ANCIENT SETTLERS - Oblivion's Legacy
Mehr über Ancient Settlers
- Genre:
- Melodic Death Metal / Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Scarlet Records
- Release:
- 17.05.2024
- The Circle Of Misanthropy
- Oblivion's Legacy
- Stardust Odyssey
- Wounded Heart
- Subversive
- Coven Garden
- The Mechanical Threads Paradox
- The Last Battle In The Earth
- Cosmic Farewell
- Redemption
Vielversprechender Grenzgang zwischen Tradition und Moderne ohne den letzten Hit-Kick.
Die spanisch-venezuelanische Koproduktion ANCIENT SETTLERS scheint ebenfalls ein Produkt der Corona-Pandemie zu sein, denn wie so viele andere neue Projekte begann auch der Fünfer seine Reise im Jahr 2020 und lieferte nach zahlreichen Singles im Jahr 2022 mit "Our Last Eclipse" sein Debüt ab. Doch anders als viele temporäre Konstellationen jener Zeit, scheinen Fronterin Argen Death und ihre Mistreiter ihre neue Band sehr ernst zu nehmen, denn knappe zwei Jahre nach dem Erstling wird mit "Oblivion's Legacy" schon der Zweitling nachgelegt, der uns nach der Selbsteinordnung der Band Melodic Death Metal für Fans von THE ARGONIST, ARCH ENEMY und SOILWORK liefern soll.
Doch nicht nur musikalisch hat man sich mit dem Brückenschlag hin zu solchen Schwergewichten unserer Szene einiges vorgenommen, auch textlich gibt es beim zweiten Output direkt ein Konzeptalbum, das sich mit der aktuellen Situation der Menschheit und den Konsequenzen unseres Lebens auf diesem Planeten beschäftigt. Nicht unbedingt das originellste Thema, wurde eine ähnliche Thematik doch bereits von zahlreiche Kollegen in den vergangenen Jahren behandelt. Entscheidend ist dieser Mangel an Originialität aber nicht, denn insgesamt wirkt "Oblivion's Legacy" nicht wie ein klassisches Konzeptwerk der Achtziger oder Neunziger, sondern legt seinen Fokus auf die einzelnen Kompositionen und weniger auf eine übergreifende Story oder sogar fortgeführte musikalische Themen.
Andererseits könnte man sich schon in einem Hörspiel wähnen, wenn der Opener 'The Circle Of Misanthropy' von einem doch etwas kitschigen Zirkus-Intro eröffnet wird. Glücklicherweise übernehmen aber die Gitarren mit wuchtigen Schwedenriffs schnell das Zepter und peitschen einen durchaus groovigen Song, der auch von vereinzelten Synthesizern aufgelockert wird, ordentlich nach vorne. Ebenso gut wie die Rhythmusarbeit gefallen mir auch die herrlich bissigen Screams und Growls von Argen, die sogar ein paar Black-Metal-Vibes in den Bandsound einbringen. Gleiches gilt leider nicht für die Klargesänge, die natürlich wie heute üblich ebenfalls eingestreut werden müssen und für mich doch etwas zu angestrengt und gezwungen wirken. Alles in allem ein solider Einstand, auch wenn mir gerade für Genre-Verhältnisse das Fehlen von einprägsamen Gitarrenleads den letzten Funken Begeisterung verwehrt.
Den letzten Satz sollte man sich merken, denn umso tiefer ich in das Vermächtnis des Vergessens vordringe, umso mehr fällt mir auf, dass Agustín Martínez und Rex Chiesa an den Sechsaitern zwar zahlreiche tolle Riffs aus dem Ärmel schütteln, sich aber viel zu selten trauen, den Songs auch mal melodisch einen Stempel aufzudrücken. Gerade der Kniff mit den IRON MAIDEN-Leads macht doch den Reiz des Melodic Death Metals aus und sorgt dafür, dass sich uns die Songs trotz harscher Vocals unvermeindlich ins Gedächtnis brennen. Bei ANCIENT SETTLERS versucht oftmals der Klargesang die Rolle des melodischen Widerhakens auszufüllen, doch auch nach mehreren Tracks werde ich mit Argens Versuchen in dieser Richtung nicht restlos warm. Dafür überzeugt mich die Fronterin mit ihren Growls restlos, wenn sie im starken 'Stardust Odyssey' sogar in Dani-Filth-Regionen vordringt und Mark und Bein mit ihren Screams durchdringt. Ebenfalls treten hier die Leads zumindest in Teilen etwas mehr in den Vordergrund, was den Track zu meinem klaren Anspieltipp auf dem Silberling macht.
Gleichsam komplett kann mich ansonsten keine Komposition auf "Oblivion's Legacy" überzeugen, denn auch wenn 'Wounded Heart' oder 'Subversive' zum Beispiel viele tolle Momente haben, gibt es doch immer wieder Bremsklötze - mal der weiterhin gewöhnungsbedürftige Klargesang, mal die etwas zu gleichförmige Kompositionsformel - die meinen Hörspaß merklich ausbremsen. Erst 'Cosmic Farewell' lässt mich nochmal richtig aufhorchen, allerdings nicht weil hier der klassische Melodic Death so gekonnt zelebriert wird, sondern weil die modernen Einflüsse des Bandsounds hier sehr schön mit den klassischen Trademarks des Genres verwoben werden. Und ja, dann passt auch der Klargesang erstmalig besser ins Gesamtbild.
"Oblivion's Legacy" ist also insgesamt alles andere als ein schlechtes Album. Im Gegenteil, die Platte präsentiert eine Band mit sehr viel Potential und durchaus spannenden Ansätzen, hat aber eben am Ende gerade im Bereich der Gitarren zu wenig melodische Widerhaken anzubieten, um mit den eigenen Vorbildern wie ARCH ENEMY oder SOILWORK mithalten zu können. Was nicht ist, kann aber ja noch werden, weshalb man durchaus ein Auge auf die ANCIENT SETTLERS haben sollte.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs