ANNISOKAY - Abyss Pt. 1 (EP)
Mehr über Annisokay
- Genre:
- Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Arising Empire
- Release:
- 22.09.2023
- Into The Abyss
- Human
- Ultraviolet
- Throne Of The Sunset
- Calamity
- Time
ANNISOKAY zeigt auf der neuen EP eine bisher unbekannte, düstere Seite, ohne dabei sperrig zu werden.
Die Metalcore-Combo ANNISOKAY aus Halle hat in ihre Musik stets eine ordentliche Prise Pop-Appeal eingeflochten und trotz tief dröhnender Gitarren eine gewisse Leichtigkeit an den Tag gelegt. Auf "Abyss Pt. 1" zeigt sie nun eine düstere, schwerere und wesentlich ernstere Seite als zuvor. Somit ist das neue Output keinesfalls eine Weiterführung oder gar Kopie des 2021er "Aurora"-Albums, sondern zeigt in weiteren Facetten das Können der Band.
Doch bevor wir tiefer in die neue EP einsteigen, sei kurz ein Besetzungswechsel vermerkt: Bassist Norbert Rose wurde durch Peter Leukardt ersetzt, der in der Vergangenheit bereits u.a. maßgeblich an Videodrehs beteiligt war und häufiger als Aushilfe den Viersaiter betätigt hat. Bemerkenswert ist Norbert Roses Ausstieg deshalb, weil er neben Mastermind Christoph Wieczorek das einzig verbliebene Gründungsmitglied einer Band war, die bereits zahlreiche Wechsel im Line-Up verbucht. Darüber hinaus war er auch an den Lyrics beteiligt. Das wird kein leichter Abschied gewesen sein und wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.
Direkt fällt auf, dass "Abyss Pt. 1" im Gegensatz zu bisherigen Releases von ANNISOKAY mit dem saftigen Intro "Into The Abyss" versehen wurde. Und das macht, was ein gutes Intro ausmacht: Die Melodie saugt einen ein, lässt alles andere vergessen und bereitet den Kopf auf das vor, was nun folgen wird. Darüber hinaus lässt Gitarrist und Clean-Vocalist Christoph Wieczorek erstmalig Vibrato in seiner Stimme zu, was dem kurzen Gesangspart eine ganz besondere Note verleiht.
So sanft bleibt es allerdings nicht: 'Human' lässt den Hörer allerdings direkt auf dem Boden der Tatsachen zerschellen - es wird düster, brachial und gnadenlos. Diese Düsternis spiegelt sich auch im Songtext wieder: Besungen werden die Schattenseiten der Menschheit und schaut man sich Lyrics auf dem Vorgänger-Album "Aurora" an, das mit 'Bonfire Of The Millenials', 'STFU' und 'Face The Facts' mahnend den Zeigefinger hob, könnte man meinen, ANNISOKAY hat den Glauben an jene Menschheit nun verloren. Passend dazu wurde 'Human' mit einem heißen Anwärter auf den Breakdown des Jahres versehen, was den Eindruck der Ausweglosigkeit noch steigert.
Diese Schwere wird fortgeführt auf 'Throne Of The Sunset', dem Quasi-Cover 'Calamity' und 'Time', das bereits 2021 veröffentlicht wurde und sich dennoch perfekt in "Abyss Pt. 1" einfügt: 'Throne Of The Sunset' profitiert enorm von den trockenen, fast heiseren Screams von Rudi Schwarzer und ist für mich der beste Track der EP. Hier gesellt sich eine ordentliche Portion Melancholie im Soundgewand dazu und der innere Blick bleibt haften auf der Unveränderbarkeit der Dinge. Auch die sich überfrachtenden Clean-Vocals am Schluss machen den Song interessant. Für 'Calamity' wurde 'Remedy' von LEONY im ANNISOKAY-Stil gecovert und die Lyrics ins Gegenteil gekehrt, sodass wir auch hier wieder trotz Tanzbarkeit mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert werden.
Alles finster also auf "Abyss Pt. 1"? Nicht ganz! Der Lichtblick der EP ist 'Ultraviolet'. Hier kommt wieder die Schwerelosigkeit zum Vorschein, die ANNISOKAY auf vorherigen Releases stark gemacht hat. Der Song hätte auch wunderbar aufs Vorgängeralbum "Aurora" gepasst. Es wird verspielter und elektronischer. Besungen wird eine innige Vertrautheit, bei der die Beteiligten eine wunderschöne Verletzlichkeit voreinander zulassen.
Doch dieses kurze Aufatmen ändert nichts daran, dass "Abyss Pt. 1" insgesamt vor allem melancholisch, düster und schwer ist. Diese Seite kennt man zwar auch von ANNISOKAY, allerdings nur von einzelnen Songs auf diversen früheren Alben. In dieser Menge ist das neu, allerdings auch gut durchdacht, wenn man das Niveau von "Aurora" halten möchte, ohne sich selbst zu kopieren. Denn in dieser ganzen Düsternis zeigen sich vor allem auch die Qualitäten die Band, die bei starkem Songwriting anfangen und beim hohen Skill-Niveau der Musiker längst nicht aufhören. Und trotz der Schwere der EP behalten die Songs die Eingängikeit, die man von ANNISOKAY gewohnt ist.
Das macht Laune auf den zweiten Teil dieses Kurzspielers und wir dürfen gespannt sein, ob die Schwere von "Abyss Pt. 1" weitergeführt wird oder wir eher ein Gegenstück präsentiert bekommen. Diese Frage stellt sich auch beim Artwork, das eine Gesichtshälfte zeigt, die am Rand bereits dunkle Schatten zeigt. Entworfen wurde dieses übrigens von Chris Valentine, der bereits das Cover für das ANNISOKAY-Debütalbum "The Lucid Dream(er)" beigesteuert hat.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper