ANIMALS AS LEADERS - The Madness Of Many
Mehr über Animals As Leaders
- Genre:
- Instrumental Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Sumerian Records
- Release:
- 11.11.2016
- Arithmophobia
- Ectogenesis
- Cognitive Conortions
- Inner Assassins
- Private Visions Of The World
- Backpfeifengesicht
- Transcentience
- The Glass Bridge
- The Brain Dance
- Apeirophobia
Can I play with madness?
ANIMALS AS LEADERS hat über die letzten Veröffentlichungen eine beispiellose Karriere hingelegt. War das selbstbetitelte Debüt (2009) noch ein Insider-Tipp unter Prog-Nerds, wurde dem letzten, dritten Album "The Joy Of Motion" (2014) großes Interesse entgegengebracht und bedeutete den Durchbruch für das Trio um das Gitarrenwunder Tosin Abasi. Headliner-Tourneen sind seitdem die Regel, statt die Ausnahme.
ANIMALS AS LEADERS ist seit jeher dafür bekannt, technisch hoch versiert, Virtuosität mit einer unfassbaren Leichtigkeit zu verbinden, sodass die Songs geradezu eingängig wirken. Doch das gilt nur bedingt für "The Madness Of Many", welches sicherlich das technischste und härteste Werk der Amis ist. Zugleich muss ich aber auch gestehen, dass mir die wuchtigere Ausrichtung auf Anhieb leichter reingeht, als die leichtfüßigere Variante von "The Joy Of Motion" und "Weightless" (2011), welche sich mir erst lange nach der Veröffentlichung richtig offenbarten. Damit einher geht auch der Eindruck, dass das Trio anno 2016 offenbar ein Album veröffentlichen wollte, das eher mit technischen Kabinettstücken aufwartet, als mit songdienlichem Material - eine Feststellung, die nach mehreren Durchläufen allerdings nicht mehr haltbar ist. Zwischen den absurd vertrackten Rhythmen, schrägen Jazz-Akkorden und schwindelerregenden Soli, finden sich immer wieder kurzweilige Melodieläufe (beispielsweise 'Inner Assassins', 'Private Visions Of The World', 'Transcentience'), die wie ein roter Faden durch das wirre Notennetz schlängeln. Doch eins nach dem anderen.
Schon kurz nach dem orientalischen Intro in 'Arithmophobia' (was ein kongenialer Albumtitel gewesen wäre), wird sofort deutlich, wer hier musiziert. Denn ANIMALS AS LEADERS fährt einen einzigartigen Trademark-Sound, welcher definitiv Bestandteil ihres Erfolgs ist. 'Arithmophobia' nimmt den Hörer mit auf eine rasante Fahrt durch Prog, Djent, Fusion und Jazz, wie es keine zweite Band vermag. 'Ectogenesis' dürfte dann zu den groovigsten Tracks gehören, die ANIMALS AS LEADERS bisher geschrieben hat. Definitiv eine der stärksten Nummern auf dem Album, inklusive einem unmenschlichen Stakkato-Part, der an das 'Woven Web' (2014) erinnert. Wie der Spagat zwischen Melodie und Härte, Technik und Dynamik sinnvoll umgesetzt werden kann, wird in 'Backpfeifengesicht' deutlich, der nicht nur aufgrund seines Titels auffällt. Dass der Abschluss des Albums mit prominentem Einsatz der Akustikgitarre in 'The Brain Dance' und 'Apeirophobia' geradezu besinnlich ausfällt, ist ein dankbarer Zug der Band, da nervöse Nebenwirkungen sonst bestimmt nicht ausgeschlossen wären.
Ja, es wird einem beim Hören von "The Madness Of Many" immer wieder klar, dass diese Herren nicht von dieser Welt kommen können. Dabei spielt der eigentliche Protagonist nicht Gitarre, sondern Schlagzeug - was Matt Garstka hier zum Besten gibt, ist nicht in herkömmliche Muster zu kategorisieren. Wie er sich der Musik hinzugeben scheint und mit ihr verschmilzt, ist ganz große Spielkunst. Schade ist bloß, dass das Schlagzeug so knochentrocken abgemischt wurde, die Songs kämen sonst bestimmt noch mehr zum Leben, was live unlängst bewiesen wurde.
Für "The Madness Of Many" muss man Nerven haben, die zehn Stücke erfordern nämlich permanent alles vom Hörer ab. Doch wer sich dem Wahnsinn hingibt, wird reich entlohnt.
ANIMALS AS LEADERS legt die eigene Messlatte beängstigend hoch und veröffentlicht ein Album, welches im instrumentalen Prog schwer zu toppen sein wird.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke