ANGUR - Hôrt Mîn Sagen
Mehr über Angur
- Genre:
- Black / Pagan / Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 01.08.2011
- Hôrt mîn sagen
- Hagen von Tronje
- Die dunkle Not der Nibelungen
- Zweier Brüder tödlich Zwist (Hildibrands Sterbelied)
- Feuer der Flut
- Vogelweissagungen (Fafnismal)
- Erweckung der Walküre
Ein Hörspiel Für Heiden
Auch wenn in den letzten Jahren sehr, sehr viele Pagan-Bands auf der Bildfläche erschienen sind und diese die Edda rauf und runter besungen haben, fällt mir spontan keine Kapelle ein, die sich mit den Nibelungen beschäftigt hat. Vielleicht weil gerade diese Thematik noch ein wenig Reiz bietet, haben sich die Pfälzer ANGUR (unter anderem) diesem Sagenschatz angenommen.
Zwar findet auf „Hôrt Mîn Sagen“ auch klassische Götterlieder, aber ein wichtiger Teil der Platte befasst sich mit Siegfried, Hagen und Kriemhild. Gleich die ersten drei Lieder 'Hôrt Mîn Sagen', 'Hagen Von Tronje' und 'Die Dunkle Not Der Nibelungen' erzählen die gesamte Siegfried-Saga in Kurzform. Die detailgetreue Erzählweise fällt dabei sehr positiv auf. So ist zum Beispiel die erste Strophe des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes der Refrain des Titeltracks. Germanisten können also auf Anhieb mitsingen.
Im weiteren Verlauf des Albums werden andere Geschichten der jüngeren Edda und germanischen Mythologie behandelt, unter anderem auch das Hildebrands Sterbelied (in 'Zwei Brüder Tödlich Zwist') oder auch Fáfnismál (bei 'Vogelweissagungen'). Jeder, der Spaß an Mythologie hat, wird sich hier fühlen wie ein Krieger in Walhalla.
Wer weniger mit den alten Heldensagen anfangen kann und stattdessen auf folkige Melodien steht, wird sich wahrscheinlich mehr auf die eingängigen Klänge von Drehleier und Flöte konzentrieren, die sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen. Wiederum kommen Freunde von schwarz-metallischen Tönen auch immer wieder auf ihre Kosten. Beispielsweise bei 'Zweier Brüder tödlich Zwist' kommen peitschende und treibende Rhythmen zum Einsatz und erinnern anderseits mit hymnenhafter Epik an Viking- und Pagan-Black-Kapellen wie VARG oder MINAS MORGUL.
Man muss den Frankenthalern wirklich zugestehen, dass sie eine breite Palette an Stilmitteln auffahren, den neben den bereits erwähnten Elementen, ist auch die gesangliche Front breit aufgestellt. Neben Black-Metal-Gekeife und epischer Stimmlage, kommt auch leicht gotischer Frauengesang zum Einsatz, der zwar sicherlich noch Verbesserungspotentiale aufweist, aber für ein Debütalbum schon ziemlich ambitioniert daherkommt. Insgesamt kann man den Sound von ANGUR als starken Stilmix aus Pagan, Black, Viking, Folk und Epic Metal zusammenfassen.
Sucht man allerdings nach kleinen Kritikpunkten so fällt auf, dass das Erzählen der alten Sagen manchmal eine zu dominante Rolle einnimmt. Stellvertretend dafür kann das siebenminütige 'Erweckung Der Walküre' angeführt werden. Dieser Track zieht sich wie Kaugummi und ist abseits von der in den Lyrics vorgetragenen Geschichte nur mäßig interessant.
Nichtsdestotrotz ist „Hôrt Mîn Sagen“ ein sehr gutes Album mit nur wenigen Schwächen, die mit ein wenig mehr Erfahrung und einem engagierten Label im Rücken (danach suchen die Pagan-Metaller momentan noch) behoben werden können. Fans von deutschem Heidenstahl werden aber in jedem Fall mit diesem Debütalbum glücklich werden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Adrian Wagner