig melancholisch, aber nie traurig oder gar hoffnungslos zelebrieren ANATHEMA Musik auf höchstem Niveau.
Was mir bei „A Fine Day To Exit" besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass man den Weltschmerz und die Trauer von „Alternative 4" fast vollkommen ad acta gelegt hat und somit deutlich positive Stimmung ausstrahlt, auch wenn ich ANATHEMA zu keiner Zeit als „happy" bezeichnen würde. „A Fine Day To Exit" lädt zum Träumen, zum Entspannen, zum Geniessen und Wohlfühlen ein, aber nie zum Trauern.
ANATHEMA ist tatsächlich endlich der grosse Wurf gelungen, mit dem die Band nun endlich einen grösseren Bekanntheitsgrad erreichen sollte. Verdient hat sie es allemal - genaugenommen stecken nämlich zwölf Jahre Arbeit in diesem Album. Die Band ist auf ihrem kreativen Zenit, und es gibt heutzutage ganz wenige Truppen, die es tatsächlich mit dieser geballten musikalischen Ladung aufnehmen könnten.
„A Fine Day To Exit" strotzt trotz aller Zerbrechlichkeit vor Intensität und Energie - schade nur, dass der Albumtitel „Eternity" schon vergeben war, denn dieses Stück Musik ist für die Ewigkeit.
„I don’t care where you go, you won’t get away from me" singt Vincent bei „Pressure" - und damit hat der Mann verdammt recht, dieses Album lässt niemanden so schnell wieder los.
Anspieltipps: Leave No Trace, Underworld, A Fine Day To Exit, Temporary Peace
- Redakteur:
- Rouven Dorn