ANGRA - Angels Cry
Mehr über Angra
- Genre:
- Melodic/Bombast Metal
- Label:
- Rock Brigade/Limb Music Products & Publishing
- Unfinished Allegro
- Carry On
- Time
- Angels Cry
- Stand Away
- Never Understand
- Wuthering Heights
- Streets Of Tomorrow
- Evil Warning
- Lasting Child
Metal-Bands aus Brasilien gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Jedoch spielen alle, die ich kenne, hervorragende Musik. Da gibt’s zum Beispiel DARK AVENGER, aber vor allen Dingen muss hier ANGRA genannt werden, die Mitte des letzten Jahrzehnts zwei Weltklassealben abgeliefert haben, eines davon ist “Angels Cry“.
Kann ich mich mit dem schwachen Album “Fireworks“ oder mit den neuesten Outputs “Rebirth“ und "Hunters and Prey" (inklusive neuem Sänger) gar nicht anfreunden, liebe ich hingegen die beiden ersten Scheiben der Band. Besonders auf “Angels Cry“ gingen sie ihrem melodischen Metal mit klassischen Einflüssen am kompromisslosesten nach. Das Debüt der Band ist gleichzeitig die flotteste Scheibe der Diskografie, dennoch genauso abwechslungsreich wie spätere Werke. Das ist durchaus kein Widerspruch, wenn man sich nur mal die supergenialen Melodic-Hammersongs ’Carry On’ und ’Angels Cry’ anhört und sich ein paar Augenblicke später sanfte Klänge und gefühlvollen Gesang (’Wuthering Heights’, ’Lasting Child’) zu Gemüte führt.
Wenn man ANGRA erwähnt, muss man auch die klassische Seite der Band etwas genauer betrachten. Schon im Intro wird der Weg zu einer genialen Symbiose aus Metal und Klassik geebnet, wobei die Arrangements vom Orchester aber niemals stören, aus der Reihe fallen oder übermäßig vorhanden sind, wie etwa bei RHAPSODY. Im Gegenteil: Selten zuvor habe ich solch geniale Orchestereinwürfe wie beispielsweise in der Bridge beim Titeltrack gehört, allererste Sahne! Ausflüge ins progressive Reich wagt man auch und besteht sie mit Bravour, was der Track ’Streets Of Tomorrow’ eindrucksvoll beweist.
Auch die Produktion lässt besonders im Bezug auf ein Debütalbum keinerlei Kritik zu, was nicht sonderlich überraschend ist, immerhin produzierten mit Sascha Paeth und Charlie Bauerfeind zwei der bekanntesten und besten Metalproduzenten überhaupt.
Trotz allen Lobes gibt es auch Anlass zur Kritik. Wenn Sänger Andre Matos zu seinen Höhenflügen ansetzt, und das mit einer leicht weinerlichen Stimme mischt, ist das sicherlich gewöhnungsbedürftig und Geschmackssache. Ich erwische mich dabei, einen Song wie ’Stand Away’ anfangs weiterzuspulen, da einem der Gesang manchmal etwas zu nervig ist. Ansonsten ist Matos ein hervorragender Sänger, das hat er ja auch schon bei einigen anderen Projekten wie AVANTASIA, AINA oder bei seiner neuen Band SHAMAN bewiesen. Zu den Instrumentalisten muss man nicht viel schreiben: Geübte Hörer wissen, was die draufhaben, besonders Ricardo Confessori (Drummer) beeindruckt mich immer wieder mit seinem gekonnt abwechslungsreichen Spiel.
Viele Worte brauche ich nicht mehr zu verlieren: Wem RHAPSODY eine Nummer zu bombastisch sind und wer hochwertigen, melodischen Metal mag, wird in dieser Scheibe und im Nachfolger “Holy Land“ seine neuen Lieblinge finden!
Anspieltipps: Carry On, Angels Cry, Streets Of Tomorrow, Lasting Child
- Redakteur:
- Christian Hubert