ANGANTYR - Indsigt
Mehr über Angantyr
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Northern Silence
- Release:
- 01.11.2024
- De Dødes Valg
- Værst Jeg Vælger
- Magtløse Korskyssere
- Skinvandel
- Et Øjebliks Indsigt
Trauer, Melancholie, Raserei.
Von ANGANTYR habe ich zuletzt vor fast 20 Jahren gehört, ich wusste gar nicht, dass es diese dänisch-kanadische Band noch gibt. "Indsigt" entdeckte ich per Zufall und nun möchte ich doch hören, ob die Nordmänner noch so norwegisch und wild-sensend agieren wie einst. 'De Dødes Valg' eröffnet das Album so, wie ich die Derwische in Erinnerung hatte, hämmerndes Drumming, sichelnde Hornissengitarren und melancholische Melodiebögen, die kämpferischere Version von WINDIR. Der Opener überzeugt mit Aggression und Wehmut.
Überhaupt, Trauer und Verlust kommen mir auch im Song 'Værst Jeg Vælger' in den Sinn. Das Leben in einsamer Natur, Dunkelheit, das Verlorensein in der Einöde vor den dunklen Bergen werden durch persönliche Verbindungen zu Lebenden und Toten aufgefangen. Um solcherart Kompositionen stimmig zu arrangieren, brauchen die Tracks Zeit, sich zu entfalten, so werden fünf Songs mit über 60 Minuten Spielzeit geboten. Eine wirkliche Atempause gewährt uns ANGANTYR Nicht, 'Magtløse Korskyssere', als knapper Siebenminüter und somit die bei weitem kürzeste Komposition, könnte auch von 2006 oder 2007 sein, als ich solch rasende Schlittenfahrten das erste Mal vernahm.
Die Band setzt Monotonie als Stilmittel ein, und das recht geschickt. Immer, wenn man denkt, das tönt nun aber ähnlich, kommt die galoppierende Schar und schlägt einen Haken. Die unerbittliche Härte muss man allerdings abkönnen. Ich persönlich finde solch ein Gedresche über längere Phasen ja durchaus sportiv mitnehmend, um das Wort anstrengend mal auszuklammern. 'Skinvandel' holzt weiter, wo der Vorgänger endete. Die Melancholie ist authentisch, Sentimentalität findet nicht statt.
Erstaunlich, Musik über 10 Minuten laufen zu lassen ganz ohne Intros, stille Breaks oder Soli. Auch der Sänger muss einfach am Ende sein nach solch einem Vortrag. 'Et Øjebliks Indsigt' ist dann sogar eine Tour de Force durch eine Viertelstunde. Das Finale mäandert nicht aus, es verlangsamt sich rhythmisch, beinahe unmerklich, man merkt, der dornige Ritt ist bald vorüber, weicher Schnee deckt uns zu...
Auch hier ist intensiver Gesang immer mit dabei, verzerrt, schreiend, die sehr traurigen Akkorde bis zur Totalerschöpfung begleitend. Hier geht es um das sad but true, auch in den Texten, nicht um Brutalität. Könnte man diese Musik als "Trauermarsch in schnell" zu verzweifelten Vocals bezeichnen? Man kann.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Matthias Ehlert