ANGEL OF EDEN - The End Of Never
Mehr über Angel Of Eden
- Genre:
- Power/Fantasy Metal (+Neo-Klassik)
- Label:
- Lion Music
- Release:
- 16.11.2007
- The End Of Never
- Dreamchaser
- Angel Of Eden
- Return Of The Pharaoh (Pt. I)
- The Battle Of 1386
- Into The Black
- Return Of The Pharaoh (Pt. II)
- Keys To Avalon
- Stampede
- Towards The Light
Versetzen wir uns ganz kurz an den Beginn des Jahres 2007 zurück. Man steckt gerade mitten in den Reisevorbereitungen des großen Sommerurlaubs, genauer jenes Urlaubs, der einen an ein lang ersehntes Reiseziel führen wird. Dieses Reiseziel wurde vielleicht aufgrund einer bekannten Touristenattraktion gewählt. In Paris wäre das möglicherweise der Eiffelturm, in New York der Ground Zero, in Bayern das Schloss Neuschwanstein, und so weiter.
Zu einer dieser Attraktionen fährt man also im Sommer und stellt im Angesicht dieses Monuments fest, dass es auch nur aus Stein, Stahl oder Staub erbaut ist. Vielleicht ist man sogar, ob des Unspektakulären, enttäuscht und besucht daraufhin die nächste Kneipe, um den Frust mit einem Bierchen herunterzuspülen. In dieser Kneipe trifft man daraufhin den obligatorischen alten Mann, der einem, vom Alkohol benebelt, von einem wunderbaren Gebäude, einer Attraktion, einer Ausstellung oder etwas Vergleichbarem erzählt. Der Beschreibung folgend besucht man selbiges und ist schlichtweg überrascht und erfreut – vielleicht sogar dankbar für diesen Geheimtipp. Der Urlaub scheint gerettet, oder?
Zurück in die Gegenwart, genauer November 2007. Vor mir liegt die Ankündigung, dass Roger Staffelbach (ARTENSION) Carsten Schulz (EVIDENCE ONE), Rami Ali (EVIDENCE ONE) und Mistheria (verschieden Projekte) zusammengeführt hat, um mit Ihnen und einigen anderen Gastmusikern, darunter Dave Shankle (Ex-MANOWAR), unter dem Namen ANGEL OF EDEN ein Album einzuspielen.
Große Namen verbunden zu einem interessanten Mix aus Power Metal, Neo-Klassik, Rock und progressiven Elementen - so weit die Ankündigung. Was bedeutet dies musikalisch? Die Gitarrenarbeit von Staffelbach ist schlichtweg großartig. Er versteht es, groovige Riffs mit interessanten Melodien zu verknüpfen und schafft gerade in Verbindung mit dem Keyboard sehr schöne und geradlinige Harmonien. Es klingt teilweise sehr verspielt und wird mitunter sphärisch, die Power geht dabei dennoch nie verloren. Seine Soli sind nie reiner Selbstzweck, sondern passen sich, gerade in Verbindung beziehungsweise im Kampf mit dem Keyboard, sehr gut in die Songs ein und sind wahrlich hörenswert. Die klassischen Einflüsse sind vorhanden, bleiben aber im Hintergrund. Es ist offensichtlich, dass das Hauptaugenmerk auf dem Zusammenspiel von Gitarre und Keyboard lag.
Das Schlagzeug ist solide und straight, kann dadurch aber keinen Originalitätspreis gewinnen. Das muss es allerdings auch nicht, da über dem Projekt zwar das Siegel "Progressiv" steht, wir aber weit entfernt von fiesen Rhythmuswechseln und halsbrecherischen Gitarren-Solo-Attitüden an die Musik von ANGEL OF EDEN herangeführt werden.
Tja, und jetzt der große Knackpunkt: Wir erinnern uns an die Urlaubsplanung, ja? Mein Eiffelturm bei ANGEL OF EDEN war Carsten Schulz. Wegen seines Einsatzes am Mikro bin ich überhaupt erst auf dieses Projekt aufmerksam geworden, da ich im Allgemeinen ein großer Fan von EVIDENCE ONE und ganz im Speziellen von "Lizard" Schulz am Gesang bin. Nach dem mehrmaligen Hören von "The End Of Never" bin ich schlichtweg enttäuscht, da Schulz zwar ein großer Rock- und Heavy-Metal-Sänger ist, in diesem zum Teil fast schon italienisch anmutenden Power/Fantasy-Metal-Werk aber einfach deplaziert wirkt. Das liegt einerseits an seiner Stimme, andererseits aber auch an den etwas einfallslosen Gesangs-Arrangements. Es ist permanent der Versuch, den EVIDENCE ONE-typischen Gesang mit Fantasy-Keyboard-Metal zu kombinieren. Und das klappt leider nicht. Deswegen sind die klaren Highlights von "The End Of Never" die Instrumentalstücke, darunter vor allem 'Return Of The Pharaoh (Pt. I + II)'.
Fazit: Und der Urlaub ist dennoch gerettet, denn über die Enttäuschung am Gesang helfen definitiv die genialen Gitarrenarrangements, verbunden mit einem virtuosen, aber nicht dominierendem Keyboard, hinweg. Insgesamt ist das Songwriting also mehr als überzeugend. Die Produktion macht das Album ebenso druckvoll wie glasklar, Note eins. Für mich muss sich moderner Power Metal in Verbindung mit klassischen Elementen genauso anhören. Sollte irgendwann der nächste Urlaub anstehen, hoffe ich auf eine weitere Einladung des ANGEL OF EDEN.
Anspieltipps: Return Of The Pharaoh (Pt. I) + (Pt. II), The Battle Of 1386, Angel Of Eden
- Redakteur:
- Julian Rohrer