ANATHEMA - Internal Landscapes
Mehr über Anathema
- Genre:
- Art Rock
- Label:
- KScope / Edel
- Release:
- 26.10.2018
- Anathema
- Untouchable Pt 1
- Untouchable Pt 2
- Thin Air
- Ariel
- Can't Let Go
- Dreaming Light
- Are You There
- J'ai fait une promesse
- Leaving It Behind
- Springfield
- Distant Satellites
- Internal Landscapes
Nur eine Best-Of, aber echt schön!
"Ach, das ist ja nur eine Best-Of". Das war mein von leichter Enttäuschung gesäumter Gedanke, als ich die herausgefunden musste, dass "Internal Landscapes" kein neues Album von ANATHEMA ist. Und ich frage mich, ob es wirklich lohnt, Best-Of-CDs von einer Band wie ANATHEMA zusammenzustellen, zumal "Internal Landscapes" auf die letzten zehn Jahre beim Label KScope reduziert ist. Für den Fan, der schon alles von ANATHEMA hat, könnte so etwas eine schöne Erinnerung sein, doch der kann sich auch easy selbst seine Lieblings-Songs zusammenstellen. Und derjenige, der schon immer mal wissen wollte, wie ANATHEMA klingt, kann sich ja einfach bei YouTube durchklicken.
Nun, vielleicht unterschätze ich ja das Marktpotential von solchen Best-Ofs. Fakt ist aber, dass ich es jetzt und heute in vollen Zügen genieße, diese fein ausgewählte Kollektion anzuhören. Es ist Freitag, die Arbeit ist erfolgreich erledigt, die Freundin ist aus dem Haus, vor mir steht ein Glas edler Whisky. Und es ist November. Beste Zeit dafür, diese sinnlich-verträumte Musik anzuhören, und an ein paar schöne Erlebnisse mit ANATHEMAs Musik zurückzudenken. Mein Highlight ist hier der Liverpool-Trip mit zwei Freunden. Ich war live dabei, als die Band diese besondere Akustiktour durch Englands Kathedralen gemacht hat. Und "mein" Gig wurde sogar auf "A Sort Of Homecoming" verewigt. 'Anathema', The Untouchable (I & II)', 'Dreaming Light', ja genau, diese Songs wurden auch dort gespielt und jawohl, das sind herausragend schöne Musikstücke voller Herz und Emotion, es ist Musik, die über Gefühle redet.
Dann schweifen die Gedanken zurück. ANATHEMA hat zwischen 2003 und 2009 eine lange Pause gemacht. Lange musste man auf den Nachfolger von 'A Natural Disaster' warten, dem Album, mit dem mich ANATHEMA zum ersten Mal so richtig berührt hat. Und 'Flying' ist wohl der Song, der die Grundmasse dessen darstellt, was aus ANATHEMA in den KScope-Jahren werden sollte. Ein Wandel wurde vollzogen. Von einer Düster-Band, die vermeintlich nur von ein paar verirrten Metallern, die mal zu Abwechslung was Softeres hören wollten, wahrgenommen wurde, hin zu einer Art-Rock-Band, die auf einmal ein viel breiteres Publikum, vor allem aber die Gruppe der Proggies anspricht. Dieser Wandel brachte zudem eine lange Zeit der Konstanz: Alben und Liveshows in regelmäßigen Abständen, aber auch den Mut und die Mittel, mal etwas Besonderes aufzuziehen, siehe die Kathedralen-Tour. Das bringt natürlich Selbstbewusstsein, welches man auch der Musik anhört, wenn man sich durch diese Song-Kompilation hört. Die Band ist mit der Zeit immer opulenter geworden, positiver, schwelgerischer, aber auch experimentierfreudiger. Ich kann aber auch verstehen, wenn dem einen oder anderen alten Fan bisweilen ein wenig die Melancholie fehlt, die Alben wie "Alternative IV" oder "A Fine Day To Exit" noch bis zur Schmerzgrenze innewohnte. Dass die Briten aber ihre Vergangenheit nicht vergessen haben, zeigt die Wahl von 'J'ai fait une promesse', ein Track, der anno 1993 schon mit weiblichen Vocals ("Serenades") dargeboten, und später auf "Falling Deeper" in ein wunderbares von Streichern getragenes Instrumental umarrangiert wurde. Dieser Track zeigt aber auch die Metamorphose, die ANATHEMA über die Jahrzehnte vollzogen hat, zumal direkt darauf das mit modernen elektronischen Einsprengseln versehene 'Leaving It Behind' kommt. Ist das Zufall?
Eine Sache wird mir beim Hören aber auch gewiss. ANATHEMA war damals und ist auch heute noch eine besondere Band, die ich gerne als einen wichtigen musikalischen Wegbegleiter betrachte. Und von daher erklärt sich auch meine in der Einleitung erwähnte leichte Enttäuschung. Ich hab Bock auf was Neues von ANATHEMA! Vor allem nachdem ich diese wunderbare Compilation gehört habe.
- Redakteur:
- Thomas Becker