ANFAUGLIR - Akallabéth
Mehr über Anfauglir
- Genre:
- Epic Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Debemur Morti
- Release:
- 27.06.2025
- The Rise Of Númenor
- The Inevitable Truths Of Time
- Defying The Doom Of Men
- The Downfall
Ein erhabenes, aber auch überladenes Opus!
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich Künstler in ihren phantastischen Welten verlieren können, die Realität dabei völlig ausblenden und sich in ein Paralleluniversum beamen, zu dem sie für einen etwas längeren Augenblick lang einzig und alleine Zutritt haben. 'Verlieren' ist bei den beiden Musikern von ANFAUGLIR daher auch das richtige Stichwort, denn die beiden Tolkkien-Anhänger neigen nach ihrer Rückkehr (die Band war bereits von 2004 bis 2010 aktiv) dazu, ihre Songs so weit zu strecken und zu dehnen, dass man ab einem gewissen Punkt gar nicht mehr einschätzen kann, wo man sich denn nun tatsächlich befindet. Vier Tracks haben es auf "Akkalabéth" geschafft, alle befinden sie sich in der Nähe der 20-Minuten-Grenze, jeder einzelne bietet viele kleine Unterkapitel, und gerade dieser Umstand wirft dann auch die Frage auf, warum das Duo aus Montana nicht viel kleinere Sinneinheiten erschafft, um die Orientierung letztlich merklich zu erleichtern.
Denn der Ideenreichtum von ANFAUGLIR kennt offenkundig keine Grenzen und lässt sich auch nicht limitieren, doch bei der Fülle von Fragmenten, Emotionen, Melodien und anderen Zusatzstoffen spannt die Band den Bogen in jedem einzelnen Song so weit, dass die einzelnen Sinnzusammenhänge nur schwerlich zu filtern sind und das Gefühl erwächst, dass die Quantität hier manchmal der Logik vor die Nase gesetzt wird. Denn wenn man betrachtet, was die Truppe auf "Akkalabéth" alles aufbietet, muss man schon eingestehen, dass ANFAUGLIR sehr beeindruckend epischen Metal mit finsteren, schwarzmetallischen Komponenten verbindet und in manchen Passagen auch problemlos in der gleichen Liga wie BAL-SAGOTH spielt. Die Melodien werden ausladend ausgebreitet und beinhalten genügend Hooks, um gleich mehrere Platten zu füllen, die permanenten Stil- und Tempowechsel halten die Spnnung jederzeit aufrecht, und auch der extrem wandelbare Gesang ist als echtes Plus zu werten, von dem die gesamte Performance zehrt. Man kann zwar darüber streiten, ob die dominanten Keyboards manchmal eine Spur zu präsent sind, doch das epische Feeling können auch die Tasten nicht untergraben, zumal sie hier und dort angenehm heroische Harmonien hervorzaubern.
Einzeiges Manko bleibt daher der Mangel an klaren Orientierungspunkten und die viel zu üppigen, überladenen Arrangements, die schon alleine deshalb nicht immer Sinn ergeben, weil ANFAUGLIR zwischendurch längere Pausen setzt, um an einer völlig anderen Stelle neu zu beginnen, nicht aber einen neuen Song zu starten. Musikalisch ist das alles hervorragend, doch der Durchblick hinsichtlich des konzeptionellen Rahmens lässt sich auch mit viel Anstrengung nicht erzwingen. Angesichts der vielen tollen Teileinheiten ist dies am Ende nicht über alle Maßen tragisch, hätte aber dazu beitragen können, dass "Akallabéth" in der Gesamtbetrachtung genauso grandios abschneidet wie die einzelnen Fragmente.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes