ANKOU - Zwielicht
Mehr über Ankou
- Genre:
- Alternative Folkrock
- The Ripper Of Berlin
- Flusskind
- Black Tulip
- Der gute Nachtvampir
- Seligkeit
- 1000 Jahre Inzucht
- Kampfesmüde
- Pestgesang
- The Infant Empress
- Epitaphs
- 5. Juli, 4 Uhr früh
- Der Wind im Weizenfeld
Es gibt tatsächlich noch eine alternative, von den Mühlen der Marketingwelt weitestgehend unbehelligte Musikszene in deutschen Landen, die man allerdings vor allem in Clubs und kleinen Locations live genießen darf und eher selten auf CDs, zumal man sich diese Eigenpressungen zumeist nur im Ausnahmefall auch qualitativ antun möchte. ANKOUs "Zwielicht" bildet da eine solche angenehme Ausnahme, die sich sowohl live als auch in Scheibenformat gepresst genießen lässt; doch dazu später mehr. In Lokalkreisen gibt es eine ganze Zahl weitläufig unentdeckter Genussperlen; und die Band, um die es hier gehen soll, gehört zu den Lokalmatadoren aus dem Umkreis Kassel. Da die Truppe derzeit zwei neue CDs einspielt und abmischt, halte ich den Zeitpunkt für passend, euch ihr Erstlingswerk von 2001 etwas näher zu bringen. Die reinen Metaller können jetzt allerdings wegklicken, denn ANKOU spielen eine Mischung aus Folk (nicht nur mit Einflüssen von den Inseln, sondern in einem europäischen Rundumschlag), Liedermacherstil, Gothic, Bluegrass, Jazz, Grunge, Urban und Klassik, bevorzugt in akustikinstrumentarischem Klangbild gehalten.
Klingt wild? Ist wild. Ich habe ANKOU bislang zweimal live erlebt und kann behaupten: Große Bands können sich von so viel Spielfreude, Facettenreichtum, Spontaneität und instrumental vielseitigem Können eine dicke Scheibe abschneiden. Auf der Bühne ist auch wilder Instrumentenwechsel angesagt: Mandoline, Tin Whistle, Didgeridoo, Saxophon, Cello, Violine, Gitarren, Klavier, Maultrommel, Djembe und andere Percussions finden auf "Zwielicht" Verwendung, den Gesang teilen sich die Musiker – im Wortsinne; hier geht es um die Musik und nicht ums Geld – je nach Bedarf. Die Texte sind in Deutsch und Englisch gehalten und ebenso verschiedenartig wie die einzelnen Songs auf diesem Album. Von ausgelassener Fröhlichkeit mit manchmal schon schwer alberner Verspieltheit und Groteske – die auf der Bühne noch stärker zum Tragen kommt – bis hin zu dunkeltrauriger Melancholie könnt ihr alles finden. Die herrlichen Balladen, die den größeren Anteil ausmachen, sind es dann auf dem Album auch, die es mir besonders angetan haben, gerade die beiden Vampirgeschichten sind mir zu zeitlosen Klassikern geworden, aber auch die ausgelassenen, ungewöhnlichen Stücke haben ihren Reiz, der aber live viel besser greift oder bei Partylaune. Wer bei "Der Wind im Weizenfeld" – spartanisch durch Klavier und den himmlischen Gesang von Verena in Szene gesetzt – nicht schwermütig aufseufzen muss, ist vermutlich bereits herztot und weiß es nur noch nicht. Mein Sohn zumindest schläft bei dem Song gern und zufrieden ein, was jetzt nicht auf langweilige Monotonie schließen lassen soll, nicht wahr.
Die von ANKOU erzählten Geschichten laden zum Schmunzeln ein, zur Nachdenklichkeit, Traurigkeit – ganz egal in welcher Nuance, das Interesse am Zuhören bleibt textlich wie musikalisch stets geweckt. "Zwielicht" gehört zu jenen wunderbaren Alben, mit denen man sich erst zögerlich und unter aktivem Zuhören anfreundet und die man dann auf lange, lange Zeit lieb gewinnt und immer wieder hervorkramt, wenn man von allem Einheitsbrei und Mainstream mal wieder die Faxen dicke hat. Dass die Professionalität der Aufnahme nicht mit der Studioqualität einer Labelproduktion zu vergleichen ist, sehe ich in diesem Falle als Vorteil, denn es bleibt ausreichend Live- und Jamsession-Feeling erhalten und das lässt das Sympathie-Punktekonto zusätzlich klingeln.
Bleibt mir also nur der Aufruf an die musikalisch beweglich Gebliebenen unter euch: Setzt euch mit der sympathischen Band in Verbindung und ordert euch dieses Scheibchen, das leider im Handel nicht zu haben sein dürfte:
Axel Garbelmann
0561 – 703 697 4
axelgarbelmann@hotmail.com
Euch erwartet eine Stunde ganz besonderer Musik, die man nicht alle Tage finden wird.
Anspieltipps: Der gute Nachtvampir; Pestgesang, Infant Empress, Epitaphs, Der Wind im Weizenfeld
- Redakteur:
- Andreas Jur