ANDRA - Circle Of Fire
Mehr über Andra
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Dark Eden Records
- Bloody Lies
- Love Changes To Hate
- False Religion
- Ratrace
- Broken Mirrors
- I Will Survive
- La Rosa Del Amor
- I Share Your Dreams
- Angel
- The Circle Of Fire
Da ich nicht weiß, inwieweit euch der Name ANDRA geläufig ist - vermutlich ist er nur Insider-Kreisen bekannt -, werde ich erstmal ein paar Worte zur Band verlieren: Andra J, die der Band den Namen gab, machte ihre ersten metallischen Gehversuche in den frühen Neunzigerjahren als Sängerin der Power-Metal-Band HELICON, ehe sie sich 1997 mit dem Gothic-Musiker Miodrag Stefanovic zusammen tat. Aus diesem Projekt ging dann auch ein Album hervor, nämlich "Mindless You Sleep". Im Herbst 1998 folgte dann der nächste Schritt in Andras Karriere, indem die Band VII SINS gegründet wurde. Neben ihr gehörten zum Line-up der Schlagzeuger Guido Breidt und der Gitarrist Georg Palm (wenn euch dieser Name bekannt vorkommt, wundert mich das nicht wirklich, denn schließlich gehört Georg auch zum Powermetal.de-Team; weshalb immer ich mich mit den Scheiben von Kollegen herumschlagen muss, weiß wahrscheinlich nur der Metal-Gott ;-)). Nachdem das erste Demo von VII SINS in der Metal-Szene sehr gut ankam, hatte die Band relativ schnell einen Plattenvertrag in der Tasche, der dann im Jahre 2000 auch zu dem Album "Victim Of Sins" führte. Im Mai 2002 ging es erneut ins Studio, um die mir nun vorliegende Nachfolgeplatte, das Konzeptalbum "The Circle Of Fire", aufzunehmen. Weshalb diese jedoch nun unter dem Namen ANDRA (und nicht VII SINS) veröffentlicht wird, entzieht sich meiner Kenntnis, aber eine ähnliche Entwicklung gab es vor einigen Jahren ja auch bei WARLOCK...
Nun aber zum Wesentlichen, nämlich der Musik: Schon der Opener "Bloody Lies" drückt gewaltig aus den Boxen, wobei das vor allem an den sägenden Gitarrenriffs von Georg liegt, die den Song entscheidend prägen. Daneben ist es aber natürlich auch Andras Gesang, der im Vordergrund steht; das Schlagzeug ist hingegen sehr weit im Hintergrund. Beim anschließenden, ziemlich groovigen "Love Changes To Hate" ist das Drumming dann besser hörbar, aber in erster Linie wirken auch hier die Vocals. Und das könnte für diese Scheibe auch zu einem Problem werden, denn der Gesangsstil von Andra ist schon recht eigenwillig, sozusagen das weibliche Pendant zu Ozzy Osbourne (oder auch King Diamond). Entweder mag man diesen Gesangsstil, oder man mag ihn nicht - zwischendrin gibt es kaum einen Spielraum. Zugegebenermaßen musste ich "Circle Of Fire" auch ein paar Mal hören, bis ich mit Andras Stimme warm wurde. Bei "False Religion" wurde das Tempo deutlich herausgenommen, und während der Gesang fast schon balladesk daherkommt, sorgen die beiden Jungs dennoch immer wieder für das kraftvolle Element. "Ratrace" beginnt zunächst auch sehr ruhig, entwickelt sich dann aber zu einem treibenden Midtempo-Stück. Besonders gelungen ist bei diesem Song vor allem die Gitarrenarbeit (v.a. zu Beginn), aber auch der mehrstimmige Chorus zeigt durchaus seine Wirkung. Nachdem die ruhigeren Töne schon ein paar mal angeklungen sind, schlagen diese nun bei der Ballade "Broken Mirrors" richtig zu, doch bei "I Will Survive" geht es auch schon wieder um einiges flotter zu. Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Cover-Version des GLORIA GAYNOR-Hits, aber um eine sehr gelungene - wie ich finde. Das folgende Stück, "La Rosa Del Amor" dürfte den meisten dann etwas spanisch vorkommen, doch das ist kein Wunder, denn der Text ist komplett in dieser Sprache. Dementsprechend erinnert der Song auch ein wenig an TIERRA SANTA & Co., auch wenn man dem Zweier mit Steuerfrau keinerlei Plagiatvorwürfe machen kann. "I Share Your Dreams" ist erneut ein typischer ANDRA-Midtempo-Song, der gekonnt das Melodische mit dem Kraftvollen vereint, wobei hier aber vor allem auch der galoppierende Rhythmus seine Wirkung entfaltet. "Angel" geht dann fast wieder als Ballade durch, obwohl gerade die Gitarre immer wieder auch für die nötige Power sorgt. Überhaupt kann Georg diesem Song ganz deutlich seinen Stempel aufdrücken, was in einem fast schon frickelmäßigen Solo endet. "The Circle Of Fire" wird zum Abschluss erneut von Gitarrenriffs geprägt, die dem Song eine gewisse Heaviness verleihen, denn gerade vom Gesang her ist dieses Stück recht verhalten ausgefallen und die Vocals kommen fast schon schleppend daher.
Wie ich bereits angedeutet habe, wird das Album vor allem von Andras Gesang und Georgs Gitarrenarbeit dominiert, während mir das Schlagzeug von Guido etwas zu weit im Hintergrund ist. Die musikalischen Leistungen der beiden Instrumentalisten sind auf alle Fälle über jeden Zweifel erhaben, während der Gesang von Andra sicherlich nicht schlecht, aber doch sehr gewöhnungsbedürftig ist (weniger gewöhnungsbedürftig - vor allem für die männliche Hörerschaft - dürfte da schon ihr Bild auf der Cover-Rückseite sein ;-)). Dennoch ist "Circle Of Fire" insgesamt ein gutes Album, da die Songs recht abwechslungsreich sind und auch das Songwriting ziemlich ausgefeilt ist. Reinhören kann jedenfalls nicht schaden, und wer mit dem Gesang klarkommt, der kann hier auch bedenkenlos zuschlagen.
Anspieltipps: Bloody Lies; Love Changes To Hate; Ratrace
- Redakteur:
- Martin Schaich