ANDERSON, IAN - Rupi's Dance
Mehr über Anderson, Ian
- Genre:
- Folk-Rock
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 28.08.2003
- Calliandra Shade (The Cappuccino Song)
- Rupi's Dance
- Lost In Crowds
- A Raft Of Penguins
- A Week Of Moments
- A Hand Of Thumbs
- Eurology
- Old Black Cat
- Photo Shop
- Pigeon Flying Over Berlin Zoo
- Griminelli's Lament
- Not Ralitsa Vassileva
- Two Short Planks
- Birthday Card At Christmas
Wahrscheinlich ist dieses Album nicht so ganz Power-Metal-kompatibel. Zumindest nicht, wenn man davon ausgeht, dass unser Leser ausschließlich Starkstromgitarren, wuchtige Beats und sich-lauthals-artikulierende Shouter an ihre Ohren lassen. Dass es sich hierbei um einen weitverbreiteten Irrtum handelt, schließe ich einfach mal aus der Tatsache, dass die Resonanzen auf ruhigere Töne zumeist recht hoch sind. Und für alle diejenigen unter euch, die es zwischen allem Lärm auch gern mal etwas besinnlich mögen, habe ich hier wieder eine hervorragende Scheiblette.
Mit "Rupi's Dance" liegt uns hier der Nachfolger zum exquisiten "The Secret Language Of Birds"-Album des Altmeisters der einbeinigen Querflöte vor. IAN ANDERSON - nebenbei auch noch Frontmann der Folk-Prog-Saurier JETHRO TULL, die es seit gut drei Dekaden verstehen, uns mit fast ausschließlich erstklassigen Werken den Alltag zu versüßen - schlägt hier weitaus ruhigere Klänge an als mit seiner Hauptband. Außer Leslie Mandoki, der bereits mit Anderson für seine eigenen Solowerke zusammenarbeitete, hören wir auf "Rupi's Dance" wenig alte Bekannte. Gut, Andrew Giddings, Ians Tastendrücker bei JETHRO TULL, betätigt sich auch hier als Drückeberger, aber ansonsten kann man wirklich von einem Solo-Album reden.
Im Verhältnis zum Vorgänger erschließen sich – zumindest mir – die Kompositionen nicht sofort.
Dies soll jetzt nicht bedeuten, wir hätten es mit einem durchschnittlichen Rundling zu tun. Allein die (wie gewohnt) in höchstem Maße anspruchsvollen, immer mit einem Augenzwinkern verfassten, zumeist poetischen Texte regulieren das Qualitätslevel auf "hörenswert". Sei es nun 'Lost In Crowds', welches herrlich über Menschenansammlungen und den dazugehörigen Small-Talk herzieht oder 'Pigeon Flying Over Berlin Zoo', in welchem das Thema Freiheit aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet wird. Und genau das macht auch den Reiz der Lyriks aus. IAN ANDERSON gelingt es häufig, schlichte Banalitäten zu kurzweiligen Stories umzudichten, in die man sich sofort hineinversetzen kann und die zum Nachdenken oder Schmunzeln anregen, ohne dabei anstrengend zu wirken. Irgendwie kommt das Ganze trotz aller Ernsthaftigkeit immer leichtfüßig aus den Boxen. Eine wahre Kunst!
Musikalisch klingt die Angelegenheit häufig nach JETHRO TULL light, was natürlich am markanten Flötenspiel des Meisters liegt. Die Melodieführung ist einfach einzigartig und so kommt man nicht um den Vergleich herum. Dies ist kein Manko, sondern schlicht und ergreifend eine Tatsache. Im Gegensatz zu der Bandvariante kommt die elektrisch verstärkte Sechssaitige nur selten zum Einsatz. Vielmehr dürfen wir seichte, aber kluge Percussionsarbeit vernehmen, die sehr variabel rüberkommt und auch ein fröhliches Akkordeon darf zum Tanze aufspielen.
Hatte ich oben noch geschrieben, "Rupi's Dance" würde etwas verhaltener zum Ohrenfreund des geneigten Hörers werden, so kann ich nun aber auch attestieren, dass sie sich danach auch zum treuen Weggefährten entwickelt und ihre wahre Größe erst mit der Zeit preisgibt. So wollte sie bei mir nach einigen Durchläufen zu unterschiedlichsten Anlässen – unausgeschlafen mit dem ersten Kaffee des Tages über das noch vernebelte Morgentau blickend, beim Staubsaugen oder als tagesabschließende, von Rotwein begleitende Entspannungsuntermalung – gar nicht mehr von meiner Seite weichen und zählt zu den Silberlingen, die momentan ihren festen Platz neben meinem Player haben, um beim Bedürfnis nach ruhigeren Klängen sofort wohlig-warme Sounds zu verbreiten.
Ihr merkt es, diese Musik macht sentimental. Ist das schlimm? Natürlich nicht, weckt sie doch Emotionen, was nicht vielen Alben gelingt.
Ach ja, zum Abschluss gibt es dann in Form von 'Birthday Card At Christmas" schon einen Vorgeschmack auf das in Bälde folgende JETHRO TULL-Album, zu dem es auf der Homepage des Labels unter http://www.roadrunnerrecords.de ab dem 13.10.03 eine große JT-Christmas-Competition geben wird. Antesten!
Anspieltipps: Pigeon Flyin Over Berlin Zoo, Calliandras Shade, Lost In Crowds, A Raft Of Penguins, Old Black Cat,
- Redakteur:
- Holger Andrae