ANNISOKAY - Abyss Pt. II
Mehr über Annisokay
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Arising Empire
- Release:
- 11.04.2025
- Get Your Shit Together
- Never Enough
- Oblivion
- Any Given Day
- Into the Gray
- Inner Sanctum
Diese EP hebt die Band nochmal auf ein ganz neues Level.
Mit "Abyss Pt. II" legt ANNISOKAY eine EP vor, die eindrucksvoll unter Beweis stellt, wie konsequent sich die Band in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Wo frühere Veröffentlichungen oft zwischen melodischem Metalcore und experimentellen Elementen pendelten, zeigt sich die Band hier klarer, brutaler und auf einem neuen kreativen Höhepunkt. Es ist, als hätte ANNISOKAY ein neues Kapitel aufgeschlagen – mit einem Sound, der entschlossener denn je klingt.
Bereits der Opener 'Get Your Shit Together' entfacht einen Sturm aus Doublebase-Gewittern, peitschenden Riffs und aggressiven Shouts, der keinen Zweifel daran lässt, wohin die Reise geht: tief hinein in emotionale Dunkelheit, in persönliche Abgründe, aber stets mit einem Schimmer Entschlossenheit am Horizont. Die Band schafft es, Härte nicht als reines Stilmittel zu verwenden, sondern als Ausdruck eines inneren Zustands – roh, direkt, ungeschönt.
'Never Enough' ist einer der Tracks, der das emotionale Zentrum der EP bildet. Zwischen verzweifeltem Ausbruch und hymnischem Refrain wird deutlich, wie sehr sich die Jungs auf ihr Gespür für Kontraste verlassen können. Harte Strophen mit erbarmungslosen Screams treffen auf melodische Hooks, die sich festsetzen, ohne dabei jemals ins Kitschige abzudriften. Die Produktion ist dabei ebenso ein starker Punkt: fett, klar und dennoch mit genug Raum für atmosphärische Feinheiten.
Besonders spannend ist 'Oblivion', ein Song, der nicht nur musikalisch massiv nach vorne geht, sondern auch textlich Wucht transportiert. Es geht um Kontrollverlust, um Überforderung, um eine Welt, die brennt – und doch steht in der Mitte dieses Chaos eine Stimme, die sich Gehör verschafft. Die Hallenser wirken auf dieser EP kompromissloser denn je. Sie experimentieren mit elektronischen Texturen, lassen sich auf rhythmische Brüche ein, spielen mit Strukturen – und verlieren dabei nie die Kontrolle über ihren Sound.
Ein echtes Highlight ist auch 'H.A.T.E.', das mit seinem düsteren Groove und der fast schon industrial-angehauchten Produktion atmosphärisch hervorsticht und doch zum mitsingen einlädt. Hier vereinen sich Härte und Klangdesign auf hohem Niveau. Man spürt: Diese Band hat sich etwas vorgenommen – und sie liefert ab.
Was "Abyss Pt. II" so besonders macht, ist nicht nur die Härte, sondern die Art, wie sie eingesetzt wird. Sie wirkt nie aufgesetzt oder plakativ, sondern stets als logische Konsequenz der Themen, die behandelt werden. Die Songs atmen den Schmerz, die Wut, die Zerrissenheit – aber auch die Hoffnung auf Selbstbehauptung. Es ist ein emotional forderndes Hörerlebnis, das auch nach mehreren Durchläufen nicht an Intensität verliert.
Im Vergleich zum ersten Teil der Abyss-Reihe wirkt Teil II reifer, fokussierter und druckvoller. Die Songs fließen organisch ineinander, ohne dabei an Eigenständigkeit zu verlieren. Die EP fühlt sich nicht wie eine bloße Fortsetzung an, sondern wie ein konsequenter nächster Schritt – künstlerisch und musikalisch. Mit "Abyss Pt. II" hebt sich ANNISOKAY endgültig aus dem Mittelfeld der Metalcore-Szene heraus und zeigt, dass man bereit ist, Grenzen zu verschieben. Diese EP ist wuchtig, intensiv und voller Energie – und vor allem: sie macht Lust auf mehr.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Chris Schantzen