AND THERE WILL BE BLOOD - Oppressor
Mehr über And There Will Be Blood
- Genre:
- Neo Thrash / Deathcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 15.11.2013
- Cocktail Of Humanity
- Reality Check
- HelloWorld.java
- Dreamdancer
- Bloodimir
Trotz mächtigem Antrieb in der Innovationswüste gestrandet
... und täglich grüßt das Murmeltier. Wenn der gemeine Musikredakteur für jede Besprechung einer No-Name-Death-Metal-Dings-Core-Platte, nun, sagen wir, einen Euro erhalten würde, wäre der nächste Urlaub finanziell in wenigen Wochen gesichert. Ebenso könnte die Kollegenschaft zusammenlegen und die Haushaltslöcher des Bundes stopfen. Was soll's, ihr wisst was ich meine: Seit die Verbindung aus Hardcore und Death Metal (melodisch oder nicht) in den 00er Jahren salonfähig wurde, fühlen sich unzählige junge Musiker berufen, den wenigen anerkannten Meistern des Genres blindlings zu folgen. Die Bandbreite reicht von zahlreichen, erschreckend fantasielosen Kopien über diverse ordentliche Zitate bis hin zu sehr wenigen eigenständigen, originellen Weiterentwicklungen der Gründungsmanifeste. Wo befindet sich die junge Band AND THERE WILL BE BLOOD mit "Oppressor" auf dieser Skala?
Das Fazit lässt sich im Grunde vorweg nehmen: Die fünf Norddeutschen liefern eine amtlich bretzelnde Neo-Thrash-/Deathcore-Kanonade ab, die höllisch groovt und äußerst dynamisch aus den Boxen drückt, allerdings den Innovationsgrad einer Tüte Studentenfutter aufweist. Fünf Tracks werden auf "Oppressor" geboten, die sich voneinander kein Haar breit unterscheiden: Eine fette, rollende Rhythmusfraktion wird begleitet von tiefergelegten Gitarrenbrettern, während Vokalist Lars Wollschläger den Laden zusammenhält, äh, brüllt. Schon mal was von BLEED FROM WITHIN gehört? Oder NEAERA? Mal Bekanntschaft mit EKTOMORF gemacht? Vielleicht schon ein paar Takte zu EMMURE getanzt? Ihr wisst was ich meine, die Latte an Vorbildern ist ebenso lang wie das Universum breit, und AND THERE WILL BE BLOOD hebt sich durch nichts wirklich von den der Allgemeinheit geläufigen Platzhirschen ab. Dafür ist die gesangliche Darbietung einfach zu eindimensional (obwohl die Band von mir einen Pluspunkt für den Verzicht auf anbiedernde Klargesangspassagen erhält), da reicht es auch nicht aus, groovige Deathcore-Rhythmen mit vereinzelten kleinen Spielereien zu versehen (auch wenn mich die Türklingel bei 'Dreamdancer' bislang noch jedesmal gekriegt hat), und erst recht reicht dafür nicht aus, gerade mal (gefühlte) drei Akkord-Verschiebungen auf einem tiefer gestimmten Sechs- oder Siebensaiter hinzulegen und hier und da mal den Ansatz eines melodischen Leads anzustimmen.
Es folgt dennoch ein "Aber": Kurzweilig ist "Oppressor" auf alle Fälle; vom Totalausfall ist die Kurzspielplatte ein gutes Stück entfernt. Amtlich, fett und trocken produziert, schlägt schon der Opener 'Cocktail Of Humanity' mörderisch ins Gehölz wie die viel zitierte Abrissbirne; auch 'Dreamdancer' kommt wie die kontrollierte Sprengung eines Testosteron-Staudammes daher und bietet diverse kleine Schmankerl, um den Hörer bei Laune zu halten. Gerade live dürfte AND THERE WILL BE BLOOD ohnehin einschlagen wie ein bei Höchstgeschwindigkeit entgleisender D-Zug. Unglücklicherweise reiht sich die Truppe damit aber dennoch ein in die endlose Reservistenschlange von ordentlichen Bands, die sich gegenseitig um die wenigen freien Slots im Vorprogramm der Genregrößen und um die Aufmerksamkeit der überstrapazierten Hörerschaft prügeln. Hopfen und Malz sind keineswegs verloren, eine ordentliche Portion Ausdauer sowie ein gehöriger Innovationsschub werden allerdings schon Vonnöten sein, sollte die Band ernsthaft im Konzert der Großen mitmischen wollen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause