ANGRA - Holy Land
Mehr über Angra
- Genre:
- Power / Prog
- Label:
- Rising Sun Productions / LMP
- Crossing
- Nothing To Say
- Silence And Distance
- Carolina IV
- Holy Land
- The Shaman
- Make Believe
- Z.I.T.O.
- Deep Blue
- Lullaby For Lucifer
Früher war halt doch alles besser, zumindest was ANGRA betrifft. Nach dem grandiosen Debüt "Angels Cry" hätte man es sich leicht machen können und mit "Angels Cry 2" sicherlich ähnlichen Erfolg gehabt, wie es mit "Holy Land" der Fall war. Aber man ging einen Schritt weiter: Zum ersten Mal wurden die südamerikanischen Wurzeln überdeutlich mit einbezogen.
ANGRA vermixt auf diesem Album Power/Prog-Elemente mit südamerikanischen Rhythmen und Einflüssen. Bisher gelang es keiner zweiten Band, diese Mixtur so beeindruckend zu präsentieren. Nur die Härte leidet im Vergleich zum Vorgänger etwas, was mich persönlich aufgrund von Hämmern wie 'Carolina IV' (zehn Minuten lang, mit allem, was man sich nur wünschen kann), 'Holy Land' (hier wird der brasilianische Gedanke besonders weit verbreitet) oder 'Deep Blue' (was für eine Hammerballade) überhaupt nicht stört. Dazu kommt der Opener und für mich beste ANGRA-Song 'Nothing To Say', ein unvergleichliches Stück mit einem übergenialen Rhythmus.
Die meisten Bands, die Experimente wagen, scheitern an der Eingängigkeit. Wo man bei vielen anderen Gruppen entnervt die CD weglegt, beginnt bei ANGRA erst der eigentliche Hörprozess, da man immer wieder versteckte Details findet - seien es die Orchestereinlagen, die die Brasilianer schon immer gerne benutzt haben, seien es die zum Teil vertrackten Songs oder beispielsweise Effekte wie Meeresrauschen beim abschließenden 'Lullaby For Lucifer'. Herauszuheben ist außerdem 'Make Believe', eine Demonstration der Band, wie man Balladen mit vielen Gimmicks ausschmückt und somit nie langweilig werden lässt. Ein weiteres Plus ist Sänger Andre Matos, der sich im Vergleich zum Debüt bemerkenswert gesteigert hat und seine teils nervigen Ausflüge in höhere Gefilde weitestgehend abgestellt hat. Den Rest der Instrumentalisten braucht man nicht weiter anzupreisen, Kenner wissen zu schätzen, was ANGRA musikalisch drauf hat.
Heute wissen wir, dass es ANGRA seit "Holy Land" nicht mehr gelang, dieses besondere Flair der ersten beiden Alben in den späteren Werken "Fireworks" und "Rebirth" (mit neuem Sänger) herauszukitzeln. Die ersten beiden Alben sind Pflicht und Matos schaffte es mit seiner neuen Band SHAMAN, ein größtenteils unbekanntes Album ("Ritual") zu veröffentlichen, das fast an die beiden ANGRA-Großtaten "Angels Cry" und "Holy Land" heranreicht. Diese drei CDs muss man einfach haben, zugreifen, Leute!
Anspieltipps: Nothing To Say, Carolina IV, Holy Land, Make Believe, Deep Blue
- Redakteur:
- Christian Hubert