ANGEL OF MERCY - The Avatar (Reissue + Bonus)
Mehr über Angel Of Mercy
- Genre:
- US-Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Shadow Kingdom
- Release:
- 01.06.2018
- In The Beginning
- Angel Of Mercy
- Chained To A World
- Soul Searcher
- Break Away
- Metamorphosis
- The Avatar
- Victim Of The Change
- Journey To The Master
- The Last Encounter
- The Succubus
- The Succubus
- Soul Searcher
- The Avatar
- The Last Encounter
- Enter The Abyss
- In The Beginning
- Angel Of Mercy
- Metamorphosis
- The Journey Begins
- Chained To A World
Obskure US-Metal-Rarität bekommt Frischzellenkur spendiert.
Im Zuge der aktuellen Wiederveröffentlichungswelle fördern die Plattenlabels bzw. Bands aus ihren staubigen Archiven auch die eine oder andere obskure Rarität zutage, die seit Jahr(zehnt)en vergriffen ist und für welche der geneigte Sammler auch gerne mal Beträge im vierstelligen Bereich locker macht. Doch um den übertriebenen Sammelwahn und dessen illustre Auswüchse soll es hier nicht gehen, sondern um die Scheibe "The Avatar" der Amerikaner ANGEL OF MERCY, die jedoch zweifelsohne in diese Kategorie der obskuren Raritäten einzuordnen ist. Ursprünglich ist das Album im Jahr 1987 (in limitierter Auflage) erschienen und ist bis heute die einzige Veröffentlichung von ANGEL OF MERCY. Dazu muss gesagt werden, dass es damals für klassische Heavy Metal Bands schwer war, ein Label zu finden, welches bereit ist, die Musik zu veröffentlichen. Gerade in den USA, denn vor allem dort war die Masse an fähigen Bands groß, den Durchbruch schafften aber nur die wenigsten. Hinzu kommt, dass sich die Musikwelt zu dieser Zeit gerade in einem Umbruch befand, und die Nachfrage nach klassischem Metal nicht besonders groß war. So bekamen viele wirklich gute Gruppen nicht annähernd die Aufmerksamkeit, die sie verdient gehabt hätten und verschwanden entweder komplett von der Bildfläche oder versanken in der Bedeutungslosigkeit.
ANGEL OF MERCY wurde bereits 1980 gegründet, bis das Lineup komplett war und genügend Songs für ein Album geschrieben waren, dauerte es jedoch mehrere Jahre. "The Avatar" wurde damals komplett in Eigenregie aufgenommen und ist als private Pressung in streng limitierter Auflage erschienen. Zu den Haupteinflüssen der Band zählten KISS, RUSH, JUDAS PRIEST, BLACK SABBATH und LED ZEPPELIN. Von IRON MAIDEN haben die Jungs nach eigenen Angaben zum ersten Mal gehört, als bereits alle Songs für "The Avatar" im Kasten waren. Aus heutiger Sicht absolut unvorstellbar, aber auf jeden Fall eine witzige Anekdote. Die Wiederveröffentlichung kommt neben dem originalen Album (natürlich remastert) mit einer Bonus-Disc daher, die neben diversen alternativen Versionen der bereits bekannten Songs (aus verschiedenen Aufnahmesessions) auch einen komplett neuen bzw. bisher unveröffentlichten Track enthält. Wer sich zum Kreis der glücklichen Besitzer der Originalpressung zählen kann, bekommt also definitiv einen Anreiz, sich auch die CDs zuzulegen. Das Remaster ist übrigens ganz gut gelungen, man hört zwar schon noch, dass die Mucke bereits einige Jährchen auf dem Buckel hat, aber insgesamt wurde hier gute Arbeit geleistet und das alte Material zeitgemäß aufbereitet. Das Coverartwork gewinnt zwar keinen Schönheitspreis (im Jahr 2018 noch weniger als damals), aber immerhin ist es das Original.
Musikalisch wird klassischer US-Metal geboten, wie er zu dieser Zeit zelebriert wurde. Vergleichbar meiner Meinung nach noch am ehesten mit den Frühwerken von VICIOUS RUMORS, gelegentlich fühlt man sich auch an andere Bands aus dieser Zeit erinnert. Geschwindigkeitstechnisch wildert ANGEL OF MERCY zumeist in moderaten Gefilden, gelegentlich wird aber auch mal aufs Gaspedal gedrückt. Auch der Gesang kommt US-Metal-typisch daher, also hauptsächlich klar mit eingestreuten Kreischeinlagen. Bis auf diese ist der Gesang auch eher weniger hoch, was mir aber sehr gut gefällt und auch wunderbar zu den Songs passt. Wer mit diesem Musikstil etwas anfangen kann, dem dürfte "The Avatar" spätestens beim zweiten Track 'Angel Of Mercy' ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern, denn auch 30 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung rocken die Songs immer noch. Interessanterweise gefallen mir sogar einige Versionen von der Bonus-CD besser als die Originale, obwohl da die Soundqualität meistens deutlich schlechter ist. Alles in allem gab es zwar damals schon bessere US-Metal-Scheiben, aber einen gewissen Nostalgiefaktor versprühen die Songs allemal. Genrefans dürfen bedenkenlos zugreifen, wer mit dem US-Metal der 80er nicht so vertraut ist, sollte lieber vorher mal reinhören.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Hermann Wunner